Aids-Hilfe Schweiz AHS, Zürich, 1983-2008 (Fonds)

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Title:Aids-Hilfe Schweiz AHS, Zürich
Inhalt und Form:Der Bestand umfasst Unterlagen zum Aufbau und zur Tätigkeit der Aids-Hilfe Schweiz, insbesondere Statuten und Protokolle, Akten der Vereinsorgane zur Leitung und Administration, zu den zahlreichen Aufklärungs- und Präventionsprojekten über HIV und Aids, zum (kommerziellen) Vertrieb von Kondomen, zur Zusammenarbeit mit anderen Institutionen, insbesondere mit dem Bundesamt für Gesundheit BAG, dazu Unterlagen zur Berichterstattung über Aids und HIV bzw. über die AHS, Broschüren und Werbematerialien, Filme und Ton-Dia-Dokumentationen.
Creation date(s):1983 - 2008
Running meters:68.83
Number:2224
Aktenbildner:Die Aids-Hilfe Schweiz AHS wurde im Frühjahr 1985 durch eine Gruppe homosexueller Männer gegründet. Zunächst wurde der so genannte Gründerverein Aids-Hilfe geschaffen; er diente dem Aufbau und der Gründung eines Vereins Aids-Hilfe Schweiz. Der Gründerverein setzte sich aus einem Vorstand, bestehend aus den Gründungsmitgliedern, und einer Kontrollstelle zusammen. Am 2. Juni 1985 ging die AHS aus dem Gründerverein hervor.
Von Anfang an war Zürich Vereinssitz. Zwischen 1986 und 1988 folgten Vereinsgründungen in sämtlichen Kantonen und im Fürstentum Liechtenstein.

Bis in die 1990er Jahre baute der Verein eine professionelle Administration auf. Die Statuten von 1985 sahen noch vor, dass ein von der Mitgliederversammlung gewählter Vorstand (aus drei bis sieben Personen) den Verein repräsentieren und die laufenden Geschäfte besorgen sollte. Die Belegschaft war ohne Hierarchien organisiert, und man arbeitete zu einem Einheitslohn. Mit den Statuten von 1987 wurde ein Präsidentenamt geschaffen. Ab den 1990er Jahren konnten bis zu 13 und mehr Mitglieder im Vorstand vertreten sein. Der Vorstand ernannte einen Geschäftsleiter. Wenig später folgte die Schaffung eines Geschäftsleitenden Ausschusses, in dem der Vereinsvorstand ein Mitspracherecht hatte. Der Vorstand stellte die Geschäftsleitung ein. Neben der Geschäftsleitung arbeiteten in der Geschäftsstelle bis zu fünf Bereichsverantwortliche oder Abteilungsleitende. Sie wurden vom Vorstand und der Geschäftsleitung rekrutiert. Das Tätigkeitsspektrum der Bereiche bzw. Abteilungen wurde mehrfach modifiziert. Im Herbst 1990 bestanden die Bereiche Prävention, Aus- und Weiterbildung, Info, Public Relations und Lobbying, Administration und Finanzen, 1999 die Bereiche Prävention, Media Relations, Mittelbeschaffung, Kommunikation, Information und Dienstleistungen, Finanzen und Innere Dienste. 2006 hiessen die Abteilungen Leben mit HIV, Wissensmanagement, Kommunikation und Fundraising, Prävention und Ressourcen.

Im Kern besteht die AHS erstens aus Aktivmitgliedern, nämlich kantonalen oder regionalen Aids-Hilfen, die als Antennen bezeichnet werden. Zweitens gibt es Kollektivmitglieder, Organisationen von nationaler und übernationaler Bedeutung, die die Arbeit der AHS ergänzen, und drittens Unterstützungsmitglieder, natürliche und juristische Personen, die die Ziele und Aufgaben der AHS unterstützen. Unmittelbar nach der Gründung der AHS wurden Kontakte geknüpft mit dem Bundesamt für Gesundheitswesen BAG. Die Zusammenarbeit wurde schnell intensiviert; das BAG verfügt seitdem über einen festen Sitz im Vorstand. Im Gegenzug konnte die AHS einen Mitarbeiter in die Eidgenössische Kommission für Aids-Fragen entsenden.

