|
Zunft zur Schiffleuten, 1425-2016 (Fonds)
Title: | Zunft zur Schiffleuten |
Inhalt und Form: | Die Unterlagen der Zunft zur Schiffleuten bestehen aus zwei Teilen. Der erste Teil beinhaltet Urkunden und Akten von 1425 bis 1827 aus dem Eigentum der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich AGZ. Der zweite Teil enthält Unterlagen, die der Zunft zur Schiffleuten gehören und mehrheitlich aus dem 20. Jahrhundert stammen. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Protokolle, Korrespondenz, Unterlagen zu den Finanzen und zum Mobiliar bzw. zum Zunftschatz sowie zu den Mitgliedern und zu Veranstaltungen. |
Andere Namen: | Zunft zum goldenen Engel Zunft zum Anker Zunft zum goldenen Anker Schiffleutenzunft Schiffleuten- und Fischerzunft |
Creation date(s): | 1425 - 2016 |
Running meters: | 11.34 |
Gigabyte: | 0.18 |
Number: | 597 |
Aktenbildner: | In der Zunft zur Schiffleuten waren folgende Berufe vereinigt: Fischer, Schiffleute, Karrer, Seiler und "Tregel" (die den Landtransport besorgten). Der Fischerei kam die Hauptbedeutung zu. Sie war am ältesten, und ihr oblag die Versorgung der Bevölkerung mit "weissem Fleisch" - insbesondere zur Fastenzeit. 1489 schieden die Karrer und Träger aus der Zunft aus und konnten sich nun einer beliebigen Zunft anschliessen. Schon vor 1336 gab es eine "Niederwasser-Einung" (Flussfischer der Limmat) und eine "Oberwasser-Einung" (Zürichseefischer). Auch in dieser Branche war wie bei anderen Zünften jeglicher Zwischenhandel bei Busse untersagt. So bestand bei der Gründung der Zunft bereits eine geordnete Berufsorganisation. Die Schiffleute besorgten neben dem Frachtverkehr auf dem Oberwasser auch den regen Pilgertransport von und nach Einsiedeln. Was die Schiffleute auf dem Niederwasser (Limmat) an Waren beförderten, transportierten zu Land die Karrer auf Wagen und die Tregel (Lastenträger) auf dem Rücken. Von den Seilern weiss man, dass sie nie sehr zahlreich waren. 1637 zählte man neun Meister, im 18. Jahrhundert noch sechs bis acht. Sie bildeten innerhalb der Schiffleute ein eigenes Handwerk mit eigenen Ordnungen. 1780 erhielten sie einen gemeinsamen Werkplatz. Damals wurde der Stadtgraben zwischen Niederdorf- und Neumarkttor ausgeebnet und den Seilern überlassen, die zwischen Neumarkt und Mühlegasse ihre Werkbuden errichteten. Von den Fischern und Schiffleuten ist bekannt, dass sie von 1408 bis 1417 ihre Trinkstube im Haus "zu dem Reff" hatten. Es stand am Platz beim Rüden und war an das Haus "in der Beck", das spätere Zunfthaus der Binder und Zimmerleute, angebaut. 1425 erwarben die Schiffleute das Haus "am Stad", das am unteren Ende der Gasse lag, die zum Grossmünster hinaufführte. Damals trug es auch den Namen "zum goldenen Engel" und stand am Wasser. Die Fischer hingegen verblieben noch bis 1450 im Haus "zum Reff", das ab 1416 auch "zum Salmen" hiess. Wahrscheinlich waren es die Fischer, die dem Haus diesen Namen gegeben hatten. 1482 ging der "Salmen" an die Scherer und Bader über, später an die Zunft zur Zimmerleuten. Das dadurch frei gewordene Geld wurde zur Renovation des "goldenen Engels" verwendet, wo 1498 eine grosse Trinkstube eingebaut wurde. Der "goldene Engel" diente den Schiffleuten über 370 Jahre, bis 1798, als Zunfthaus. Mit der Helvetik wurde das Haus verkauft sowie Hab und Gut verteilt. Seit der Zeit der Restitution der Zunft konnte sie keine ihr zusagende Zunftstube mehr finden. Sie zog von Haus zu Haus. Seit 1939 ist das Hotel "Storchen" am Weinplatz Sitz der Zunft. Von hier aus sieht man direkt auf die Limmat, was den Schiffleuten besonders in den Jahren entgegenkommt, in denen sie auf dem Fluss, direkt zu ihren Füssen, das Schifferstechen organisieren. Am Sechseläuten führt die Zunft ein Langschiff, die "Limmat", mit. Es erinnert an die Hirsebreifahrt von 1576, als Schützen und Schiffer an einem Tag ins befreundete Strassburg fuhren. Sie brachten einen dampfenden Kessel Hirsebrei mit, der noch warm auf der Stube des Strassburger Bürgermeisters ankam, um zu beweisen, wie schnell im Bedrohungsfalle Hilfe aus Zürich eintreffen würde.
