Schweizerische Textilfachschule STF, 1866-2006 (Fonds)

Archive plan context


Title:Schweizerische Textilfachschule STF
Inhalt und Form:Die Unterlagen der Textilfachschule bestehen hauptsächlich aus Jahresberichten, die seit der Gründung bis zur Fusion mit der Textilfachschule Wattwil komplett vorhanden sind, Unterrichtsmaterial aus den Anfängen der Schule sowie Medienberichten und Modefotografien aus den 1940er-Jahren.
Andere Namen:Zürcherische Seidenwebschule (1881-1944)
Textilfachschule Zürich (1944-1972)
Related corporations/Families/Persons:Zürcherische Seidenindustrie-Gesellschaft ZSIG
Creation date(s):1866 - 2006
Running meters:4.18
Number:306
Aktenbildner:Bereits 1866 reichte die Zürcherische Seidenindustrie-Gesellschaft ZSIG dem Grossen Rat eine Petition ein, mit dem Ziel, eine kantonale Seidenwebschule zu gründen. Sowohl diese erste Petition als auch eine fünf Jahre später eingereichte Petition blieben jedoch folgenlos. 1873 sammelten daraufhin zürcherische Seidenfabrikanten einen Betrag von rund 200'000 Franken als Stammkapital für die zu errichtende Schule. In Zusammenarbeit mit der ZSIG liess der Regierungsrat einen Entwurf zu einem "Gesetz betreffend eine kantonale Webschule" ausarbeiten. Aufgrund der Höhe der Ausgaben musste das Gesetz nach mehrjähriger Beratung dem Volk zur Abstimmung vorgelegt werden. Am 30. Juni 1878 wurde die Vorlage knapp verworfen.
Wenige Monate nach dem Volksentscheid beschloss die Generalversammlung der ZSIG das Projekt dennoch fortzuführen. Unter Johann Jakob Abegg (1834-1912), dem damaligen Präsidenten der Webschulkommission, wurde eine neue Vorlage, ein provisorisches Schulprogramm und ein neuer Vertrag mit der Stadt Zürich ausgearbeitet. Die Stadt erklärte sich bereit, der ZSIG das alte Hofmeister'sche Gut im Letten in Zürich-Wipkingen zu überlassen. Sie übernahm zudem die Hälfte der Umbaukosten und die Verpflichtung für den Unterhalt der Gebäude, die städtisches Eigentum blieben. Aufgrund dieser Vereinbarung gelangte Abegg am 16. November 1880 mit einem Subventionsgesuch an den Kantonsrat. Dieser stimmte zu und ein Jahr später, am 14. November 1801, konnte der Schulbetrieb aufgenommen werden.
Träger der Schule war die Zürcherische Seidenindustrie-Gesellschaft ZSIG. Da Stadt und Kanton sich von Anfang an finanziell beteiligten, waren sie ebenfalls in der Aufsichtskommission vertreten. Der Regierungsrat wählte einen, später zwei Vertreter, der Stadtrat drei, später zwei Vertreter und die ZSIG in der Regel drei Vertreter. Ferner gehörte immer ein Sekretär und zu Beginn auch ein Quästor zur Kommission. Die Aufsichtskommission ernannte Visitatoren und Prüfungsexperten und wählte den Direktor als Leiter der Schule.
Der Schulplan umfasste, gemäss den Statuten vom 16. November 1880, zwei in sich abgeschlossene Jahreskurse. Der erste Kurs umfasste vorwiegend praktische Übungen und richtete sich hauptsächlich an Schüler, die sich zum Hilfspersonal ausbilden wollten. Der zweite Kurs umfasste schwierigere Gebiete der Fabrikation, insbesondere die Jacquardweberei, und diente der Ausbildung zukünftiger Fabrikanten.
Mit der 1913 durchgeführten Unterrichtsreform wurde die Ausbildung in der Handweberei reduziert und 1917 ganz aufgehoben. Dadurch konnte die Dauer der Ausbildung auf Anregung der Industrie von zwei Jahren auf ein Jahr herabgesetzt werden. 1945 wurde die Schulzeit wieder auf zwei Jahre erhöht, wobei das dritte und vierte Semester im Wesentlichen der Ausbildung in der Jacquardweberei zu diente. Gleichzeitig wurde neu eine Gliederung der Schüler nach Fachgruppen vorgenommen und zwar in Abteilungen für Webermeister, Disponenten und Textilkaufleute. Später kam die Klasse der Textilentwerfer hinzu.
Mit dem Beginn des 64. Schuljahrs am 4. September 1944 änderte die Schule ihren Namen in Textilfachschule Zürich. Grund dafür war der Umstand, dass in der Industrie nicht mehr nur Seide, sondern in zunehmenden Masse andere Rohstoffe, insbesondere chemische Fasern, verarbeitet wurde. Die Umwandlung der Seidenwebschule in eine Textilfachschule hatte verschiedene organisatorische Massnahmen zur Folge, so die Schaffung neuer Statuten und Reglemente, einen neuen Miet- und Betriebsvertrag mit der Stadt Zürich und die Erweiterung der Aufsichtskommission um vier von der ZSIG gewählte Vertreter verschiedener Zweige der Textilindustrie.
Ein neues kantonales Steuergesetz hatte 1957 zur Folge, dass die Trägerschaft von der ZSIG an den Verein Textilfachschule Zürich überging, weil Steuerfreiheit nur dann für Schulen und ihre Fonds gewährt wurde, wenn es sich um eigene juristische Persönlichkeiten handelte. Die Organe blieben mit der Vereinsgründung jedoch die selben.
1969 nahm die Aufsichtskommission Fusionsgespräche mit der ebenfalls 1881 gegründeten Textilfachschule Wattwil auf. Per 1. Januar 1973 fusionierten die beiden Textilfachschulen Zürich und Wattwil zur Schweizerischen Textilfachschule STF mit Hauptsitz in Wattwil SG und Standorten in Zürich und St. Gallen. Als neue Organe wurden neben der Aufsichtkommission ein Geschäftsführender Ausschuss (Schulleitung und Lehrkörper), ein Bildungsausschuss sowie eine Finanz- und eine Geschäftsprüfungskommission gebildet. Eine zentrale Bedeutung kam dabei dem Bildungsausschuss zu. Er trägt bis heute die Verantwortung über Ziel und Richtung der Ausbildung. Die ihm untergeordneten, nach Sparten aufgeteilten acht Fachgruppen befassen sich mit der Frage, wie die für die schweizerische Textil- und Textilmaschinenindustrie vorteilhafteste Ausbildung aufgebaut sein soll, welche Niveaus und Fächer es braucht und wie sie gewichtet werden sollen.

