Stünzi Söhne, Seidenweberei, Horgen, 1842-2013 (Fonds)

Archive plan context


Title:Stünzi Söhne, Seidenweberei, Horgen
Inhalt und Form:Die Unterlagen der Seidenweberei Stünzi Söhne bestehen hauptsächlich aus Verwaltungsakten, insbesondere aus Protokollen der Generalversammlung und des Verwaltungsrats sowie Geschäftsberichten und Jahresbilanzen. Daneben bilden Unterlagen zu ausländischen Niederlassungen einen zweiten Schwerpunkt. Umfangreich sind vor allem die Unterlagen zur Niederlassung in Faverges (Frankreich). Schliesslich enthält der Fonds Akten, Pläne und Bilder zu Liegenschaften der Firma. Unterlagen zur Produktion und zum Vertrieb sind nur wenige vorhanden.
Andere Namen:1838-1899 Stünzi Söhne
1899-1905 Aktiengesellschaft der Seidenwebereien, vormals Stünzi Söhne
1905-1926 Aktiengesellschaft Stünzi Söhne
1926-1987 Aktiengesellschaft für Seidenindustrie
1987-1992 Aktiengesellschaft Stünzi Söhne
Creation date(s):1842 - 2013
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Number:225
Aktenbildner:1838 gründete Johannes Stünzi (1813-1888) zusammen mit seinem Bruder Jakob Gottlieb (1820-1875) in deren Heimatort Horgen die erste Weberei für Seidenprodukte. Sie trug den Namen Stünzi Söhne. Neben der mechanisierten Form wurde dort auch Handweberei betrieben. Unter dem Nachfolger Hans Adolf Stünzi-Stünzi (1851-1908) erfolgte die erste Erweiterung der Firma. 1893 wurde in Lachen SZ eine Fabrik mit 300 Webstühlen errichtet. 1899 übernahm man die im Volksmund als Rote Fabrik bezeichnete Seidenweberei von G. Henneberg in Zürich-Wollishofen. Zugleich wurde die Firma in Aktiengesellschaft der Seidenwebereien, vormals Stünzi Söhne, umbenannt. 1905 erfolgte eine erneute Umwandlung, diesmal in die Aktiengesellschaft Stünzi Söhne.
Auch ausserhalb der Schweiz war das Familienunternehmen aktiv. Nachdem man 1902 im französischen Faverges (in Hochsavoyen) eine erste ausländische Produktionsstätte eröffnet hatte, folgte 1912 eine Fabrik im amerikanischen Reading (Pennsylvania) und 1927 in Ephrata (ebenfalls Pennsylvania). Daneben gab es in New York ein Vertriebs- und Handelsbüro. 1924 wurde in London zunächst eine Handelsgesellschaft zum Vertrieb und Verkauf von Stünzi-Produkten geschaffen. Wie an anderen ausländischen Produktionsstandorten sorgte die nationale Schutzzollpolitik auch hier dafür, dass Stünzi seit 1935 eigens in Grossbritannien produzierte. Im selben Jahr wurde ausserdem im argentinischen Buenos Aires eine Fabrik eröffnet. Alle diese Unternehmungen unterstanden der im Oktober 1926 - infolge eines Beschlusses der Generalversammlung der Aktiengesellschaft Stünzi Söhne - geschaffenen Aktiengesellschaft für Seidenindustrie mit Sitz in Glarus. Allein die schweizerischen Betriebe waren Teil der eigens gegründeten Aktiengesellschaft Stünzi Söhne mit Sitz in Horgen. Diese Aktiengesellschaft war eine Tochtergesellschaft der Holding mit Sitz im Glarnerland.
Die Folgen der Weltwirtschaftskrise von 1929 machten sich auch in den verschiedenen Webereiniederlassungen von Stünzi bemerkbar. Zunächst wurden Arbeiter entlassen und die Produktion heruntergefahren. 1931 kam es zur Stilllegung der 1919 eröffneten Fabrik im französischen Moûtiers; 1933 folgte der Produktionsstandort in Wollishofen und nochmals drei Jahre später die Fabrik am Gründungsstandort in Horgen, so dass in der Schweiz einzig die Fabrik in Lachen SZ bestehen blieb. Am Firmengründungs- und Familiensitz in Horgen bestanden das technische Büro, die Verkaufsabteilung, das Verwaltungsbüro und das Lager weiter. In Reading wurde die Seidenproduktion 1941 eingestellt. Infolge der Verlagerung der Seidenproduktion an kostengünstigere Arbeitsorte und der Popularisierung alternativer Kleidungsstoffe folgten weitere Schliessungen: 1960 die Fabrik in Ephrata und das Verkaufsbüro in New York, 1970 die Fabrik in Grossbritannien und der Sitz in Argentinien fünf Jahre später. Ab diesem Zeitpunkt produzierte man nur noch in Faverges (Frankreich) und in Lachen SZ. Nach dem Tod des langjährigen Direktionsvorsitzenden im Verwaltungsrat, Walter Stünzi, im Jahr 1975 erfolgte 1976/77 die Schliessung der Fabrik in Faverges. Gilbert Zuellig (1918-2009) war eine Antriebskraft zu dieser Massnahme. Er war mit Stephanie Stünzi, der Tochter von Walter Stünzi, verheiratet. In der philippinischen Hauptstadt Manila betrieb er lange Zeit ein Handelsunternehmen. 1962 wurde er in den Verwaltungsrat der Aktiengesellschaft Stünzi Söhne gewählt. Im Frühjahr 1970 trat er von seinem Amt zurück. 1975 wurde er dann zum Präsidenten der Holdinggesellschaft gewählt. Umgehend versuchte er, die Produktion in Lachen SZ an die neuen internationalen Marktbedingungen anzupassen. 1986/87 kam es dennoch zur Auflösung der Aktiengesellschaft für Seidenindustrie und der Aktiengesellschaft Stünzi Söhne. Die restrukturierte Fabrik in Lachen SZ wurde unter dem Namen Stünzi Rohgewebe AG von der Stehli Seiden AG übernommen. Diese gründete gleichzeitig eine Firma namens Stünzi Textil, die für den Vertrieb der an Lager liegenden Stünzi-Kollektionen zuständig war. 1994 gab die Stehli Seiden AG die Weberei in Lachen SZ auf.

