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Zunft zur Waag, 1303.08.03-2019 (Fonds)
Title: | Zunft zur Waag |
Inhalt und Form: | Die Unterlagen der Zunft zur Waag bestehen aus den so genannten Verwaltungsakten, das heisst aus Protokollen – die ab 1700 komplett vorhanden sind –, Korrespondenz, Mitgliederverzeichnissen und Jahresrechnungen. Daneben bilden Akten zu Umbauten und Renovationen des Zunfthauses sowie zum Mobiliar und zum Zunftschatz einen zweiten Schwerpunkt. Schliesslich enthält der Fonds Unterlagen zu Veranstaltungen, insbesondere zu den beiden wichtigsten Anlässen, dem Sechseläuten und dem Martinimahl. Vereinzelt sind auch Unterlagen zu politischen und wirtschaftlichen Aufgaben sowie Fotografien vorhanden. |
Andere Namen: | Wollweberzunft (1336-1440) Leinenweberzunft (1336-1440) Zunft zur Waag (ab 1440) |
Creation date(s): | 8/3/1303 - 2019 |
Running meters: | 11.53 |
Gigabyte: | 0.34 |
Number: | 744 |
Aktenbildner: | Die Zunft zur Waag ist eine der zwölf heute noch existierenden historischen Zünfte der Stadt Zürich. In der von Rudolf Brun aufgestellten Ordnung war an fünfter Stelle die Zunft mit den Berufen der Wollenweber, der Wollenschlager, Grautucher (Gratucher) und Hutmacher (Hutter) erwähnt. An sechster Stelle wurde die Zunft der Leinenweber (Lyniwäber), Leinwandhändler (Lynwandter) und Bleicher genannt. Diese beiden Zünfte vereingten sich 1440 aus wirtschaftlichen Gründen zur Zunft zur Waag. Den Namen erhielt die Zunft von ihrem Haus. Es wurde in einem Ratsurteil von 1303 erstmals erwähnt, das den damaligen Besitzern ein Höherbaurecht einräumt. 1315 kaufte Peter Schmid (gest. 1334), ein Arzt oder Apotheker aus Biel im Oberwallis, das Haus. Der Erwerb stand im Zusammenhang mit der Stiftung einer Pfründe für den Maria-Magdalena-Altar im Grossmünster. Ob der Name des Hauses auf seinen Beruf als Arzt und Apotheker zurückzuführen ist oder auf den Standort der Marktwaage am Münsterhof, ist unsicher. Zur Waag wird das Haus erstmals 1385 genannt. 22 Mitglieder der Leinenweber erwarben das Haus für ihre Zunft, da diese selbst dazu nicht in der Lage war. Nach 1405 galt das Haus als Trinkstube der Leinenweber. 1440 zogen als Folge der Fusion auch die Wollweber dort ein. 1630 erwarb die Zunft das anstossende Haus "zum geilen Mönch". 1636 wurden beide Häuser abgebrochen und an ihrer Stelle wurde bis 1637 das heute bestehende Zunfthaus zur Waag am Münsterhof 8 erbaut. Nach dem Zusammenbruch der alten Ordnung übernahm 1801 ein Zünfter die Liegenschaft, die Zunft sicherte sich aber das Rückkaufrecht und das Recht, ihre Versammlungen weiterhin dort abzuhalten zu können. 1828 konnte sie ihr angestammtes Haus zurückkaufen. Bauliche Veränderungen des späten 18. Jahrhunderts wurden durch Renovationen neuerer Zeit rückgängig gemacht. Unter den heute rund 150 Zünftern finden sich nur noch einzelne Vertreter des Textilgewerbes. Um den Bezug zum Handwerk aufrechtzuerhalten, organisiert die Zunft einmal im Jahr einen Handwerkstag, an dem die Kandidaten für eine Aufnahme in die Zunft ihr Gesellenstück herstellen können. Das Zunftleben umfasst neben dem Sechseläuten und dem Martinimahl monatliche Zusammenkünfte im Zunfthaus. Regelmässige Anlässe mit Partnerinnen sind ebenfalls Bestandteil des Jahreskalenders. Am Sechseläuten tragen die Waagzünfter Biedermeierkostüme der Hutmacher. Ein überdimensionierter Hut am Beginn der Umzugsformation zeigt die Affinität zu diesem Handwerk. Das Weben wird durch einen Wagen symbolisiert, der das hin und her schiessende Webschiffchen zeigt. Die Bleicher zeigen auf einem Wagen eine Wasserstampfi. Am Umzug wird die Zunft zur Waag seit 2014 von der Polizeimusik Zürich-Stadt begleitet.
Zunftmeister bis 1798 Die Zunftmeister wurden für ein halbes Jahr in den Baptistalrat oder Natalrat gewählt und mussten dann pausieren, bis sie wiedergewählt werden konnten. Die Jahreszahl gibt an, in welchem Jahr ein Zunftmeister erstmals in den Rat eintrat. Wiederwahlen werden nicht mehr angezeigt, so dass die Zunftmeister nicht mehrfach aufgeführt werden.
