|
Zunft zur Saffran, 14. Jh.-1973 (Fonds)
Title: | Zunft zur Saffran |
Inhalt und Form: | Protokolle ab 1662 (mit Lücken im 17. Jahrhundert), Mitgliederverzeichnisse und Jahresrechnungen bilden den Schwerpunkt des Fonds der Zunft zur Saffran und dokumentieren die Verwaltung, Leitung und soziale Zusammensetzung der Zunft. Einen Mittelpunkt bilden die Unterlagen zum Sechseläuten, darunter auch Kostümentwürfe und Fotografien. Auch Bauakten, Unterlagen zum Betrieb des Zunfthauses sowie zu Hausrat und Zunftschatz sind umfangreich erhalten. Daneben finden sich auch Urkunden zum Rechtsstatus sowie zu Immobilien- und Finanztransaktionen. |
Andere Namen: | Krämer- und Gürtlerzunft |
Creation date(s): | 14th cent. - 1973 |
Running meters: | 11.90 |
Number: | 538 |
Aktenbildner: | Die Zunft zur Saffran konstituierte sich im Zug des von Rudolf Brun angeführten Umsturzes der Zürcher Führungsstrukturen im Jahr 1336. Sie nimmt in der offiziellen Rangfolge der Zünfte direkt hinter der Gesellschaft zur Constaffel die zweite Stelle ein. Die in der Zunft vereinigten Kaufleute verschrieben sich vor allem dem Handel mit Textilien, Lederwaren, Eisenwaren, Arzneimitteln, Gewürzen und weiteren Artikeln des täglichen Bedarfs.
Dass die Krämer erfolgreich und damit wirtschaftlich stark waren, zeigt sich darin, dass sie als zweite Zunft nach der Constaffel zu einem eigenen Haus kamen: 1389 kauften 18 Bürger der Krämerzunft das Haus "zum Schiff" für 130 Goldgulden. Dieses lag am Fischmarkt gegenüber dem Rathaus, an vornehmster Lage im Mittelpunkt der Stadt. Bevor die Krämer ein eigenes Haus besassen, hatten sie ihre Versammlungen, Wahlen und Beratungen im Kreuzgang des Augustinerklosters abgehalten.
In der Zunft zur Saffran formierten sich im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts zwei Trinkstubengesellschaften. Die ältere nannte sich nach dem 1389 erwobenen Haus «zu dem Schiff», die jüngere führte den Namen "zu dem Mörsel" nach dem gleichnamigen Haus, in dem sie zusammenkam. Das Verhältnis zwischen den beiden Trinkstubengesellschaften war mehrfach von Differenzen geprägt. Nachdem 1414 auch das im Süden an das "Schiff" anschliessende Hertersche Haus erworben worden war, brach die Zunft zur Saffran 1417 die beiden Häuser ab und errichteten an ihrer Stelle ein einziges Gebäude mit einer grossen Zunftstube für die vereinigten Gesellschaften. Der Doppelname "zum Schiff und zum Mörsel" wurde zunächst beibehalten, erst 1445 nannte sich das dreigeschossige Eckhaus mit Walmdach, Läden und Arkaden in Anlehnung an die Krämerzunft in Basel nach dem beliebten Gewürz "Zunfthaus zur Saffran".
Damit wurde ein wichtiger in der Zunft vertretener Geschäftszweig namengebend. Als "Speziger" oder "Spezierer" bezeichnete man damals Händler, die den lukrativen Handel mit Gewürzen wie Pfeffer, Ingwer, Muskat, Zimt, Galgant und Safran betrieben und Arzneimittel anboten. Sie sind von den Händlern zu unterscheiden, die Lebensmittel für den Küchenbedarf lieferten - die "Grempler", "Öler" und "Gartner", die in der Zunft zum Kämbel organisiert waren. Obschon sie nicht zu den eigentlichen Kaufleuten zählten, wurden seit dem 15. Jahrhundert laufend neue, vor allem der Textilproduktion verwandte Berufsgruppen der Zunft zur Saffran zugeteilt. So gehörten neben den Krämern und Gürtlern die schon erwähnten Apotheker und Drogisten, dann aber auch die Seckler (Bandagisten), Strehlmacher (Kammmacher), Nadler, Posamenter, Hutstaffierer, Federnschmücker, Hosenlismer (Trikotfabrikanten), Strumpfwirker, Bürstenbinder, Knopfmacher, Zucker- und Pastetenbäcker der Zunft an.
