Agriviva, Winterthur, 1920-2011 (Fonds)

Archive plan context


Title:Agriviva, Winterthur
Inhalt und Form:Das Vereinsarchiv der Agriviva besteht hauptsächlich aus den Unterlagen über die Arbeitseinsätze von Jugendlichen. Sie betreffen z. B. Teilnahmegebühren, Organisation der Einsätze, Entlöhnung, Versicherungen, Aufenthaltserlaubsnisse für ausländische Jugendliche, Erlebnisberichte sowie Statistiken. Neben den Akten sind die Einsätze auch mit Bild-, Film- und Tonaufzeichnungen dokumentiert. Ein weiterer Schwerpunkt bilden die so genannten Verwaltungsakten: Statuten, Protokolle von Vorstand und Generalversammlung, Jahresberichte sowie Unterlagen zu Finanzellem und Personellem. Schliesslich enthält das Vereinsarchiv noch Unterlagen, die aus der Öffentlichkeitsarbeit sowie der Zusammenarbeit mit anderen Institutionen resultierten.
Andere Namen:Schweizerische Zentralstelle für freiwilligen Arbeitsdienst ZEFAD (1933-1952)
Schweizerische Landdienstkonferenz SLK (1946-1952)
Schweizerische Vereinigung für freiwilligen Land- und Arbeitsdienst (1952-04.1990)
Schweizerische Landdienst-Vereinigung (05.1990-10.2009)
Agriviva (seit 11.2009)
Creation date(s):1920 - 2011
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Aktenbildner:Die Schweizerische Zentralstelle für freiwilligen Arbeitsdienst ZEFAD wurde im April 1933 mit dem Ziel gegründet, die in der Schweiz grassierende Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen durch freiwillige Arbeitseinsätze in der Landwirtschaft zu lindern. Zu diesem Zweck wurden junge Schweizerinnen und Schweizer bis zum 22. Lebensjahr in Arbeitslagern untergebracht, um von dort aus auf freiwilliger Basis gemeinnützige Arbeit in der Landwirtschaft zu leisten. Die Zentralstelle organisierte die Lager, regelte die Subvention, bildete die Verantwortlichen aus und organisierte die Öffentlichkeitsarbeit.
Mitglieder der ZEFAD konnten Behörden und Verbände werden, die die Ziele des Vereins unterstützten, wie kantonale Arbeits- und Jugendämter, landwirtschaftliche Vereinigungen, Bauernverbände und Jugendorganisationen. Die Vereinsmitglieder trafen sich einmal im Jahr zur ordentlichen Generalversammlung. Als Organe verfügte der Verein über einen Beirat, einen geschäftsleitenden Ausschuss und eine Rechnungsrevision. Der Beirat bestand aus dem Vereinspräsidenten, einem Vertreter des Bundesamtes für Industrie, Gewerbe und Arbeit und je einem Vertreter der Behörden und der Verbände, die dem Verein angehörten. Der Ausschuss bestand aus dem Vereinspräsidenten, mindestens einem Vertreter des Beirates und dem Leiter der Zentralstelle. Die Rechnungsrevision wurde von zwei Vertretern der Mitgliederverbänden gebildet. Finanziert wurden die Vereinsaktivitäten durch Mitgliederbeiträge sowie Spenden und Subventionen von Bund, Kantonen und Gemeinden.
Im ersten Jahr des Bestehens der ZEFAD wurden an die 1000 Personen, mehrheitlich Männer, in Lagern untergebracht. Bis 1936 stieg die Zahl auf 4600, um aufgrund der Generalmobilmachung mit Beginn des 2. Weltkriegs auf 1300 zu sinken. Infolge dessen wurden auch die Arbeitslager aufgelöst. Wenig später wurde die ZEFAD dann durch den Bund beauftragt, den kriegsbedingt obligatorisch gewordenen Arbeitsdienst für männliche Jugendliche in der Landwirtschaft mit zu organisieren. Die Dienstleistenden wurden entweder in Lagern untergebracht oder als mobile Arbeitsgruppen eingesetzt. Zwischen 1943 und 1945 betrug die Zahl der Beteiligten insgesamt ca. 43500. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Hilfe Jugendlicher in der Landwirtschaft von Bund und Kantonen weiterhin als sinnvoll erachtet. Die Teilnahme am Landdienst der ZEFAD sollte jedoch dem Prinzip der Freiwilligkeit verpflichtet sein. Dadurch sank die Zahl der Teilnehmer auf 5600 Jugendliche im Jahr 1947. Darunter befanden sich knapp 2000 Frauen.
Um die Arbeit des ZEFAD zu fördern, wurde im November 1946 die Schweizerische Landdienstkonferenz SLK gegründet. Es handelte sich dabei um eine Vereinigung von Jugendorganisationen und Verbänden. Das Präsidentenamt von ZEFAD und SLK wurden von einer Person besetzt, ebenso die Geschäftsleitung beider Vereine. Im Frühjahr 1952 wurde die ZEFAD und die SLK dann zur Schweizerischen Vereinigung für freiwilligen Land- und Arbeitsdienstfusioniert. Man erhoffte, die gemeinsamen Interessen vor dem Bund und den Kantonen effektiver zu vertreten. Oberstes Vereinsorgan war die Generalversammlung. Sie wählte den Vorstand, der sich aus dem Präsidenten, dem Vizepräsidenten und 5 bis 7 weiteren Mitgliedern zusammensetzte. Zur Umsetzung der Geschäfte ernannte der Vorstand eine Geschäftsleitung mit einem Geschäftsleiter, der in beratender Funktion an den Vorstandssitzungen teilnahm. Die Kontrollstelle war für die Rechnungsrevision zuständig.
Jugendliche, die Freiwilligenarbeit leisten wollten, mussten sich bei der Geschäftsstelle in Zürich (ab 2005 in Winterthur) melden. Von dort wurden sie an Bauernfamilien vermittelt. Kost und Logis waren frei. Ausserdem erhielten sie ein kleines Taschengeld. Die Jugendlichen sollten Erfahrungen in der körperlich harten und zeitlich aufwendigen Feld- und Hofarbeit sammeln, ein Bewusstsein für die Herkunft der Nahrungsmittel entwickeln und den Unterschied zwischen dem Leben in der Stadt und auf dem Land kennen lernen. In den 1970er Jahren kam die Herausbildung eines Umweltbewusstseins hinzu. Attraktiv sollte ausserdem die Aussicht wirken, eine andere Landessprache zu erlernen oder vorhandene Kenntnisse über diese Sprache zu vertiefen. Diese Neuausrichtung der Landdienstidee wirkte sich zunächst positiv auf die Teilnehmerzahlen aus. Waren es zu Beginn der 1950er Jahre noch knapp 2000 Freiwillige verdoppelte sich die Zahl zum Ende des Jahrzehnts, um in der Mitte der 1960er und 1970er Jahre jeweils auf knapp 8000 anzusteigen. In den 1950er Jahren gehörte dazu auch eine beachtliche Zahl Freiwilliger aus dem europäischen Ausland. 1952 waren es an die 600, 20 Jahre später nur noch knapp mehr als 100, 1995 dann über 350 (vor allem aus Ostmitteleuropa).
Bis in die Mitte der 1990er Jahre hinein halbierten sich die Gesamtteilnehmerzahlen. Weder die Erarbeitung des neuen Vereinsstatuts im Jahre 1990, die Namensänderung in Schweizerische Landdienst-Vereinigung und die damit verbundene Hoffnung, dem Verein ein zivileres Image zu geben, noch die kurz darauf umgesetzten Bemühungen, junge Landdienstler für mindestens 2 Wochen dauernde Schulpraktika zu werben, konnten diesen Trend aufhalten. Aus diesem Grund wurde die Diskussion über die Ausrichtung und Organisation des Landdienstes weitergeführt, bis die Generalversammlung im November 2009 entschied, die Schweizerische Landdienst-Vereinigung in Agriviva umzubenennen. Zum einen hoffte man, dass der Name in allen drei Sprachregionen Anklang fand. Zum anderen schätzte man die Bezeichnung Dienst als nicht mehr zeitgemäss ein. Auch in den Statuten versuchte man diesem Wandel Rechnung zu tragen. Nicht mehr nur die Förderung des Landdienstes wurde als Vereinszweck benannt, sondern auch Lebenserfahrung der Jugendlichen zu fördern, ihnen ein Verständnis für das ländliche Leben mitzugeben, ihr ökologisches Bewusstsein zu stärken und - darüber hinaus - den Kontakt des Vereins zu Bauernfamilien zu wahren.