Wollenweber 1336 Hans Schrintleder 1337 Hartmann Sangli 1337 Heinrich Wechsler 1338 Johans Stucki 1339 Cùnrat Hutter 1340 Heinrich Russinkon 1342 Heinrich Schwab 1344 Heinrich Schönherre 1346 Heinrich Sangli 1352 Hans Neisideller, Tücher 1361 Hans Stettler 1366 Ulrich Buchenegger 1367 Cùnrat Schmidli 1375 Walther Buchenegger 1385 Hans Stucki 1389 Johans Egg 1392 Johans Schössli 1394 Rudolf Moser 1401 Heinrich Schrintleder 1402 Rudolf Nutz 1403 Johans Bleuler 1405 Johans Buchenegger 1410 Walther Buchenegger 1412 Heinrich Bluntschli 1417 Hans Sigrist 1419 Heinrich Kamrer 1423 Hans Schmid 1424 Hanns Weber 1426 Johans Burkhart 1433 Heinrich zur Eich
Leinenweber 1336 Ulrich von Issinkon 1337 Johans Schwarzweber 1338 Johans Fasnacht 1339 Ulrich Füsibach 1339 Heinrich Schmid 1341 Heinrich Bünter 1348 Hans von Schaffhausen 1349 Rudolf Wunnenberg 1353 Hans Torer 1354 Ulrich von Goldinen 1355 Chunrat Färber 1356 Johans Steinimur 1357 Ulrich Röri 1358 Hans Kamber 1360 Ulrich Bülacher 1361 Rudolf Senno 1370 Rudolf Öri 1380 Chùnrat Lirer 1393 Conrat Huber 1394 Hans Lirer 1395 Lütold Schiterberg 1400 Rudolf Torner 1403 Ulrich Richwin 1412 Conrad Ackli 1418 Johanns Kessler 1420 Rudolf Trotter 1432 Johans Fehr 1439 Peter Keller
Zunft zur Waag 1441 Hans Rütiner 1442 Conrad Ackli 1444 Niclaus Wyss (gest. 1473) 1446 Peter Keller 1449 Rudolf Egensheim 1450 Johanns Keller 1471 Rudolf Ris 1476 Johans Biegger (gest. 1502) 1489 Cùnrat von Kusen (gest. 1532), Hutmacher 1489 Ulrich Meyer (gest. 1501) 1502 Heinrich Nägeli 1503 Heinrich Brogli 1505 Heinrich Balber, Weber 1510 Rudolf Grimm 1513 Johanns Keller hinderm Hof, in Gassen (gest. 1514) 1515 Johannes zur Eich 1519 Jacob Zeller (gest. 1521) 1520 Johans Bleuler (gest. 1551) 1521 Ulrich Esslinger (gest. 1528) 1529 Jacob Paur (gest. 1544) 1532 Steffan Zeller (gest. 1552), Goldschmied 1533 Lux Esslinger (gest. 1565) 1548 Ulrich Äberli (gest. 1551) 1552 Ulrich Äberli (gest. 1554) 1555 Hanns Oberkan (gest. 1567) 1557 Heinrich Thomann (1520-1592) 1560 Georg Steiner (gest. 1575) 1562 Friderich Balber (gest. 1590), Weber 1565 Caspar Högger (gest. 1592) 1590 Hans Locher (1544-1602) 1592 Jacob zur Eich (1539-1611) 1593 Cùnrat Schlatter (gest. 1597) 1597 Caspar Herer (1554-1629) 1603 Hans Balber (gest. 1607) 1606 Heinrich Balber (1567-1629), Kürschner 1611 Hans Jacob Locher (1554-1620), oberster Ratsdiener 1612 Hans Högger (1579-1626) 1612 Hans Jacob Meyer (gest. 1622) 1629 Caspar Schaufelberger (1580-1656), Bleicher 1630 Hans Jacob Leu (1592-1660) 1654 Franz Wirz (1607-1656) 1656 Hans Rudolf Leu (1589-1663) 1656 Heinrich Thomann (1600-1670), Salzhausschreiber 1663 Hans Leonhard Thomann (1615-1668), Goldschmied 1668 Andreas Meyer (1635-1711) 1670 Beat Högger (1603-1680) 1680 Johannes Schaufelberger (1646-1703), Bleicher 1696 Hans Jacob Wegmann (1636-1718), Bleicher 1703 Andreas Meyer (1668-1731) 1715 Hans Caspar Nüscheler (1666-1730) 1723 Johannes Schaufelberger (1672-1732) 1730 Hans Rudolf Landolt (1686-1757) 1732 Hartmann Heidegger (1677-1739) 1739 Hans Caspar Schaufelberger (1700-1763), Färber 1747 Felix Nüscheler (1692-1769) 1763 Felix Nüscheler (1725-1799) 1769 Hans Georg Gossweiler (1728-1788), Kaufmann 1772 Daniel Hauser (1734-1793) 1793 Hans Rudolf Schaufelberger (1746-1807), Bleicher 1795 Felix Escher vom Glas (1746-1805), Kaufmann
