Zunft zur Zimmerleuten, 1431.04.28-2021 (ca.) (Fonds)

Archive plan context


Title:Zunft zur Zimmerleuten
Inhalt und Form:Die Unterlagen der Zunft zur Zimmerleuten bestehen aus den so genannten Verwaltungsakten, das heisst aus Protokollen – die ab 1737 komplett vorhanden sind –, Korrespondenz, Mitgliederverzeichnissen und Jahresrechnungen. Daneben bilden Akten zu Umbauten und Renovationen des Zunfthauses sowie zum Mobiliar und zum Zunftschatz einen zweiten Schwerpunkt. Schliesslich enthält der Fonds Unterlagen zu Veranstaltungen, insbesondere zu den beiden wichtigsten Anlässen, dem Sechseläuten und dem Martinimahl. Vereinzelt sind auch Unterlagen zu politischen und wirtschaftlichen Aufgaben sowie Fotografien vorhanden.
Andere Namen:Zunft zum roten Adler
Creation date(s):4/28/1431 - approx. 2021
Running meters:21.36
Number:913
Aktenbildner:Die Zunft zur Zimmerleuten vereinigte nach dem "ersten geschworenen Brief" folgende Berufe: "Zymberlütte, Murer, Wagner, Trachsel (Drechsler), Holzköuffer, Vassbinder (Küfer) und Räblüte." Später kamen noch die Schreiner, Steinmetze und Hafner dazu. Einzelne Berufe, die ebenfalls zum Bauhandwerk zu zählen waren, wollten der Zunft hingegen nicht beitreten, zum Beispiel die Bogen- und Armbrustmacher, die Dachdecker und die Glaser. Zuzug erfuhr die Zunft jedoch 1341 durch die "Wanner" oder "Kübler", die hölzernes Geschirr herstellten.
Wie die meisten Zünfte war die Zunft zur Zimmerleuten ein Dachverband von mehreren Handwerksgruppen. Sie unterteilte sich grundsätzlich in drei Gesellschaften, nämlich:
1. Die Wagner, Drechsler und Zimmerleute, von denen sich später die Tischmacher (Schreiner) aussonderten;
2. die Maurer, zu denen später die Steinmetze und Hafner stiessen;
3. die Binder (Küfer), von denen sich später die Kübler abgrenzten.
Jede dieser drei Gesellschaften hielt beispielsweise ihre eigenen "Meisterbotte" ab. Noch grössere Bedeutung hatten aber die einzelnen "Handwerke" innerhalb dieser Gesellschaft. Jedes hatte seine besondere Handwerksordnung, seine Vorsteher – den "Pfleger" – seine Kasse, seine Lade mit den wichtigen Urkunden und seine regelmässigen Versammlungen im Zunfthaus. In diesem Rahmen löste man Probleme, die nur das eigene Handwerk betrafen. Vermochte man sich nicht zu einigen oder betraf die Sache noch ein anderes Handwerk innerhalb der Zunft, so wurde sie der Zunftvorsteherschaft unterbreitet. Wenn auch diese keinen allseits befriedigenden Beschluss fällen konnte oder aber die Angelegenheit sich auch auf Angehörige einer anderen Zunft erstreckte, so wurde der Fall dem Rat zum endgültigen Entscheid vorgelegt.

Die Aussonderung der Tischmacher- oder Schreinerhandwerks von jenem der Zimmerleute stand in Zusammenhang mit dem wachsenden Wohnkomfort. Die Ausstattung spätmittelalterlicher Wohnhäuser war noch sehr karg. Erst im 15. Jahrhundert entwickelt sich daraus das bewegliche "Mobiliar", zunächst wohl der freistehende Tisch. Dies führte zur Verselbständigung der Tischmacher oder Schreiner, die nur für die Herstellung von Mobiliar aller Art zuständig wurden, während dem Zimmermann die Arbeit am und mit dem Balken verblieb. Die Trennung vollzog sich im 16. Jahrhundert: 1522 entstand eine eigene Ordnung der Tischmachergesellen, 1533 wurde es den Zimmermeistern verboten, Tischmachergesellen anzunehmen, 1563 entstand die erste eigene Handwerksordnung für das Tischmachergewerbe.