Zunftmeister bis 1798 Die Zunftmeister wurden für ein halbes Jahr in den Baptistalrat oder Natalrat gewählt und mussten dann pausieren, bis sie wiedergewählt werden konnten. Die Jahreszahl gibt an, in welchem Jahr ein Zunftmeister erstmals in den Rat eintrat. Wiederwahlen werden nicht mehr angezeigt, so dass die Zunftmeister nicht mehrfach aufgeführt werden.
1336 Ulrich Bäch 1337 Heinrich Lebertös 1337 Rudolf Wyss 1339 Rudolf Fulado 1342 Hans Siler, der alte 1346 Johans Teschler 1350 Heinrich Neisideller 1353 Heinrich Kalcher 1355 Jacob Fischer 1361 Hans Rümbeli 1362 Hans Neisideller, Fischer 1369 Jacob Wyss 1373 Heinrich Schwirman 1377 Hans Wyss 1384 Jost Fischer 1386 Heinrich Stubenrouch 1386 Berchtold Sumervogel, Fischer 1387 Ulrich Suter 1392 Heinrich Schifi 1399 Cùnrat Seiler 1401 Hans Sumervogel, Fischer 1405 Rudolf Altenweger 1406 Ulrich Furrer 1409 Heinrich von Richterswil, Fischer 1417 Rudolf Leimbacher 1420 Jacob Schütz, Fischer 1422 Hans Langenörli 1433 Rudolf Schmidli 1438 Jacob Bachs 1438 Hans Seiler, uff dem Rein 1440 Walther Lendi 1444 Johanns Wirz 1446 Hans Sumervogel, Fischer 1454 Johans Frei 1472 Ulrich Riggler (gest. 1489) 1477 Hans Schorer 1484 Peter Wolf, Fischer 1488 Heinrich Götz (gest. 1489) 1489 Hans Waser, der elter (gest. 1578) 1498 Hans Waser, der jung 1499 Johanns Schmidli 1502 Rudolf Lochmann 1506 Ulrich Widerkehr 1508 Heinrich Wolf (gest. 1531), Fischer 1512 Johanns Schlininger 1525 Ulrich Wädischwyler 1528 Heinrich Wunderli (gest. 1556) 1530 Heinrich Lochmann (1472-1544) 1545 Wilhelm Mig (gest. 1559) 1554 Rudolf Lochmann (1510-1557) 1557 Ulrich am Stad (gest. 1558) 1559 Ulrich Lochmann (1511-1575) 1559 Hans Waser 1566 Conrat Wädischwyler (gest. 1567) 1567 Hans Bertschinger (gest. 1588) 1575 Heinrich Wunderli (gest. 1611) 1578 Wilhelm Frei (1536-1601), Fischer 1578 Niclaus Waser (1530-1595) 1595 Heinrich Usteri (1558-1600) 1601 Hans Bertschinger (gest. 1618) 1603 Hans Usteri (1562-1632) 1606 Hermann von Schänis (1543-1609) 1607 Hans Wolf (1564-1627), Glasmaler und Buchdrucker 1607 Hans Felix Wunderli (gest. 1607) 1609 Wilhelm Waser (1562-1611) 1613 Hans Schmidli (1565-1629) 1616 Rudolf Waser (1575-1640), Seiler 1630 Hans Waser (1559-1634), Rechenschreiber 1634 Jacob Ziegler, Dr. med., (1591-1670) 1640 Hans Caspar Wolf (1596-1654) 1646 Johannes Waser (1600-1656) 1654 Hans Caspar Waser (1599-1671) 1656 Gerold Nötzli (1615-1664), Fischer 1660 Hans Jacob Waser (1626-1694) 1671 Heinrich Wüst (1628-1698), Färber 1691 Hans Jacob Wolf (1633-1693) 1693 Hans Georg Bürkli (1649-1698) 1693 Hans Caspar Wolf (1651-1715) 1696 Hans Jacob Wolf (1632-1706), Buchbinder 1706 David Holzhalb (1652-1719) 1710 Hans Heinrich Waser (1663-1735), Rechenschreiber 1713 Hans Conrad Seeholzer (1656-1719) 1715 Hans Jacob Wolf (1658-1726) 1719 Salomon Hirzel (1671-1744) 1726 Hans Conrad Wüst (1669-1745), Färber 1728 Hans Caspar Waser (1682-1763) 1739 Hans Caspar Hirzel (1675-1752) 1744 Hans Caspar Hirzel (1698-1752) 1751 Melchior Wolf (1691-1752) 1752 Jacob Christoffel Ziegler (1710-1782) 1763 Heinrich Ott (1719-1796) 1778 David Ott (1729-1798) 1780 Anton Engelhard (1730-1795), Schiffmeister 1787 Leonhard Ziegler (1752-1802)