Zunftmeister ab 1806 1806–1856 Johann Conrad Nüscheler-Ott (1759–1856), Zwölfer 1789, Ratsherr 1797, Oberrichter 1805 1856–1871 David Nüscheler (1792–1871), Ingenieur, Stadtrat (Bauherr) 1871–1894 Arnold Vögeli-Bodmer (1826–1915), Oberstdivisionär 1894–1903 Heinrich Zeller-Werdmüller, Dr. phil., (1844–1927), Direktor der Papierfabrik, Historiker 1903–1911 Conrad Morf-Kölliker (1851–1917), Kaufmann 1911–1942 Hans Stockar-Schoeller, Dr. iur., (1877–1944), Rechtsanwalt 1942–1965 Max Zeller, Dr. ing., (1891–1981), Professor an der ETH 1965–1973 Walter Diener, Dr. iur., (1923–2006), Rechtsanwalt 1973–1983 Peter Welti, Dr. phil., (1923–2000), Direktor 1983–1991 Beat E. Zeller (1933–1991), Kaufmann 1991–1999 Peter Corrodi, Dr. med., (geb. 1944), Arzt FMH 1999–2007 Jürg E. Zehnder (geb. 1941), Unternehmensberater 2007–2014 René Kalt (geb. 1965), Kommunikationsberater 2015–2022 Philippe Oswald Welti (geb. 1949), Botschafter ab 2023 Robert Henri Naville (geb. 1963)
Benutzte Quellen und Literatur: Gyr, Salomon Friedrich: Zunft zur Waag, in: Zürcher Zunft-Historien. Schilderungen aus der Geschichte Zürichs, Zürich 1929, S.462-483. Schnyder, Werner: Die Zürcher Ratslisten, 1225 bis 1798, Zürich 1962. Zeller-Werdmüller, Heinrich: Die Zunft zur Waag. Vortrag vor der Zunft zur Waag von Dr. Heinrich Zeller-Werdmüller, in: Zürcher Taschenbuch 1907, S. 38-63. |
Fondsgeschichte: | Aufgrund des Hinterlegungsvertrags vom 03.02.1959 deponierte die Zunft zur Waag ihr Archiv mit Unterlagen aus der Zeit vom 14. bis ins 20. Jahrhundert im Staatsarchiv. Sieben Pergamenturkunden wurden 1907 zur Aufbewahrung an die Stadtbibliothek übergeben (welche 1917 mit der Kantonsbibliothek zur Zentralbibliothek fusionierte). Mit dem Entscheid, ihr Archiv im Staatsarchiv zu deponieren, liess die Zunft diese Urkunden von der Zentralbibliothek ins Staatsarchiv transferieren. Alle diese Unterlagen und rund zwanzig kleine Nachlieferungen wurden als Bestand W I 29 in einem bis 1983 nachgeführten Archivkatalog erschlossen. Am 13.05.2013 wurde ein neuer Hinterlegungsvertrag ausgestellt und der Bestand in der Folge nachbewertet. Dabei ging es im Wesentlichen um eine Ausscheidung von Archivalien und Bibliotheksgut. Archivalien und Druckschriften der Zunft zur Waag (oder mit einem engen Bezug zu deren Tätigkeit) blieben im Archiv. Bibliotheksgut (publizierte Werke, die bereits in der Bibliothek des Staatsarchivs oder einer anderen Zürcher Bibliothek vorhanden sind) und Druckschriften anderer Zünfte gingen an die Zunft zurück. Der ganze Bestand inkl. sieben kleinere Ablieferungen, die nach 1983 ins Staatsarchiv gelangten (darunter die Ablieferungen 2009/007, 2009/077 und 2010/050), wurde von Pascal Pauli von Oktober 2017 bis März 2019 nacherschlossen. Im Dezember 2023 wurde die Höngger Relation (X 225) von der Sammlung Handschriften und Materialien in den Fonds der Zunft zur Waag eingeordnet, nachdem Herr Dr. David Vogelsanger, Kappel am Albis, das von ihm im Staatsarchiv deponierte Dokument am 10. November 2023 in das Depot der Zunft zur Waag übertragen hat und mit letztwilliger Verfügung nach seinem Ableben der Zunft zur Waag vermacht hat. |
Legal status: | Öffentliche Körperschaft (1336-1866) Verein (ab 1866) |
Access regulations: | Es gelten die gleichen Schutzfristen wie für staatliche Unterlagen. Einsichtsbewilligungen für noch nicht zur Benutzung freigegebene Unterlagen erteilt schriftlich der Zunftmeister oder ein bezeichneter Stellvertreter. |
Related material: | Neujahrsblätter, StAZH Bib. Dm 191 Stammbäume, StAZH Bib. Db 5.19 Mitgliederverzeichnisse, StAZH Bib. De 25.3 Diverse Druckschriften, StAZH Bib. III Pb 7/7 (1) |
Bestände: | W I 29, X 225 |
Level: | Fonds |
Weblinks: | Website der Zunft zur Waag |
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Usage |
Permission required: | [Leer] |
Physical Usability: | Uneingeschränkt |
Accessibility: | [Leer] |
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