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Stünzi, Familie, von Horgen, 1674-2010 (Fonds)
Title: | Stünzi, Familie, von Horgen |
Inhalt und Form: | Die Unterlagen der Familie Stünzi bestehen hauptsächlich aus privater Korrespondenz, rechtlichen und finanziellen Unterlagen sowie Unterlagen aus der Primarschule und der Ausbildung an der Seidenwebschule. Hinzu kommen Fotografien, Gratulations- und Kondolenzschreiben sowie Nachrufe. |
Creation date(s): | 1674 - 2010 |
Running meters: | 1.88 |
Gigabyte: | 0.12 |
Number: | 114 |
Aktenbildner: | Die Familie Stünzi ist ein Bauern-, Handwerker- und Industriellengeschlecht von Horgen. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts betrieb die Familie in Käpfnach, einem Ortsteil von Horgen, eine Ziegelhütte. Johannes Stünzi (1785-1861), Sohn des Heinrich Stünzi (1752-1829) und der Barbara Höhn (1751-1829), war Landwirt und Gemeinderat in Horgen. Aus seiner Ehe mit Elisabeth Höhn (1785-1826) gingen vier Kinder hervor, Johannes (1813-1888), Heinrich (1815-1844), Hans Jakob (1817-1856) und Jakob Gottlieb Stünzi (1820-1875). Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er 1840 Liselotte Bluntschli. Die Ehe wurde jedoch sechs Jahre später geschieden. Sein ältester Sohn, Johannes Stünzi, widmete sich neben der Arbeit im familiären Landwirtschaftsbetrieb dem Musikstudium und der Malerei. In Affoltern am Albis liess er sich zum Kunstmaler ausbilden, bevor er 1828 eine Stelle in der Kunsthandlung Birrmann und Söhne in Basel antrat. Seine fehlende Schulbildung holte er später nach, unter anderem während eines Sprachaufenthalts in Genf im Jahr 1833. Nach einem weiteren Jahr in Basel wurde er 1835 zum Chef der Dessinateurabteilung in der Basler Bandfabrik Drevet, Hoffmann und Forcart. 1837 reiste er nach Lyon (Frankreich), um sich zum Textilfabrikanten auszubilden. Vor seiner Rückkehr erwarb er einige Jacquardmaschinen samt Zubehör. Zusammen mit seinem jüngsten Bruder Jakob Gottlieb, der am Institut Stapfer ausgebildet wurde, gründete er 1838 in Horgen die Seidenweberei Stünzi Söhne. Das florierende Geschäft verlangte bald nach grösseren Räumlichkeiten, deshalb bauten die beiden Brüder und Geschäftspartner 1850 das kombinierte Geschäfts- und Wohnhaus Thalhof. Im gleichen Jahr heiratete Johannes Stünzi Regula Luise Kraut (gest. 1879). Aus der Ehe gingen drei Kinder, Hans Adolf (1851-1908), Arnold Wilhelm (1854-1855) und erneut ein Arnold Wilhelm Stünzi (1858-1914), hervor. Aus der ersten Ehe seines Bruders, Jakob Gottlieb Stünzi, mit Emilie Brennwald gingen zwei Kinder, Alfred (1851-1877) und Alwina Stünzi (geb. 1855), hervor. Seine zweite Ehe mit Amalie Ottiker blieb kinderlos. Als der jüngere Bruder, Jakob Gottlieb Stünzi, 1875 starb, zog sich Johannes Stünzi aus dem Geschäft zurück. Die beiden ältesten Söhne aus beiden Familien, Hans Adolf Stünzi und Alfred Stünzi, übernahmen das Geschäft. Hans Adolf besuchte die Volksschule in Horgen, bevor er sich während vier Jahren im Institut Hüni in Horgen weiterbildete. Um seine Französischkenntnisse zu verbessern, besuchte er 1867/68 das Institut Debrot in Cormondrèche NE. Danach trat er in den Familienbetrieb ein. 1870 reiste er nach