Lehrerseminar Küsnacht, 1818-1996 (Fonds)

Archive plan context


Title:Lehrerseminar Küsnacht
Inhalt und Form:Der Fonds besteht zum einen aus Unterlagen zum Austausch mit Behörden, Personalunterlagen, Akten zur Tätigkeit der Aufsichtskommission, Jahresberichten und Unterlagen zu Leitung, Betrieb und Kommunikation. Zum andern umfasst er Unterlagen zum Unterrichtsbetrieb, darunter Prüfungsunterlagen, Lehrpläne, Stundenpläne, Lehrmittel und Schülerdossiers, sowie Unterlagen zur Organisation der Schülerschaft.
Andere Namen:Schullehrer-Institut
Seminar Küsnacht
Unterseminar Küsnacht
Related corporations/Families/Persons:Aufsichtskommission des Lehrerseminars Küsnacht
Aufsichtskommission der kantonalen Lehrerbildungsanstalt
Kantonsschule Küsnacht
Creation date(s):1818 - 1996
Running meters:90.02
Number:9866
Aktenbildner:Seit der Helvetik war die Institutionalisierung der Lehrerausbildung und die Loslösung des Schulunterrichts von der bisher prägenden kirchlichen Oberaufsicht gefordert worden. Mit dem liberalen Umschwung von 1830/31 wurde das Konzept einer umfassenden, für alle Kinder zugänglichen Staatsschule mehrheitsfähig. Im Zug der liberalen Schulreform wurde nun auch die Ausbildung der Lehrer im September 1831 mit dem «Gesetz betreffend die Errichtung einer Bildungsanstalt für Schullehrer» erstmals staatlich institutionalisiert. Das Gesetz sah die Unterrichtsfächer christliche Religionslehre, Sprachlehre, Zahlen- und Formenlehre, Gesangslehre, vaterländische Geschichte und das «Wissenswürdigste aus der Natur-, Erd- und Landwirtschaftskunde» vor. Im zweiten Jahr sollten pädagogische und praktische Übungen hinzukommen. Der Standort dieser neuen Ausbildungsstätte war umstritten; schliesslich wählte der Regierungsrat die radikale Seegemeinde Küsnacht.

Die neue Lehrerbildungsanstalt nahm am 7. Mai 1832 als «Schullehrer-Institut» unter der Leitung des liberalen Schulreformers Thomas Scherr im Küsnachter Seehof ihren Betrieb auf. 24 Lehramtsanwärter traten im ersten Jahr ihre zweijährige Ausbildung an. 1834 zog das Seminar in die mehr Platz bietende ehemalige Johanniterkomturei um, denn die Nachfrage nach seminaristisch ausgebildeten Lehrern war von Beginn an gross. Die Lehrerausbildung am Seminar wurde bald ausgebaut: 1836 stieg die Ausbildungszeit auf drei, 1859 auf vier Jahre. Voraussetzung des Seminarbesuchs, der an die Sekundarschule anschloss, war eine bestandene Aufnahmeprüfung. Die vom Erziehungsrat festgelegte Anzahl der Schüler und Schülerinnen wurde bereits in den ersten Jahrzehnten laufend erhöht. So wurden Ende der 1870er Jahre wegen Lehrermangels Parallelklassen eingeführt und die Zahl der Schüler und Schülerinnen auf 200 erhöht. Auch inhaltlich entwickelte sich die Ausbildung am Lehrerseminar laufend weiter, insbesondere naturwissenschaftliche und mathematische Inhalte erhielten mit der Zeit einen höheren Stellenwert im Lehrplan, der sich immer mehr demjenigen städtischer Mittelschulen annäherte. Bereits ab 1873 erhielten Seminarabsolventen und -absolventinnen deshalb die Möglichkeit, mit ihrem Abschlusszeugnis an der philosophischen, später auch der staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität zu studieren. Daneben wurde in Küsnacht in der von 1848 bis 1943 existierenden Übungsschule aber auch Lehrpraxis unterrichtet. 1874 wurden erstmals vier Lehramtsanwärterinnen zur Ausbildung zugelassen, womit das Lehrerseminar Küsnacht die erste weiterführende Schule im Kanton war, die Koedukation praktizierte.

