C I, Nr. 669 Schiedsspruch betreffend Schwyzer Landrecht mit Leuten des Grafen Friedrich von Toggenburg, 1437.03.09 (Dossier)

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Identifikation und Inhalt

Ref. code:C I, Nr. 669
Title:Schiedsspruch betreffend Schwyzer Landrecht mit Leuten des Grafen Friedrich von Toggenburg
Brief:19 Vertreter der eidgenössischen Orte (Schultheiss Ruodolff Hoffmeister, Ritter, Frantz von Scharnachtall, Ruodolff von Ringeltingen und Hanns von Muolern, Ratsherren von Bern; Schultheiss Paulus von Burren, Altschultheiss Uolrich von Hertenstein, Anthoni Russ und Peterman Goltschmid, Ratsherren von Lucern; Schultheiss Hemman von Spiegelberg und Heintzman Gruober, Ratsherr von Solottern; Heinrich Berodinger, Heinrich Arnolt, Altammänner, und Hanns Kempff, Schreiber von Ure; Altammann Niclaus von Einwil und Hanns Muller von Underwalden ob dem Kernwald; Arnolt am Stein und Uolrich am Buel von Underwalden nid dem Kernwald; Ammann Hanns Husler und Altammann Jost Spiller von Zug) fällen einen Rechtsspruch im Konflikt zwischen Bürgermeister, Räten, Zunftmeistern, Grossem Rat und Gemeinde der Stadt Zürich und ihrer Mitbürgerin Gräfin Elizabeth von Toggenburg, geborene von Mätsch, einerseits, und Ammännern, Räten und Gemeinden der Länder Switz und Glarus anderseits, nachdem sich beide Parteien vorgängig mittels Anlassbrief [URStAZH, Bd. 6, Nr. 8061; im Wortlaut inseriert] dem Entscheid der Schiedleute vorbehaltlos unterstellt haben. Beginn der Verhandlungen in Luzern, in deren Verlauf auch Kundschaften verhört wurden, war am 23. Februar, wobei sich Gräfin Elisabeth mittels einer Vollmacht [URStAZH, Bd. 6, Nr. 8067; im Wortlaut inseriert] durch Zürich vertreten liess. Der Spruch (mit summarischer Wiedergabe der Parteiverhandlungen [im vollen Wortlaut teilweise in URStAZH, Bd. 6, Nr. 8076 und bei Tschudi, Chronicon X S. 70-86 überliefert]) umfasst entsprechend den vorgebrachten Klagen 13 Punkte. - Klage Zürichs im Namen von Gräfin Elisabeth gegen Schwyz wegen des Landrechts, das Schwyz und Glarus mit den Leuten zu Liechtensteig, im Turtal, im Nekertall und in Sant Johannsertall sowie mit den Leuten zu Utznang und am Utznangerberg abgeschlossen haben, obwohl der verstorbene Graf Fridrich von Toggenburg vom König die Erlaubnis besass, testamentarisch frei über seinen Besitz zu verfügen, und erseine Frau zur Alleinerbin eingesetzt hatte, worum die Beschuldigten wussten, und obwohl die Gräfin Uznach bereits an Zürich übertragen hatte. Dagegen erklären die Schwyzer, Graf Friedrich habe seinen Leuten erlaubt, nach seinem Tod in ein Landrecht mit Schwyz zu treten, und die Gräfin habe ihnen dieses Recht bestätigt, worüber sie auch Kundschaften vorbringen können; der Abschluss der Landrechte erfolgte zudem als Reaktion auf die Übertragung von Uznach, die vorgenommen wurde, noch bevor in der Erbfrage endgültig entschieden worden ist. - Die Schiedsrichter entscheiden mit Mehrheit, dass die Schwyzer innert 42 Tagen Kundschaftsbeweis für die von ihnen behauptete Rechtmässigkeit der Landrechte vorzulegen haben, wofür ein neuer Rechtstag nach Luzern auf den 18./19. April angesetzt wird [vgl. URStAZH, Bd. 6, Nr. 8091]. Die Landrechte müssen nicht aufgelöst werden. Uznach ist zurückzugeben, darf aber von der Gräfin nicht verändert werden bis zur endgültigen Entscheidung in der Erbfrage. - Entsprechende Klage Zürichs im Namen von Gräfin Elisabeth gegen Glarus. Dagegen erklären die Glarner, die Schwyzer hätten sie aus Freundschaft in ihr Recht mitaufgenommen, mit den Leuten des Toggenburgers Landrechte abzuschliessen, und die Erbansprecher hätten ihnen die Zustimmung dazu gegeben. - Die Schiedsrichter entscheiden mit Mehrheit, dass die Glarner ihre Landrechte aufzugeben haben, da sie über keine entsprechende Rechtsgrundlage verfügen, solange die rechtmässigen Erben des Toggenburgers nicht bestimmt sind und diese ihnen dann den Abschluss von Landrechten erlaubt haben. - Entsprechende