Vereinspräsidenten
1940-1946 Michel Plancherel (ZEFAD)
1946-1949 Friedrich Traugott Wahlen (ZEFAD und SLK)
1949-1950 vakant
1951-1976 Rudolf Meier
1976-1988 Kurt Waldvogel
1988-2003 Hans Thalmann
2003-2011 Olivier Mani
2011-2015 Hansjürg Hörler
seit 2015 Andrea Bory

Geschäftsleiter
1936-1946 Otto Zaugg (ZEFAD)
1947-1950 Jean de Martini (ZEFAD)
1951-1953 Hilde Lehmann
1953-1976 Kurt Nägeli
1977-1986 Hans Bernhard
1987-2004 Bruno Pfeuti
2004-2008 Karin Saccon
2008-2015 Karin Schäfer
seit 2015 Ueli Bracher
Fondsgeschichte:Das Vereinsarchiv wurde dem Staatsarchiv 2013 (Ablieferung 2013/033) von der Agriviva geschenkt.
Von Juni bis November 2015 wurde das Vereinsarchiv von Jan Kiepe neu geordnet und erschlossen.
Legal status:Verein
Access regulations:Es gelten die gleichen Einschränkungs- und Schutzfristen wie für staatliche Unterlagen.
Bestände:W II 28
Level:Fonds
Weblinks (Beschreibung):Agriviva
Weblinks:http://www.agriviva.ch/de/
 

Usage

Permission required:[Leer]
Physical Usability:Uneingeschränkt
Accessibility:[Leer]
 

URL for this unit of description

URL: https://suche.staatsarchiv.djiktzh.ch/detail.aspx?ID=2648438
 

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