Um die räumlichen Verhältnisse der stets wachsenden Zunft zur Saffran anzupassen, erwarb diese 1643 das östlich an ihr Zunfthaus anstossende Haus "zur Öltrotte" und 1664 das noch weiter östlich gelegene Haus "zum Krebs". Der alte Holz- und Riegelbau der «Saffran» wurde 1669/70 durch einen soliden Neubau "ganz in Stein" ersetzt. Nachdem 1698 das prächtige Rathaus im Stil der späten Renaissance fertig gebaut war und 1708 die Zimmerleute ihr neues Zunfthaus bezogen hatten, ersetzte auch die Saffranzunft 1719–1723 den gesamten Häuserkomplex durch einen prachtvollen und repräsentativen Neubau, das heutige Zunfthaus, mit zahlreichen Sälen, Bauschmuck aus Holz und Stein und drei prächtigen Öfen aus der Winterthurer Werkstatt von Hans Heinrich III. Pfau (1642-1719). Direkt vor dem Rathaus lag die Reichsstrasse, die nun durch die Obergeschosse des Zunfthauses überdeckt wurde, das heute noch den Abschluss des Durchgangs "unter den Bögen" bildet. Zwischen den Stützpfeilern dieser Arkadenpassage bestanden vier Kramläden oder "Gäden", die im Laufe der Zeit ebenfalls von der Zunft erworben wurden. Als letzte ging die Liegenschaft "Zur kleinen Kette" an der Krebsgasse 1920 in deren Eigentum über.
Als eine der zwölf Zünfte, die den städtischen Rat konstituierten, hatte die Zunft zur Saffran im Spätmittelalter und im Ancien Régime eine tragende politische Funktion inne. Auch wirtschaftlich übte die Zunft durch die Regulierung der ihr zwangsläufig angeschlossenen Gewerbe eine wichtige Funktion aus. In ihr vertretene einflussreiche und wohlhabende Textilfabrikanten der Tuch-, Seiden- und später Indienneindustrie, reiche Grosskaufleute mit Verbindungen zu europaweit tätigen Handelsgesellschaften, Apotheker und weitere Vertreter angesehener in der Saffran vertretener Familien prägten den Wohlstand der Stadt Zürich massgeblich mit.
Nach 1798 traten mit dem Ende der Zunftverfassung beide Machtkomponenten in den Hintergrund. Die Zunft zur Saffran verkaufte ihren bedeutenden Silberschatz, um die Kontributionsquote der Helvetischen Republik zu erfüllen und beschloss 1798 die Auflösung des Zunftvermögens und dessen Verteilung an die Zünfter. Zwar blieb die Zunft bis 1866 noch eine öffentliche Körperschaft und diente bis dahin als politischer Wahlkreis, mit dem Wegfall des Zunftzwangs löste sich aber die alte ökonomische Ordnung auf. Ab 1866 ist die Zunft zur Saffran als Verein organisiert, der sich der bürgerlichen Geselligkeit, der Pflege von zünftischen und städtischen Traditionen und insbesondere der Feier des Sechseläutens verschrieben hat.
Prominente Saffranzünfter waren Christoph Froschauer (1532–1585), der bedeutendste Buchdrucker des 16. Jahrhunderts, Jos Murer (1530–1580), der den bekannten, in der Offizin Froschauer gedruckten Stadtplan von 1576 schuf, sowie der Theologe und Schriftsteller Johann Caspar Lavater (1741-1801), Verfasser unter anderem der "Physiognomischen Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe" (1775–78) sowie der "Schweizerlieder" (1767). Die Zunft zur Saffran war im Jahr 1797, kurz vor der Auflösung der Zünfte, mit 363 Mitgliedern die weitaus grösste Zunft, gefolgt von der Zunft zur Schmiden mit 233 Mitgliedern.
Zunftmeister bis 1798 Die Zunftmeister wurden für ein halbes Jahr in den Baptistalrat oder Natalrat gewählt und mussten dann pausieren, bis sie wiedergewählt werden konnten. Die Jahreszahl gibt an, in welchem Jahr ein Zunftmeister erstmals in den Rat eintrat. Wiederwahlen werden nicht mehr angezeigt, so dass die Zunftmeister nicht mehrfach aufgeführt werden.