Zunftmeister ab 1820 1820-1836 Johann Kaspar Weiss-Trachsler (1773–1836), Oberamtmann 1837-1851 Johann Conrad Ott "zur Krone" (1775–1858), Bezirksrat 1851-1876 Paul Carl Eduard Ziegler "zum Pelikan" (1800–1882), Oberst 1876-1887 Eduard Brunner (1833–1896), Verwalter der Sparkasse der Stadt Zürich 1887-1903 Philipp Heinrich Wolff (1822–1903), Pfarrer zu Weiningen 1904-1913 Eduard Brunner (1874–1935), Pfarrer zu Grüningen, Veltheim und Niederuzwil 1913-1919 Rudolf Sprüngli-Schifferli (1847–1926), Schokoladefabrikant 1919-1931 Ernst Bernhard Heinrich Waser (1887–1941), Professor und Kantonschemiker 1931-1956 Hermann Sprüngli-Blumer (1891–1956), Confiseur und Kaufmann 1956-1958 Paul Gysin (1887–1966), Sekretär der Steuerrekurskommission 1958-1971 Richard Sprüngli (1916–2013), Confiseur und Kaufmann 1971-1983 Rudolf Farner (1917–1984), Werbeberater und Unternehmer 1983-1989 Hans Wysling (1926–1995), Professor für Germanistik 1989-1999 Thomas Holzer (geb. 1937), Kaufmann 1999-2004 RoIf Wyss (geb. 1943), Rechtsanwalt 2004-2011 Thomas Sprecher (geb. 1957), Rechtsanwalt 2011-2020 Peter K. Neuenschwander (geb. 1956), Rechtsanwalt ab 2020 Claude Lambert (geb. 1964), Rechtsanwalt
Benutzte Quellen und Literatur: Honegger, Andreas: Zürcher Sechseläuten. Constaffel und die 25 Zünfte, Zürich 2003, S. 46-49. Schnyder, Werner: Die Schicksale der Zürcher Zunftarchive, in: Schwarz, Dietrich / Schnyder, Werner (Hg.): Archivalia et Historica. Arbeiten aus dem Gebiet der Geschichte und des Archivwesens, Zürich 1958, S. 113–119. Schnyder, Werner: Die Zürcher Ratslisten, 1225 bis 1798, Zürich 1962. Sprecher, Thomas: Geschichte der Zunft zur Schiffleuten von Zürich, Küsnacht 2017. |
Fondsgeschichte: | Wie andere Zünfte verteilte auch die Zunft zur Schiffleuten am Ende des Ancien Régimes ihr Vermögen auf die Zünfter und verkaufte am 23.06.1798 auf offener Gant ihr Zunfthaus, das Haus zum Goldenen Engel (an der Schifflande 32), an ihren Zünfter Rudolf Freudweiler, Obmann der Seiler, für 9800 Gulden. Bei diesem Anlass wurde auch das Zunftarchiv aufgeteilt. Dank des Zünfters und Geschichtsprofessors Hans Heinrich Vögeli (1810-1874) konnte ein Teil des Archivs gerettet werden. 1852 vertraute er der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich AGZ Urkunden, Akten und ein Zunftprotokoll von 1660-1679 an. Diese Schenkung wurde 1860 durch Unterlagen ergänzt, die ein weiterer Zünfter, Spitalpfleger Leonhard Ziegler im Egli (1782–1854), der Antiquarischen Gesellschaft vermachte. Diese Unterlagen sind heute noch Eigentum der Antiquarischen Gesellschaft und befinden sich seit 1897 als Depositum im Staatsarchiv (W I 4.1 – W I 4.75). In den Jahrzehnten, in denen