In einer Volksabstimmung wurde 1872 ein neues Lehrerbildungsgesetz abgelehnt, das die berufliche Ausbildung der Primarlehrpersonen an einer der Universität angegliederte Lehramtsschule vorsah. Im frühen 20. Jahrhundert wurde vermehrt der Ausbau der pädagogischen, didaktischen und psychologischen Ausbildung der angehenden Lehrkräfte gefordert. Eine Gesetzesvorlage, die die wissenschaftlich-pädagogische Fachausbildung der Lehrerschaft im Anschluss an das Seminar oder eine Mittelschule an ein mit der Universität verbundenes Institut verlegt hätte, scheiterte 1931 aber im Kantonsrat erneut. 1938 wurde schliesslich ein Gesetz angenommen, das die Lehrerausbildung um ein fünftes Jahr verlängerte. Dieses sollte in einem neu zu schaffenden berufsbildenden Oberseminar in Zürich absolviert werden. Nach einer Übergangsphase wurde das Oberseminar 1943 in Zürich eröffnet. Damit wurde die Ausbildung in Küsnacht auf die Unterstufe des Lehrerseminars reduziert. Gleichzeitig stand das Oberseminar nun auch Absolventen und Absolventinnen anderer kantonaler Mittelschulen offen. Wegen zunehmender Platznot wurde 1958 eine Filiale des Unterseminars in Oerlikon errichtet, die männlichen Lehramtsstudierenden vorbehalten war. Dieser Zweig des Lehrerseminars wurde 1974 als Filiale der Kantonsschule Zürcher Oberland nach Dübendorf verlegt (ab 2004: Kantonsschule Glattal in Uster).

1979 wurde das Lehrerseminar Küsnacht zu einer Maturitätsschule, indem nun auch eine Maturität vom Typus D angeboten wurde. Die Schule erhielt 1983 den Namen Kantonsschule Küsnacht. 1986 wurde das vierjährige Unterseminar mit Anschluss an die 3. Sekundarklasse in eine viereinhalbjährige gymnasiale Lehramtsschule mit Anschluss an die 2. Sekundarklasse umgewandelt, weitere Entwicklungen von Gymnasialprofilen folgten ab 1998.

Bereits der erste Seminardirektor Thomas Scherr war Mitglied des Erziehungsrates. Auch seine Nachfolger waren teilweise Mitglieder des Erziehungsrates (ab 1849 als gewählte Vertreter der Schulsynode). Die Aufsicht über die Lehrerbildungsanstalt oblag der Aufsichtskommission des Lehrerseminars Küsnacht, in der der Direktor des Lehrerseminars mit beratender Stimme Einsitz hatte.

Direktoren:
1832 – 1839 Thomas Scherr
1840 – 1845 Johann Heinrich Bruch
1849 – 1855 Heinrich Zollinger
1857 – 1875 David Fries
1875 – 1895 Heinrich Wettstein
1895 – 1898 Arnold Pfenninger
1899 – 1906 Heinrich Utzinger
1907 – 1920 Edwin Zollinger
1922 – 1926 Heinrich Flaach
1926 – 1945 Hans Schälchlin
1945 Ernst Vaterlaus
1946 – 1975 Walter Zullinger
1975 – 1993 Max Gubler
1993 – 2001 Robert Gsell
2001 – 2013 Peter Ritzmann
2013 – 2019 Christian Grütter
2019 – 2020 Markus Hanhart
ab 2020 Corinne Elsener