1336 Heinrich Eppo 1337 Hans Tenger 1339 Jacob Maness (gest. 1350) 1342 Ulrich von Lindau 1347 Ulrich von Konstanz 1350 Walther Fütschi 1352 Berchtold Merz 1352 Hans Seiler, der elter 1353 Rudolf Keller 1357 Hans Maness 1372 Heinrich Hagnower 1380 Ulrich Stucki 1389 Johanns Ägeri 1389 Johans Hagnower 1393 Johans Äppli 1394 Cùnrat Tescher 1423 Johans Hagnower, der elter 1426 Heinrich Bosshart 1428 Heinrich Gumpost (gest. 1463) 1442 Rüdger Studier (gest. 1462) 1444 Jacob Hagnower 1446 Ulrich Bertschinger 1452 Niclaus Brennwald (1406-1474) 1461 Rudolf Studier 1467 Johannes Rollmann 1468 Ludwig Huber (gest. 1488) 1471 Hermann Bischof 1481 Thoman Schwarzmurer 1484 Thoman Schöib 1489 Johans Heidenrich 1489 Hans Tünger (gest. 1505) 1495 Michel Setzstab (gest. 1497) 1498 Ulrich Felix 1498 Niclaus Setzstab (gest. 1536) 1501 Johannes Wigt 1511 Anthoni Clauser (gest. 1515), Apotheker 1516 Hermann Ott (gest. 1521), Ferwer 1521 Jacob Werdmüller (1480-1559), Seckelmeister 1530 Johanns Steiner (gest. 1531) 1531 Johans Haab (1503-1561) 1532 Andreas Gessner (1482-1568), Buchdrucker 1539 Hans Wegmann (gest. 1565) 1561 Hans Murer (gest. 1564) 1564 Hans Wegmann, der jung (1534-1574) 1568 Hans Ziegler (1533-1609) 1572 Jacob Haab (1523-1609) 1572 Cùnrat Heidegger (1502-1576), Kaufmann 1584 Salomon Hirzel (1544-1601), Tuchhändler 1589 Hans Heinrich Clauser (1553-1610), Apotheker 1595 Hans Ulrich Wolf (1559-1624), Apotheker 1601 Hans Jacob Hirzel (1566-1609) 1610 Hans Jacob Gessner (1558-1637), Krämer 1612 Salomon Hirzel (1580-1652), Tuchhändler 1637 Salomon Hirzel (1605-1664), Tuchhändler 1637 Hans Rudolf Wolf (1603-1645) 1638 Hans Heinrich Schulthess (1594-1652), Baumwollherr 1653 Hans Jacob Hirzel (1598-1664), Tuchherr 1664 Hans Heinrich Hirzel (1622-1677) 1664 Heinrich Werdmüller (1629-1699), Kaufmann 1677 Caspar Schulthess (1621-1684), Seidenherr 1684 Hans Caspar Gossweiler (1629-1685), Kaufmann 1685 Hans Jacob Gossweiler (1636-1688) 1688 David Hess (1653-1705), Kaufmann 1698 Gottfried Nüscheler (1640-1707) 1705 Salomon Ott (1653-1711) 1707 Caspar Gossweiler (1653-1711), Kaufmann 1711 Hans Jacob Hess (1678-1733), Kaufmann 1711 Johannes Muralt, von (1665-1726), Kaufmann 1726 Hans Conrad Muralt, von (1687-1747), Kaufmann 1733 Salomon Hirzel (1691-1761), Obmann 1747 Diethelm Hirzel (1705-1762) 1761 Matthias Lavater (1709-1775), Apotheker 1762 Hans Conrad Ott (1714-1783) 1775 Hans Jacob Wonlich (1714-1781) 1776 Daniel Muralt, von (1728-1793), Kaufmann 1783 Hans Conrad Ott (1744-1816) 1787 Hans Conrad Hirzel (1747-1824), Stadtschreiber
Zunftmeister ab 1798 1798-1828 Ratsherr Diethelm Lavater 1828-1831 Ratsherr Vogel 1831-1869 Hans Conrad von Muralt-Escher, Bürgermeister und Bundespräsident 1869-1891 Dr. med. Leonhard von Muralt 1891-1892 Prof. Alois von Orelli 1892-1900 Kommandant Friedrich Schulthess 1900-1909 Hans Pestalozzi, Stadtpräsident 1909-1925 John Syz-Schindler (gest. 1939) 1925-1954 Dr. Hans von Grebel (gest. 1955) 1954-1965 Max Syz-Tschudi 1965-1975 Hans Bodmer-de Stouts 1975-1984 Hans A. Syz-Abegg 1984-1993 Robert V. Reinshagen 1993-2002 Peter Hans von Grebel-Stauber 2002-2011 Hans G. Syz 2011-2020 Dr. Alexander G. Rübel ab 2020 Prof. Dr. Christoph Binkert
Benutzte Quellen und Literatur: Schnyder, Werner: Die Zürcher Ratslisten, 1225 bis 1798, Zürich 1962. Abegg, Regine, Barraud Wiener, Christine, Grunder, Karl., Stäheli, Cornelia: Stadt Zürich, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Neue Ausgabe Bd. III.II, Bern 2007, S. 95-105. Brühlmeier, Markus, Frei, Beat: Das Zürcher Zunftwesen, Bd. I, Zürich 2005, S. 141-149. |