die Zunft von Haus zu Haus zog, blieb das Zunftarchiv ausgelagert und befand sich seit 1983 im Altbau der Firma Lindt und Sprüngli in Kilchberg. Am 22.08.2009 beschloss die Vorsteherschaft der Zunft zur Schiffleuten, das Archiv im Staatsarchiv des Kantons Zürich zu hinterlegen. Mit Ablieferung 2010/014 gelangten die Unterlagen, die mehrheitlich aus dem 20. Jahrhundert stammten, ins Staatsarchiv und wurden mit der gleichen Bestandessignatur wie die bereits vorhandenen Urkunden der AGZ von März 2018 bis April 2020 von Pascal Pauli erschlossen. Während der Erschliessung kamen mit Ablieferung 2019/007 weitere Protokolle der Vorsteherschaft 2000-2008, Berichte von Anlässe 2004-2008 und die Jahresrechnungen 1960-2015 hinzu. |
Legal status: | Öffentliche Körperschaft (1336-1866) Verein (ab 1866) |
Access regulations: | Es gelten die gleichen Schutzfristen wie für staatliche Unterlagen. Einsichtsbewilligungen für noch nicht zur Benutzung freigegebene Unterlagen erteilt der Zunftmeister oder der Zunftarchivar. Für die Unterlagen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich AGZ gelten ebenfalls die gleichen Schutzfristen wie für staatliche Unterlagen. Ausleihen an externe Stellen müssen vom Präsidium der AGZ bewilligt werden. Ebenso ist für die Benutzung noch nicht freigegebener Unterlagen eine Einsichtsbewilligung des Präsidiums der AGZ oder einer von dieser bezeichneten Stellvertretung notwendig. |
Publications: | Sprecher, Thomas: Geschichte der Zunft zur Schiffleuten von Zürich, Küsnacht 2017. |
Related material: | Register der Archivlade, Kat 236 c Regesten zu den Urkunden W I 4.1 – W I 4.74, Kat 236 d Verzeichnis der von Spitalpfleger Ziegler im Egli an die Zunft zur Schiffleuten abgegebenen Schriften, KAT 236 e Zunftgeschichten, StAZH Bib. De 255 - De 257 Diverse kleinere Schriften, StAZH Bib. De 24.3 Diverse Druckschriften, StAZH Bib. III Pb 7/6 (2) Zentralbibliothek Zürich, ZA Schi 1-13; Ms. G 233b; Ms. J 127-129; Ms. V 460; Ms. W 461 |
Bestände: | W I 4 |
Level: | Fonds |
Weblinks: | Website der Zunft zur Schiffleuten |
|
Related units of description |
Related units of description: | Siehe: KAT 236 c Antiquarische Gesellschaft in Zürich: Altes Register der Archivlade der Zunft zur Schiffleuten (W I 4), 18. Jh. (Subdossier)
Siehe: KAT 236 d Antiquarische Gesellschaft in Zürich: Urkunden der Zunft zur Schiffleuten, Regesten (W I 4.1 - W I 4.74), 1900 (ca.) (Subdossier)
Siehe: KAT 236 e Antiquarische Gesellschaft in Zürich: Verzeichnis der von Spitalpfleger Ziegler im Egli an die Zunft zur Schiffleuten abgegebenen Schriften (W I 4), 1860.03 (Subdossier)
Siehe: Antiquarische Gesellschaft Zürich AGZ, Zürich, 0410 (ca.)-2022 (Fonds)
|
|
Usage |
Permission required: | [Leer] |
Physical Usability: | Uneingeschränkt |
Accessibility: | [Leer] |
|
URL for this unit of description |
URL: | https://suche.staatsarchiv.djiktzh.ch/detail.aspx?ID=471050 |
|
Social Media |
Share | |
|
|