Benutzte Quellen und Literatur:
Bloch, Alexandra: Priester der Volksbildung, Der Professionalisierungsprozess der Zürcher Volksschullehrkräfte zwischen 1770 und 1914, Zürich 2007
Bloch, Alexandra: Lehrerbildung im 19. und 20. Jahrhundert, Der Beitrag des neuerschlossenen Seminararchivs Küsnacht zur Zürcher Schulgeschichte, Zürcher Taschenbuch 113 (1993), S. 99-130
Erziehungsrat des Kantons Zürich (Hg.): Volksschule und Lehrerbildung 1832-1932, Festschrift zur Jahrhundertfeier, Zürich 1933
Gesetz betreffend die Errichtung einer Bildungsanstalt für Schullehrer im Canton Zürich vom 30.09.1931, OS 1, S. 290-296
Gesetz über das Schullehrerseminar des Cantons Zürich vom 28.09.1836, OS 4, S. 259-268
Gesetz betreffend das Schullehrerseminar des Cantons Zürich vom 26.02.1940, OS 5, S. 303-313
Gesetz betreffend das Schullehrerseminar, 30.03.1848, OS 7, A. 375-385
Gesetz über die Ausbildung von Lehrkräften für die Primarschule vom 03.07.1938, OS 36, S. 49-53
Michel, Adrian: Geschichte des Seminars Küsnacht, Küsnachter Jahrheft 53 (2013), 14-35
Schmid, Christian: Das Seminar Küsnacht, Seine Geschichte von 1832-1982, Küsnacht 1982
Fondsgeschichte:Um 1965 knüpfte der damalige Staatsarchivar Ulrich Helfenstein Kontakte zum Unterseminar Küsnacht; die damals soeben pensionierte Kanzlistin Anna Maurer wurde beauftragt, das Schularchiv nach modernen Grundsätzen zu ordnen. Eine erste Ablieferung aus dem Schularchiv des Lehrerseminars Küsnacht im Umfang von 66.35 Lfm gelangte aber erst im Sommer 1987 ans Staatsarchiv. Sie umfasste Unterlagen zur Leitung und zum Betrieb der Schule, zu Unterricht, Lehrerschaft, Prüfungen und Stipendienwesen und wurde in den Jahren 1987-1991 von Alexandra Bloch Pfister provisorisch erschlossen; die Angaben zur Ablieferung, 1990/048, Ablieferung vom 7. Januar 1991, bezeichnen das abschliessende Registrierdatum. In den folgenden Jahren wurde das Seminararchiv nach dem provisorischen Katalog Blochs unter der Leitsignatur ZA 1990/48 von Forschenden benutzt. Im Jahr 2010 gelangten zwei weitere Ablieferungen ans Staatsarchiv. Die endgültige Erschliessung der Ablieferung 1990/048 und die Neuerschliessung der Ablieferungen 2010/072 und 2010/109, die Schülerkarteien und -verzeichnisse, Prüfungsunterlagen und Stipendienberichte sowie Bildmaterial im Umfang von 23.67 Lfm umfassten, erfolgte von Februar 2009 bis März 2011 durch Barbara Stadler.
Publications:Bloch, Alexandra: Priester der Volksbildung, Der Professionalisierungsprozess der Zürcher Volksschullehrkräfte zwischen 1770 und 1914, Zürich 2007
Bloch, Alexandra: Lehrerbildung im 19. und 20. Jahrhundert, Der Beitrag des neuerschlossenen Seminararchivs Küsnacht zur Zürcher Schulgeschichte, Zürcher Taschenbuch 113 (1993), S. 99-130
Schmid, Christian: Das Seminar Küsnacht, Seine Geschichte von 1832-1982, Küsnacht 1982
Related material:Lehrerseminar, U 70-U 77
Aufnahmeprüfungen am Seminar Küsnacht, UU 20 a.1
Seminar Küsnacht, Aufsichtskommission, 1835-1953, UU 20
Akten zum Protokoll der Aufsichtskommission des Lehrerseminars Küsnacht, 1920-1966, Z 28
Kantonsschule Küsnacht
Archiv des Klassenvereins 1897-1901, X 179
Regierungsratsbeschlüsse RRB, MM
Kantonsratsprotokolle KRP, MM
Diverse Kleinschriften, III Ee 21/1
Sportmedaillen und Gussmodelle des Seminars Küsnacht, OBJ 155
Akten des Hochbauamts, Kantonales Lehrerseminar Küsnacht, 1804-1920, V II 17 - V II 18
Hochbauamt, Bauakten, Lehrerseminar Küsnacht, 1955, V II 140.3, Nr. 3.2
Architektur-Wettbewerbe: Lehrerseminar Küsnacht, 1894 (ca.)-1963, PLAN T 424 - PLAN T 447
Klassenfoto Lehrerseminar Küsnacht, W I 90.1519
Nachrufe auf Prof. Hermann Schletti (1834-1936), X 395.12
Bestände:Z 388.1 - Z 388.8043; Z 448.1 - Z 448.1753
Level:Fonds
Weblinks (Beschreibung):Kantonsschule Küsnacht
Weblinks:Kantonsschule Küsnacht
 

Related units of description

Related units of description:Siehe:
Klassenverein 1897/1901 Seminar Küsnacht, 1899-1965 (Fonds)

Fortsetzung siehe:
Kantonsschule Küsnacht, 1946-2022 (Fonds)
 

Usage

Permission required:Keine
Physical Usability:Uneingeschränkt
Accessibility:Öffentlich
 

URL for this unit of description

URL: https://suche.staatsarchiv.djiktzh.ch/detail.aspx?ID=4979036
 

Social Media

Share
 
Home|Shopping cartno entries|Login|de en fr
State Archives of Zurich ONLINE CATALOGUE