Fondsgeschichte: | Das Archiv der Zunft zur Saffran befindet sich auf der Grundlage eines Hinterlegungsvertrags vom 05.11.1929 seit dem 12.06.1929 als Depositum im StAZH. In der Ablieferung aus diesem Jahr gelangten Urkunden, Rechnungen, Mitgliederunterlagen, Protokolle und weitere Dokumente zur Verwaltung der Zunft ins Staatsarchiv. In den Jahren 1958-1967 folgten drei weitere Ablieferungen, die jeweils bewertet und in den Archivkatalog integriert wurden. Diese älteren Ablieferungen wurden im von Dezember 2020 bis September 2021 von Daniela Saxer nacherschlossen und in das Archivinformationssystem Scope überführt. Im gleichen Schritt wurden drei noch unerschlossene Ablieferungen aus den Jahren 2003-2012 nachbewertet, erschlossen und in den bereits vorhandenen Bestand integriert. |
Legal status: | Öffentliche Körperschaft (1336-1866) Verein (ab 1866) |
Access regulations: | Gemäss Depotvertrag vom 05.11.1929 gelten die gleichen Schutzfristen wie für staatliche Unterlagen. Für die Benutzung durch Zunftmitglieder sind dort weitere Bestimmungen enthalten. |
Publications: | Brühlmeier, Markus, Frei, Beat: Das Zürcher Zunftwesen, Bd. I, Zürich 2005, S. 141-149. Moos, Andreas von: Zünfte und Regiment: zur Zunftverfassung Zürichs im ausgehenden 18. Jahrhundert, Zürich 1995. Morf, Hans: Das Zunfthaus zur Saffran in Zürich: Baugeschichtliche und gesellschaftliche Aspekte, Zürich 1973. |
Related material: | Ordnungen der Constaffel und der Zünfte, 1336-1611, C I, Nr. 551 - C I, Nr. 583 Reisrödel, 1394-1703, A 30 Mannschaftsrodel der Constaffel und der Zünfte, ca. 1439, C I, Nr. 1749 Zunftbrief der Zunft zur Saffran, 11.12.1490, B II 5 (fol. 59 r - 62 v) Entscheide der Zunftmeister in Streitsachen unter Beteiligung der Zünfte zur Saffran, Schmieden, Widder und Kämbel sowie Grosshans Steinbrüchel, Glockengiesser, 28.09.1503 - 09.11.1506, A 77.15, Nr. 64 Beschlüsse des Kleinen Rats bzw. des Regierungsrats zur Wahlzunft der Saffran ab 1803, MM 1 und MM 2 Verschiedene Mitgliederverzeichnisse und Kleindokumente, StAZH Bib III Pb 7/5 (1) Stadtarchiv Zürich: I.A.4702., I.A.4702.a, I.A.2172., VII.179.:2.65, I.A.2170., X.T.3.:4., V.A.b.11.:2., V.A.b.11., X.A. |
Bestände: | W I 6 |
Level: | Fonds |
Weblinks: | Website der Zunft zur Saffran |
|
Related units of description |
Related units of description: | Siehe: MM 2.51 - MM 2.106 Protokoll des Regierungsrats, 1839.09.06-1850.01.02 (Klasse)
Siehe: C I, Nr. 551 - C I, Nr. 583 Ordnungen der Constaffel und der Zünfte, 1336.08.31-1611.03.11 (Klasse)
Siehe: A 30 Reisrödel, 1394 (ca.)-1703 (Klasse)
Siehe: C I, Nr. 1749 Mannschaftsrodel der Constaffel und der Zünfte, 1439 (ca.)-1440 (ca.) (Dokument)
Siehe: MM 1 Kleiner Rat, 1803.04.25-1831.03.26 (Klasse)
Siehe: MM 2.1 - MM 2.50 Protokoll des Regierungsrats, 1831.04.01-1839.09.06 (Klasse)
Siehe: B II 5 Stadtbuch IV (Ratsbuch des Grossen Rats der Zweihundert), 1428-1549 (Dossier)
Siehe: A 77.15, Nr. 64 Entscheide der Zunftmeister in Streitsachen unter Beteiligung der Zünfte zur Saffran, Schmieden, Widder und Kämbel sowie Grosshans Steinbrüchel, Glockengiesser, 1503.09.28-1506.11.09 (Subdossier)
Siehe: MM 2.107 - MM 2.183 Protokoll des Regierungsrats, 1850.01.03-1869.04.02 (Klasse)
|
|
Usage |
Permission required: | [Leer] |
Physical Usability: | Uneingeschränkt |
Accessibility: | [Leer] |
|
URL for this unit of description |
URL: | https://suche.staatsarchiv.djiktzh.ch/detail.aspx?ID=360303 |
|
Social Media |
Share | |
|
|