Wie bei anderen Zünften mit verschiedenen Berufen bildeten sich auch bei den Zimmerleuten Untergruppen mit eigenen Obmännern. So hatte ein "Vassbinder" (Küfer) 1416 das Haus "in der Beck" zwischen Rüden und Wettingerhof gekauft, es allerdings auch den andern Zunftgenossen zur Verfügung gestellt. Das Haus stiess damals direkt an den auch "Lindmag" (Limmat) genannten Fluss. 1428 wurde es ohne Berücksichtigung der übrigen Zünfter an die "Gesellschaft des Binderhandwerks" verkauft; erst 1459 konnten sich die Zimmerleute und Maurer als Miteigentümer am Haus einkaufen. Von 1467 an führt das Haus "in der Beck" den Namen "roter Adler", der lange Zeit als Haus- und selbst als Zunftname sowie im Zunftwappen zu Ehren kam.
1589 erfolgten Umbauten im Innern des Hauses, die "grosse Zimmerlütenstube" wurde eingerichtet und die "kleine Stube" erneuert. 1708 erfolgte der Abbruch des vordern Gebäudeteils, der als stattlicher, zweistöckiger Steinbau wieder neu aufgerichtet wurde. 1782 erweiterten die Zimmerleute ihr Zunfthaus, indem sie das gegen den Rüdenplatz hin gelegene Haus "zum Salmen" erwarben. 1783 bis 1785 fügten sie den Nordflügel an und richteten die Bögen ihres Hauses mit denen des Wettingerhauses in eine Flucht. Damit wurde die Durchfahrt unter dem Gebäude erweitert.
Das Haus "zum roten Adler" hat Jahrhunderte überdauert und ist, als eine der wenigen Ausnahmen, selbst beim Niedergang der alten Eidgenossenschaft 1798 im Besitz der Zunft geblieben. Der Silberschatz der Zunft wurde bereits 1628 grösstenteils eingeschmolzen, um der Stadt, in Notzeiten, die erforderlichen Mittel zur Verfügung zu stellen. Der Rest des Silbergeschirrs wurde bei der Auflösung der Zunft 1798 unter die Mitglieder verteilt. 1802 ist auch diese Zunft wieder neu erstanden.

Zunftmeister bis 1798
Die Zunftmeister wurden für ein halbes Jahr in den Baptistalrat oder Natalrat gewählt und mussten dann pausieren, bis sie wiedergewählt werden konnten. Die Jahreszahl gibt an, in welchem Jahr ein Zunftmeister erstmals in den Rat eintrat. Wiederwahlen werden nicht mehr angezeigt, so dass die Zunftmeister nicht mehrfach aufgeführt werden.