Direktoren der Zürcherischen Seidenwebschule bzw. der Textilfachschule Zürich
1881-1887 Hermann Huber (gest. 1910)
1888-1919 Heinrich Meyer-Sauter (1849-1930)
1919-1935 Theophil Hitz (1887-1936)
1945-1960 Johannes Itten (1888-1967)
1960-1972 Hans Keller

Direktoren der Schweizerischen Textilfachschule STF
1972-1986 Ernst Wegmann
1986-2001 Dr. Christoph Haller
2001-2002 Fritz Blum
2002-2015 Helmut Hälker
seit 2015 Sonja Amport

Benutzte Quellen und Literatur:
Müller, Armin: Rückblick auf 100 Jahre. Schweizerische Textilfachschule, Wattwil - Zürich - St. Gallen, Wattwil 1981
125 Jahre Schweizerische Textilfachschule, Wattwil 2006
Honold, Robert: Aus der Gründungsgeschichte der Zürcherischen Seidenwebschule, in: Mitteilungen über Textil-Industrie, Nr. 38, 1931, S. 200 f.
Niggli, Theophil: Von der Zürcherischen Seidenwebschule zur Textilfachschule Zürich, in: Mitteilungen über Textil-Industrie, Nr. 63, 1956, S. 155-160.
Fondsgeschichte:Ende 2011 lancierte die Zürcherische Seidenindustriegesellschaft ZSIG auf Anregung des Staatsarchivs Zürich ein Projekt, um die Bestände der Zürcher Seidenindustrie nachhaltig zu sichern, zu verzeichnen und einer interessierten Öffentlichkeit dauernd zugänglich zu machen. Hierfür gingen die ZSIG, das Schweizerische Nationalmuseum SNM und das Staatsarchiv eine Projektpartnerschaft ein. Nach dem gemeinsam entwickelten Modell gehen Geschäftsakten, Familienunterlagen und Fotografien ins Staatsarchiv; textile Bestände, Musterbücher und Objekte ins SNM.
Die Unterlagen der Schweizerischen Textilfachschule wurden dem Staatsarchiv als Ablieferung 2015/126 geschenkt. Sie wurden als Bestand Z 727 durch Pascal Pauli zwischen Juli und Oktober 2016 erschlossen.
Legal status:Verein (ab 1957)
Access regulations:Es gelten die gleichen Einschränkungs- und Schutzfristen wie für staatliche Unterlagen.
Related material:Z 719 Zürcherische Seidenindustrie-Gesellschaft ZSIG
Bestände:Z 727
Level:Fonds
Weblinks:Website der Schweizerischen Textilfachschule STF
 

Related units of description

Related units of description:Siehe:
Zürcherische Seidenindustrie-Gesellschaft ZSIG, 1892-2014 (Fonds)
 

Usage

Permission required:[Leer]
Physical Usability:Uneingeschränkt
Accessibility:[Leer]
 

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URL: https://suche.staatsarchiv.djiktzh.ch/detail.aspx?ID=3548189
 

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