Klage Zürichs im eigenen Namen und im Namen von Gräfin Elisabeth gegen Schwyz und Glarus gemeinsam und entsprechende Antwort der Schwyzer und Glarner. - Die Schiedsrichter bestätigen mit Mehrheit ihre beiden Einzelurteile. - Klage Zürichs gegen Schwyz wegen der Inbesitznahme von Stadt und Schloss Uznach, Uznacherberg und Smerikon, obwohl die Gräfin diese Gebiete den Zürchern übertragen hatte. Dagegen erklären die Schwyzer, sie hätten nicht mehr getan, als ihnen der Toggenburger erlaubt habe. - Die Schiedsrichter entscheiden mit Mehrheit, dass Schwyz die Gebiete nicht zurückgeben muss, da Zürich sie bisher nicht wirklich innehatte. - Entsprechende Klage Zürichs gegen Glarus. Dagegen erklären die Glarner, die Schwyzer hätten sie aus Freundschaft in die ihnen vom Toggenburger gewährten Rechte mitaufgenommen. - Die Schiedsrichter entscheiden mit Mehrheit wie zuvor im Fall der Klage gegen Schwyz. - Klage Zürichs gegen Schwyz wegen des Landrechts, das Schwyz und Glarus mit den Leuten im Gastal, auf Aman [Amden] und andernorts abgeschlossen haben, die alle in die Pfandschaft Windegg gehören, obwohl Zürich für diese Gebiete das Auslösungsrecht besitzt, worum die Beschuldigten wussten. Dagegen erklären die Schwyzer, dass der Herzog von Österrich die Gebiete dem Toggenburger verpfändet, jetzt aber wieder ausgelöst habe und den Leuten erlaubt habe, mit Schwyz in ein Landrecht zu treten. - Die Schiedsrichter entscheiden einstimmig, dass das Landrecht nicht aufgelöst werden muss, solange Zürich sein Auslösungsrecht nicht gerichtlich durchgesetzt hat. - Klage Zürichs gegen Schwyz wegen Verletzung der Bünde durch die Landrechte mit den Leuten von Uznach und im Gaster. Dagegen erklären die Schwyzer, sie hätten die Bünde stets beachtet, vielmehr verletzten die Zürcher die Bünde durch ihre Verweigerung des bundesgemässen Schiedsverfahrens. - Die Schiedsrichter entscheiden einstimmig, dass ihrer Ansicht nach keine Partei die Bünde verletzt habe; andernfalls ist der bundesgemässe Rechtsweg zu beschreiten. - Entsprechende Klage Zürichs gegen Glarus und entsprechende Antwort der Glarner, ergänzt um den Hinweis auf die in ihrem Einzelbund mit Zürich [von 1408, vgl. URStAZH, Bd. 4, Nr. 5448 = URStAZH, Bd. 6, Nachträge Nr. 5448] verankerte Bündnisfreiheit. - Die Schiedsrichter entscheiden mit Mehrheit wie zuvor im Fall der Klage gegen Schwyz und anerkennen die Bündnisfreiheit der Glarner gegenüber Zürich, verweisen aber darauf, dass sie von Uri und Unterwalden, gestützt auf den Glarnerbund [von 1352, vgl. URStAZH, Bd. 1, Nr. 918], verklagt werden können. - Klage Zürichs gegen Glarus wegen des Landrechts mit Graf Heinrich von Sangans. - Die Schiedsrichter entscheiden mit Mehrheit, dass sie auf die Klage, da sie im Anlassbrief nicht angeführt wurde, nicht eintreten. - Klage Zürichs gegen Glarus wegen Verletzung der Bünde im allgemeinen. - Die Schiedsrichter verweisen die Klage an die am Glarnerbund beteiligten Orte. - Für die Klage wegen Grinau erklären sich die Schiedsrichter nicht zuständig, da sie im Anlass ebenfalls nicht angeführt wurde. - Klage Zürichs gegen Schwyz und Glarus und umgekehrt Klage von Schwyz und Glarus gegen Zürich wegen Verletzung des Waffenstillstands [vgl. URStAZH, Bd. 6, Nr. 8076]. - Die Schiedsrichter entscheiden mit Mehrheit, dass ihrer Ansicht nach keine Partei den Waffenstillstand verletzt hat. Der im Gaster in Eid genommene Schiffmann wird seiner Eidleistung enthoben. - In der Kostenfrage entscheiden die Schiedsrichter mit Mehrheit, die Frage bis zur endgültigen Beilegung des Konflikts aufzuschieben. Es werden zwei gleichlautende Urkunden ausgestellt. - 16 Schiedleute siegeln (für Arnold, der sein Siegel nicht dabei hat, siegelt Beroldingen; für Amstein, der sein Siegel nicht dabei hat, und für Ambühl, der kein Siegel hat, siegelt Einwil).
Creation date(s):3/9/1437
Creation date(s), remarks.:Samstag vor Mittfasten
Number:1
Archival Material Types:Urkunde/Urkundenabschrift