1282 Conrat Krieg
1336 Berchtolt Binder
1337 Lütolt Murer, Meister
1338 Gotschalch
1339 Herman ab Etzeln, Meister
1340 Heinrich Schlechto
1341 Ulrich von Sengen
1343 Heinrich Hafner
1344 Ulrich Binder
1344 Chùnrat Wagner
1345 Simon Binder
1345 Lütolt Esslingen, Meister
1361 Rudolf Bonno
1369 Ulrich Huber
1371 Rudolf Trachsler
1373 Conrad Blum
1374 Cùnrat Hafner
1380 Werner von Husen
1382 Rudolf Wagner
1383 Johans Koch
1384 Chünrat Oppenhein
1387 Heinrich Pfaff
1396 Conrad Fuger
1408 Werner Binder
1414 Heinrich Kindenman
1418 Johanns Keller
1420 Johannes Walder
1422 Jacob Günther, der elter
1423 Heinrich Wagner
1424 Johans Blum
1425 Heinrich Fulder
1438 Johanns Bosshart
1440 Johans Bluntschli (gest. 1444)
1442 Johans Binder
1444 Hans Troger
1460 Johanns Sebach
1460 Johanns Wintz
1467 Johans Binder, der jung
1470 Hans Werder
1482 Rudolf Schwyzer (gest. 1499), Holzhändler
1489 Johans Frei, Tischmacher
1489 Rudolf Kunz
1495 Rudolf Binder (gest. 1538)
1500 Rudolf Bernolt
1502 Jacob Schwyzer (gest. 1521)
1506 Hans Sprüngli
1519 Hans Ziegler (1484-1549)
1521 Hans Walder
1523 Ulrich Stoll (gest. 1542)
1533 Rudolf Schwyzer (gest. 1564)
1538 Johanns Fietz (gest. 1563)
1544 Hans Weber (gest. 1558), Sieber
1559 Cùnrat Freudweiler (gest. 1560), Hafner
1560 Johannes Ziegler, vor dem Thor (gest. 1585)
1563 Ulrich Sprüngli (gest. 1572)
1567 Conrad Bodmer (gest. 1591)
1578 Anthoni Öri (1532-1594), Tischmacher
1588 Hans Rudolf Koüffeler (1557-1620)
1592 Hans Ulinger (1555-1612)
1606 Hans Jacob Wehrli (1561-1612)
1613 Niclaus Trachsler (1559-1628), Hafner
1619 Lienhart Vogel (1573-1625), Hafner
1621 Hans Wehrli (1590-1630)
1625 Ulrich Schwyzer (1575-1631), Steinwerchmeister
1628 Hans Felix Horner (1584-1635), Holzwerkmeister
1631 Hans Heinrich Bodmer (1595-1636), Buchbinder
1636 David Füssli (1609-1661)
1636 Hans Heinrich Stoll (gest. 1639), Goldschmied
1639 Matthias Leimbacher (1581-1648), Küfer
1640 Hans Georg Horner (1603-1661), Maurer
1648 Hans Heinrich Ulinger (1611-1676)
1649 Caspar Zimmermann (1608-1675)
1657 David Werdmüller (1616-1675), Schreiber
1663 Hans Jacob Bodmer (1617-1676), Buchdrucker
1676 Matthias Gessner (1644-1688), Färber
1676 David Horner (1638-1704), Maurer
1688 Hans Jacob Steinfels (1640-1701), Dr. med.
1701 Hans Jacob Gessner (1669-1709), Färber
1704 Hans Heinrich Bodmer (1669-1743), Obmann
1709 David Horner (1670-1745), Maurer
1711 Leonhard Gossweiler (1671-1721), Unterschreiber
1716 Hans Conrad Gessner (1673-1725), Färber
1717 Hans Heinrich Fries (1668-1731)
1723 Hans Rudolf Nötzli (1682-1759), Rudolf, Küfer
1724 Hans Caspar Escher vom Glas (1678-1762)
1733 David Öri (1683-1757), Tischmacher
1740 Hans Conrad Gossweiler (1686-1743), Kaufmann
1752 Hans Caspar Werdmüller (1711-1773)
1755 Hans Conrad Gessner (1703-1766), Färber
1766 Matthias Gessner (1717-1785), Färber
1773 Hans Caspar Schinz (1727-1816)
1785 Hans Jacob Escher vom Glas (1746-1813)