In der Anfangszeit war die AHS eine klassische Selbsthilfeorganisation. Die Mitglieder initiierten Präventionsprojekte, z. B. die (kostenlose) Abgabe von Kondomen, Gleitmitteln sowie Informations- und Aufklärungsunterlagen zu HIV und Aids. Hauptadressaten waren in den ersten Jahren Homosexuelle. Mit dem wachsenden Erkenntnisstand über HIV gelangten aber bald weitere besonders gefährdete Personengruppen in den Fokus: Drogenabhängige, männliche und weibliche Prostituierte, Freier, lesbische Paare. Und schliesslich wurde das Zielgruppenspektrum auf (promiskuitive) heterosexuelle Frauen und Männer, (sexuell unerfahrene) Jugendliche, auf (mangelhaft aufgeklärte) Migrantinnen und Migranten sowie auf Sextouristen erweitert. Insgesamt ging und geht es bei der Arbeit der AHS darum, die Lebensqualität von betroffenen Menschen und ihnen Nahestehenden zu verbessern und die gesellschaftliche Solidarität mit ihnen zu stärken. Die AHS beriet und berät HIV-Infizierte und an Aids Erkrankte in medizinischen und juristischen Fragen. Zugleich beteiligt sie sich an Gesetzgebungsprojekten, die ihr Tätigkeitsspektrum betreffen, und sie unterhält verschiedene Fonds zur Unterstützung von Projekten und Betroffenen.

Die Leistungen der AHS wurden und werden zu einem grossen Teil durch Bundesbeiträge gedeckt. Dazu kommen Mitgliederbeiträge, Legate, Schenkungen etc. sowie Projektsponsoring, v. a. im Bereich Medizinische Information. Periodisch werden grossangelegte Spenden- und Sammelaktionen durchgeführt. Bis 1993 erhielt die AHS ausserdem Geld über die 1985 eigens gegründete Hot Rubber Company, die durch den Verkauf von Kondomen für die HIV-Prävention in der Schwulenszene warb. Als der Bund 1993 die finanzielle Unterstützung für die Kondomproduktion einstellte, fand sich mit der Firma Doetsch Grether AG ein neuer Partner.

Präsidenten und Präsidentinnen des Vereins Aids-Hilfe Schweiz:
1985-1986 André Ratti
1986-1987 Vakanz
1987-1988 Monique Bauer-Lagier
1989-1990 Felicitas Lenzinger
1990 Michael Häusermann (ad interim)
1990-1992 Jean Jacques Thorens
1993-1996 Kurt Meyer
1997-2007 Daniel Gredig

Geschäftsleitung:
bis 1988 Silvia Moser
1988-1990 Beat Kraushaar
1990-1995 Michael Häusermann
1995-1996 Peter Franken
1996-2003 Ruth Rutmann
2004-2005 Roberto Induni

Benutzte Quellen und Literatur:
Bundesamt für Gesundheit, Aids-Hilfe Schweiz, Schweizerisches Landesmuseum (Hg.): Ohne Dings kein Bums. 20 Jahre Aids-Arbeit in der Schweiz/Sortez couverts! 20 ans de lutte contre le Sida en Suisse, Baden 2005
Website schwulengeschichte.ch
Website Aids-Hilfe Schweiz
Fondsgeschichte:Die Unterlagen wurden dem Staatsarchiv geschenkt und kamen mit der Ablieferung 2001/041 vom 19.06.2001, der Ablieferung 2001/062 vom 05.09.2001 sowie der Ablieferung 2008/075 vom 10.06.2008 ins Haus.
Agnes Hohl erschloss die beiden Ablieferungen 2001/041 und 2001/062 provisorisch für das Zwischenarchiv unter der Zwischenarchivsignatur 2001/041 (vgl. dazu das entsprechende Findbuch bzw. die Einträge im Feld Frühere Signaturen.)

Definitiv erschlossen wurden die Unterlagen aus allen drei Ablieferungen zwischen November 2011 und Juni 2015 durch Monika Rhyner, Jolanda Hunziker, Judith Kälin und Jan Kiepe. Für die Projektleitung waren (in chronologischer Reihenfolge) Bettina Tögel, Monika Rhyner, Jolanda Hunziker, Fabienne Lutz Studer und Jan Kiepe verantwortlich.

Bei einer durch die Abteilung Überlieferungsbildung durchgeführten Nachbewertung der Unterlagen aus der Ablieferung 2008/075 im September 2010 wurden laut Nachbewertungsprotokoll 28.00 Lfm von den angebotenen 60.30 m Lfm kassiert. Darunter fallen u. a. Unterlagen der Geschäftsleitung, in denen die Gütesiegel für Kondome zusammengefasst waren, aus der Finanzabteilung, die der Administration dienten, der Medienstelle, die zur Arbeitsorganisation gedacht waren, sowie Akten zu diversen Präventionsprojekten, an denen die AHS nicht direkt beteiligt war.
Legal status:Verein
Access regulations:Es gelten die gleichen Einschränkungs- und Schutzfristen wie für staatliche Unterlagen.
Related material:W I 94 ActHIV
W I 100 People With Aids Schweiz
Bestände:W II 93
Level:Fonds
Weblinks:Aids-Hilfe Schweiz
schwulengeschichte.ch
 

Related units of description

Related units of description:Siehe:
ActHIV, Zürich, 1989-2005 (Fonds)

Siehe:
People with Aids Schweiz PWA, 1990-2006 (Fonds)
 

Usage

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URL: https://suche.staatsarchiv.djiktzh.ch/detail.aspx?ID=3626
 

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