Bergamo (Italien), wo er sich bei Fratelli Galiana über die Fabrikation von Rohseide informierte. Später reiste er weiter nach Turin (Italien) und Lyon (Frankreich), um sich in der Seidenproduktion und Seidenweberei weiterzubilden. Seine Englischkenntnisse verbesserte er, indem er in London (Grossbritannien) in der Firma John Knechtli arbeitete, bevor er wieder in den Familienbetrieb nach Horgen zurückkehrte. Nach seiner Rückkehr heiratete er 1887 Ida Stünzi (1867-1927). Aus dieser Ehe gingen die drei Kinder Hans (1889-1925), Walter (1891-1975) und Hedwig Stünzi (1894-1946) hervor. Hans Adolf Stünzi-Stünzi gilt als treibende Kraft hinter der Vergrösserung des Familienunternehmens. 1893 baute er eine neue Fabrik in Lachen SZ. Seinen beruflichen Höhepunkt erreichte er mit der Übernahme der Seidenweberei von G. Henneberg in Zürich-Wollishofen. Mit der darauffolgenden Gründung der Aktiengesellschaft der Seidenwebereien im Jahr 1899 wurde der Betrieb zu einem der wichtigsten Seidenstoff-Fabrikanten der Schweiz. Um die französischen Schutzzölle zu umgehen, kaufte er 1902 eine Fabrikanlage mit dazugehörendem Schloss in Faverges (Frankreich). Neben seiner Tätigkeit als Firmeninhaber engagierte er sich als Vorstandsmitglied und Präsident der Zürcherischen Seidenindustriegesellschaft ZSIG. Weiter war er Präsident der Horgener Licht- und Wasserwerke, Mitglied der Eisenbahn- und Verkehrskommission sowie während einer Amtsperiode Gemeindepräsident von Horgen. Seine beiden Söhne, Hans und Walter Stünzi, absolvierten die Kantonale Handelsschule in Zürich und die Seidenwebschule in Zürich. Walter Stünzi besuchte zudem die Seidenwebschule in Lyon (Frankreich). Als der Vater 1908 starb, traten beide in den Familienbetrieb ein. Das Präsidium des Verwaltungsrats und die Vormundschaft über die noch minderjährigen Kinder übernahm Otto Stünzi-Baumann, der Bruder von Ida Stünzi. Die Leitung der Firma wurde Gottlieb Aschmann (1856-1940) anvertraut. Während des ersten Weltkriegs diente Hans Stünzi als Offizier in der Schweizer Armee. Walter Stünzi hielt sich 1916/17 in England auf, um sich bei der Firma W. R. Snow and Co. in London weiterbilden zu lassen. Später folgten Aufenthalte in Treviso (Italien), Lecco (Italien) und Lyon. 1919 übernahm zuerst Hans Stünzi und 1921 Walter Stünzi die Direktion der Firma. Gleichzeitig unternahm Walter Stünzi seine erste Reise nach New York (Vereinigte Staaten von Amerika), wo er sich später niederliess. Nach dem Tod des Bruders und Geschäftspartners Hans Stünzi 1925 wurde Walter Stünzi zum Direktor der Holding-Gesellschaft und zum Mitglied des Verwaltungsrates ernannt. Er wandelte das Familienunternehmen 1926 in eine Holdinggesellschaft mit dem Namen Aktiengesellschaft für Seidenindustrie um und verlegte den Firmensitz von Horgen nach Glarus. 