Zunftmeister ab 1802
1802 Hans Caspar Schinz-Escher (1727–1816), Obervogt in Stäfa, Generalinspektor der Infanterie
1817 Hans Caspar Schinz-Lavater (1755–1838), Mitglied des Grossen Rats
1833 Salomon Klauser (1778–1842), Inhaber der Weinhandlung und Essigfabrik Klauser-Meyer, Mitglied des Grossen Rats, Rittmeister
1843 Hans Rudolf Eberhard (1783–1850), Kantonsfürsprech
1847 Caspar Schinz-Hirzel (1792–1874), Kaufmann, Mitglied des Grossen Rats, Quartiermeister
1853 Heinrich Schinz-Gessner (1785–1858), Mitglied des Grossen Rats, Regierungsrat, Oberst eidgenössischer Kriegskommissär
1858 Johann Jakob Locher-Oeri (1806–1861), Baumeister, Gründer der Baufirma Locher und Co., Bauherr der Stadt Zürich, Oberst im eidgenössischen Geniestab
1861 Otto Rudolf Werdmüller-Stockar (1807–1870), Kaufmann, Mitglied des Grossen Rats
1870 Johann Heinrich Müller-Rütschi (1826–1882), Erster Kassier der NOB, Bataillonskommandant
1882 Hermann Nabholz-Reinacher (1836–1905), Kaufmann, Inhaber der Seidenfirma Nabholz und Co in Zürich, Yokohama und Shanghai, Oberst
1895 Friedrich Locher-Wollner (1842–1906), Baumeister, Mitinhaber der Baufirma Locher und Co., Oberstdivisionär, Kommandant der VI. Division
1906 Adrian Boller-Wolf (1852–1909), Heizungstechniker
1910 Carl Ulrich-Helbling (1859–1918), Kaufmann, Inhaber der Eisenwarenhandlung C. F. Ulrich
1919 Fritz Locher-Lavater (1874–1942), Ingenieur ETH, Inhaber der Baufirma Locher und Co.
1937 Emil Landolt-Stadler (1895–1995), Dr. iur., Stadtpräsident, Hauptmann
1962 Walter M. Brunner-Steinfels (1913–1999), Dr. sc. techn., Direktor, Oberst
1973 Hans Georg Scharpf (geb. 1932), lic. oec. HSG
1982 Felix Conrad Pfenninger (geb. 1943), Dr. sc. math. ETH, Hauptmann
1991 Peter Christoph Brunner-Bodmer (geb. 1945), Dr. oec. HSG, VR-Delegierter, Oberst i Gst
1997 Christian Erik Steinmann (geb. 1950), Dr. iur., Rechtsanwalt, Hauptmann
2007 Rudolf Bodmer-Tischler (geb. 1957), Dr. iur.
2015 Mathis Berger (geb. 1964), Dr. iur., LL.M., Rechtsanwalt
2023 Philippe Blangey (geb. 1972), Betriebsökonom

Benutzte Quellen und Literatur:
Meyer, Helmut: Zimmerleuten. Eine kleine Zunftgeschichte, Zürich 1991.
Schnyder, Werner: Die Zürcher Ratslisten, 1225 bis 1798, Zürich 1962.
Fondsgeschichte:Aufgrund des Hinterlegungsvertrags vom 02.12.1919 deponierte die Zunft zur Zimmerleuten ihr Archiv mit Unterlagen aus der Zeit vom 15. bis ins 20. Jahrhundert im Staatsarchiv. Diese Unterlagen wurden zusammen mit rund 15 Nachlieferungen als Bestand W I 5 in einem bis 1997 nachgeführten Archivkatalog erschlossen. Im gleichen Jahr wurden auch einzelne Umstellungen vorgenommen, weil das zu Beginn des 20. Jahrhunderts entworfene Signaturenschema an gewissen Stellen zuwenig freie Nummern aufwies.
Der ganze Bestand inkl. kleinere Ablieferungen, die nach 1997 ins Staatsarchiv gelangten (darunter die Ablieferungen 2016/054, 2017/020, 2018/030, 2019/008, 2020/060, 2020/080), wurde von Pascal Pauli von Januar 2019 bis Dezember 2021 nacherschlossen.
Legal status:Öffentliche Körperschaft (1336-1866)
Verein (ab 1866)
Access regulations:Gemäss Vereinbarung vom 02.12.1919 gelten für Unterlagen vor 1870, die die Zunft als öffentliche Körperschaft betreffen, die gleichen Einschränkungs- und Schutzfristen wie für staatliche Unterlagen. Eine Einsichtnahme in Unterlagen ab dem 19. Jahrhundert, die innere Angelegenheiten der Zunft oder persönliche Verhältnisse der Zünfter betreffen, bedarf der Zustimmung des Zunftmeisters oder seines Stellvertreters.
Related material:Vier Bände befinden sich unter der Signatur ZA Zi 101.1 – ZA Zi 101.4 in der Zentralbibliothek Zürich. Unter der Signatur W I 5.68 sind Fotokopien dieser Bände zu finden.
Bestände:W I 5
Level:Fonds
Weblinks:Website der Zunft zur Zimmerleuten
 

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