Dokumentspezifische Merkmale

Ausstellungsort:Luzern
Überlieferung:Original
Dimensions W x H (cm):85.0 x 55.0
Trägermaterial:Pergament
Siegel:Alle 16 Siegel hängen, jene von Ringoltingen und Müller beschädigt. Namen der Siegler auf der Plica.
City:Schwyz, Landrecht mit Thurtal; Bern, Schultheiss, Hofmeister, Rudolf, Ritter; Uznacherberg, Leute; Luzern; Solothurn, Ratsherr, Gruber, Heinzmann; Schwyz, Landrecht mit Neckartal; Schwyz, Landrecht mit Lichtensteig; Schwyz, Landrecht mit St. Johann im Thurtal; Schwyz, Landrecht mit Uznach; Uznach, Landleute; Bern, Ratsherr, Scharnachtal, Franz von; Glarus, Landrecht mit Lichtensteig; Solothurn, Schultheiss, Spiegelberg, Henmann von; Zürich, Bund mit Eidgenossen; Bern, Ratsherr, Ringoltingen, Rudolf von; Bern, Ratsherr, Muleren, Hans von; Luzern, Schultheiss, Büren, Paul von; Luzern, Schultheiss, Hertenstein, Ulrich von; Luzern, Ratsherr, Russ, Anton; Luzern, Ratsherr, Goldschmid, Petermann; Zürich, Burgrecht, Toggenburg, Elisabeth von; Glarus, Landrecht mit Gaster und Windegg; Lichtensteig, Landleute; Zürich, Bund mit Glarus; Eidgenossenschaft, Bünde; Uri, Ammann, Zumbrunnen, Walter; Unterwalden; Gaster; Schwyz, Landrecht mit Gaster und Windegg; Glarus, Landrecht mit Graf Heinrich von Werdenberg-Sargans; Schwyz, Landrecht mit Amden; Glarus, Landrecht mit Neckartal; Schwyz, Ammann, Rat und Gemeinde; Glarus, Bund mit Zürich; Glarus, Ammann, Rat und Gemeinde; Luzern (AO); St. Johann im Thurtal, Landleute; Neckartal (Toggenburg), Landleute; Thurtal (Toggenburg), Landleute; Tuggen, Grinau; Uznach; Glarus, Landrecht mit Thurtal; Glarus, Landrecht mit St. Johann im Thurtal; Glarus, Landrecht mit Uznach; Uri, Ammann, Beroldinger, Heinrich; Uri, Ammann, Arnold, Heinrich; Uri, Landschreiber, Kempf, Hans; Unterwalden, Obwalden, Ammann, Einwil, Niklaus von; Glarus, Landrecht mit Amden; Unterwalden, Obwalden, Müller, Hans; Zürich, Bürgermeister, Rat und Gemeinde; Amden, Leute; Uznacherberg; Unterwalden, Nidwalden, Am Stein, Arnold; Schmerikon; Windegg, Herrschaft; Gaster, Landleute; Zug, Ammann, Spiler, Jos; Uznach, Schloss; Zug, Ammann, Hüsler, Hans; Unterwalden, Nidwalden, Am Bühl, Ulrich
Personenregister URStAZH:Am Bühl, Ulrich; Am Stein, Arnold; Arnold, Heinrich, Altammann von Uri; Beroldinger, Heinrich, Altammann von Uri; Büren, Paul von, Schultheiss von Luzern; Einwil, Niklaus von, Altammann von Obwalden; Goldschmid, Petermann, Ratsherr in Luzern; Gruber, Heinzmann, Ratsherr in Solothurn; Hertenstein, Ulrich von, Altschultheiss von Luzern; Hofmeister, Rudolf, Ritter, Schultheiss von Bern; Hüsler, Hans, Ammann von Zug; Kempf, Hans, Landschreiber von Uri; Luxemburg, Sigismund von, Römischer König; Muleren, Hans von, Ratsherr von Bern; Müller, Hans; Ringoltingen, Rudolf von, Ratsherr von Bern; Russ, Anton, Ratsherr in Luzern; Scharnachtal, Franz von; Spiegelberg, Henman von, Schultheiss von Solothurn; Spiler, Jos, Altammann von Zug; Toggenburg, Elisabeth von, Gräfin, geborene von Matsch; Toggenburg, Friedrich von, Graf; Toggenburg, Friedrich von, Graf, Erbschaftsfrage; Toggenburg, Friedrich von, Graf, seine Erben; Werdenberg-Sargans, Heinrich von, Graf

Weitere Angaben

Kopien bzw. Reproduktionen:Mikrofilm
Publikationen:Edition: EA, Bd. 2, Beilage Nr. 10; Blumer, Urkundensammlung, Bd. 2, Nr. 205 (beide nach der Zweitausfertigung); Tschudi, Chronicon, Bd. 10, S. 90-105
Regest: URStAZH, Bd. 6, Nr. 8077
Anmerkungen:Zweitausfertigung: StASZ HA.II.398.1 (mit Vidimus vom 15. März 1437)
Weblinks:StASZ HA.II.398.1 (mit Digitalisat)
Level:Dossier
Ref. code AP:C I, Nr. 669
 

Usage

End of term of protection:3/9/1517
Permission required:[Leer]
Physical Usability:Uneingeschränkt
Accessibility:[Leer]
 

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