1929 heiratete er Edith Mary Pidgeon aus New York. Ihre gemeinsame Tochter Stephanie Maria Stünzi, spätere Zuellig, wurde 1930 geboren. Für sein Engagement bei der Errichtung des Château Ouvrier in Faverges (Frankreich) wurde Walter Stünzi 1934 durch die französische Regierung zum Chevalier de la Légion d'Honneur ernannt. In diesem Schloss waren die Arbeiterinnen und Arbeiter untergebracht, die im Stünzi-Betrieb in Faverges arbeiteten, aber nicht aus dem Ort stammten. Als 1938 sein Onkel Otto Stünzi-Baumann starb, wurde Walter Stünzi Mitglied des Verwaltungsrates in den europäischen Tochtergesellschaften und gleichzeitig Präsident des Verwaltungsrates der Holding-Gesellschaft. In den 1960er-Jahre kehrte er wieder in die Schweiz zurück. Walter Stünzi erlebte den Niedergang der Seidenindustrie; mit der Weltwirtschaftskrise von 1929 brach der Absatzmarkt für Seidenprodukte ein. Stünzi schloss mehrere Fabrikationsstandorte innerhalb und ausserhalb der Schweiz. In den folgenden Jahren stabilisierte sich der Markt zwar, aber ab dem Ende der 1960er-Jahre setzte ein weiterer Niedergang ein. Nach dem Tod von Walter Stünzi 1975 bestand die Firma zunächst weiter. 1986/87 kam es jedoch zur Auflösung der Aktiengesellschaft für Seidenindustrie und der Aktiengesellschaft Stünzi Söhne. Die restrukturierte Fabrik in Lachen SZ wurde unter dem Namen Stünzi Rohgewebe AG von der Stehli Seiden AG übernommen und noch bis 1994 weitergeführt.
Benutzte Quellen und Literatur: Stünzi, biografischer Artikel in: HLS Kläui, Paul: Geschichte der Gemeinde Horgen, Horgen, 1952 (StAZH Bib Dc H 60 e) Zuellig, Gilbert: Familien- und Firmenchronik Stünzi, [s.l.], 1979 (StAZH Bib De S 24) |
Fondsgeschichte: | Ende 2011 lancierte die Zürcherische Seidenindustriegesellschaft ZSIG auf Anregung des Staatsarchivs Zürich ein Projekt, um die Bestände der Zürcher Seidenindustrie nachhaltig zu sichern, zu verzeichnen und einer interessierten Öffentlichkeit dauernd zugänglich zu machen. Hierfür gingen die ZSIG, das Schweizerische Nationalmuseum SNM und das Staatsarchiv eine Projektpartnerschaft ein. Nach dem gemeinsam entwickelten Modell gehen Geschäftsakten, Familienunterlagen und Fotografien ins Staatsarchiv; textile Bestände, Musterbücher und Objekte ins SNM. Die Unterlagen zur Familie Stünzi wurden dem Staatsarchiv 2013 (Ablieferung 2013/119) zusammen mit den Unterlagen der Firma Stünzi Söhne von Stephanie Zuellig-Stünzi, in Rapperswil, geschenkt. Die Erschliessung des Bestandes erfolgte zwischen Oktober 2014 und April 2015 durch Fabienne Lutz-Studer. Der Fondsbeschrieb und die Klassenbeschriebe wurden von Jan Kiepe im August 2015 fertiggestellt. |
Access regulations: | Es gelten die gleichen Einschränkungs- und Schutzfristen wie für staatliche Unterlagen. Einsichtsbewilligungen für noch nicht zur Benutzung freigegebene Unterlagen erteilt schriftlich Daniel Zuellig, oder eine gültig bezeichnete Stellvertretung. |
Related material: | W I 108 Stünzi Söhne, Seidenweberei, Horgen |
Bestände: | W I 109 |
Level: | Fonds |
Weblinks: | Artikel im HLS |
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Related units of description |
Related units of description: | Siehe: Stünzi Söhne, Seidenweberei, Horgen, 1842-2013 (Fonds)
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Usage |
Permission required: | [Leer] |
Physical Usability: | Uneingeschränkt |
Accessibility: | [Leer] |
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URL: | https://suche.staatsarchiv.djiktzh.ch/detail.aspx?ID=1934434 |
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