Firmen- bzw. Direktionsvorsitzende:
1838-1875 Johannes Stünzi-Kraut (1813-1888)
1875-1908 Hans Adolf Stünzi-Stünzi (1851-1908)
1908-1925 Hans Stünzi-Pellegrin (1889-1925)
1925-1975 Walter Stünzi-Pidgeon (1891-1975)
ab 1975 Adolph Leuthold

Benutzte Quellen und Literatur:
Kläui, Paul: Geschichte der Gemeinde Horgen, Horgen, 1952 (StAZH Bib Dc H 60 e)
Zuellig, Gilbert: Familien- und Firmenchronik Stünzi, [s. l.] 1979 (StAZH Bib De S 24)
Fondsgeschichte:Ende 2011 lancierte die Zürcherische Seidenindustriegesellschaft ZSIG auf Anregung des Staatsarchivs Zürich ein Projekt, um die Bestände der Zürcher Seidenindustrie nachhaltig zu sichern, zu verzeichnen und einer interessierten Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich zu machen. Hierfür gingen die ZSIG, das Schweizerische Nationalmuseum SNM und das Staatsarchiv eine Projektpartnerschaft ein. Nach dem gemeinsam entwickelten Modell werden Geschäftsakten, Familienunterlagen und Fotografien ins Staatsarchiv, textile Bestände, Musterbücher und Objekte ins SNM abgeliefert.
Die Unterlagen zur Seidenweberei Stünzi Söhne wurden dem Staatsarchiv Zürich von Stephanie Zuellig-Stünzi, in Rapperswil, (Ablieferung 2013/119), von der Zürcherischen Seidenindustrie-Gesellschaft ZSIG (Ablieferung 2014/097) und von der Firma Stünzi Söhne (Ablieferung 2014/132) geschenkt. Die Erschliessung wurde von Fabienne Lutz-Studer im Oktober 2014 vorbereitet und von Jan Kiepe von März bis Juni 2015 durchgeführt.
Access regulations:Es gelten die gleichen Einschränkungs- und Schutzfristen wie für staatliche Unterlagen. Einsichtsbewilligungen für noch nicht zur Benutzung freigegebene Unterlagen erteilt schriftlich Daniel Zuellig, oder eine gültig bezeichnete Stellvertretung.
Related material:W I 109 Stünzi, Familie
Z 772 Stehli Seiden AG, Obfelden
Bestände:W I 108
Level:Fonds
 

Related units of description

Related units of description:Siehe:
Stünzi, Familie, von Horgen, 1674-2010 (Fonds)

Siehe:
Stehli Seiden AG, Seidenweberei, Obfelden, 1856-2015 (Fonds)
 

Usage

Permission required:[Leer]
Physical Usability:Uneingeschränkt
Accessibility:[Leer]
 

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