TAI 3.48; StAOW A.02.CHR.0003 (S. 124-131) Anlassbrief, Friedensbestimmungen und Waffenstillstand von Pfalzgraf Ludwig bei Rhein im Krieg zwischen der Herrschaft Österreich und den Eidgenossen, 1470-1472 (Dokument)

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Identifikation und Inhalt

Ref. code:TAI 3.48; StAOW A.02.CHR.0003 (S. 124-131)
Title:Anlassbrief, Friedensbestimmungen und Waffenstillstand von Pfalzgraf Ludwig bei Rhein im Krieg zwischen der Herrschaft Österreich und den Eidgenossen
Brief:Pfalzgraf Ludwig bei Rine, Erztruchsess des Römischen Reichs und Herzog in Peyern, beurkundet, dass er im Krieg und in der Feindschaft zwischen einerseits Herzog Albrecht von Österreich, dem Haus Österreich und den Seinen und anderseits den Eidgenossen und ihren Bundesgenossen, nämlich Schultheissen, Räten und Bürgern von Bern, Solotern und Lutzern, Landammännern und Landleuten von Ure, Switz und Underwalden ob und nid dem Kernwald, Ammann, Rat und Bürgern von Stadt und Amt Zug und Landammännern und Landleuten von Glarus und Appenzell, zusammen mit Räten der Erzbischöfe von Mentz und Triere, seinen Mitkurfürsten, auf verschiedenen Tagen und zuletzt während dreier Wochen in eigener Person Verhandlungen für eine Aussöhnung geführt hat und nun im Beisein von Räten von Erzbischof Dietrich von Mainz (Dietherich von Isenburg, Graf von Budingen, und Ritter Wiprecht von Helmstat, Hofmeister) sowie im Beisein von Bischof Fridrich von Basel und von Gesandten der Städte Strasburg, Ougsburg, Nuerenberg, Costentz und Ulme, die auf sein Begehren anwesend waren, und schliesslich auch im Beisein seiner eigenen Räte (Eberhart von Stetten, Meister des deutschen Ordens in deutschen und welschen Landen, Graf Wilhelm von Wertheim, Crista [unrichtig statt: Craft] von Hoechenlohe, Freiherr Jörg von Ochsenstein, Ludwig von Ast, Dompropst zu Wurms, Fridrich von Flersheim, Uolrich von Mentzingen, alles Ritter, Heinrich von Fleckenstein, [Marschall] Hans von Gemmingen, Diether von Sickingen, Uolrich von Ratsamhusen, Ulrich von Rosemberg, Michel von Mosbach und Peter von Talheim) mit Zustimmung beider Parteien gewisse Punkte vereinbart hat (Anlassbrief, Friedensbestimmungen und Waffenstillstand). Die Eidgenossen sollen sich gegenüber Herzog Albrecht (namens des Hauses Österreich und aller seiner Angehörigen, einschliesslich Graf Hans von Tengen, Graf zu Nellenburg) in einem Rechtsverfahren vor Bürgermeister und Kleinem Rat der Stadt Ulme verantworten um alle Vorkommnisse seit Abschluss des Fünfzigjährigens Friedens [im Jahr 1412 (URStAZH, Bd. 4, Nr. 5780)]. Umgekehrt soll sich Herzog Albrecht gegenüber den Eidgenossen in einem Rechtsverfahren vor ihm, Pfalzgraf Ludwig, und seinen Räten um dieselben Fragen verantworten. Vom Rechtsverfahren ausgenommen sind Totschlag, Raub, Brand, Burgenbruch, Bann und Acht; eingeschlossen sind dagegen Herrschaftsrechte, Zoll, Geleit, Burgen, Städte, Länder, Land, Leute, liegendes Gut, Handfesten, Urkunden, Urbare und Register, die eine Seite seit 1412 in ihre Gewalt gebracht hat. Nicht ins Rechtsverfahren einbezogen werden der Herzog von Safoye, Graf Hans von Fryburg und die Städte Basel und Rinfelden. Jede Partei hat der anderen Partei von jenen Urkunden, die sie im Rechtsverfahren benötigt, Vidimierungen zur Verfügung zu stellen, die der Bischof von Costentz und der Abt der Richenow besiegeln sollen [vgl. Thommen, Urkunden, Bd. 4, Nr. 69/I; REC, Bd. 4, Nr. 11'222, 11'226, 11'229-11'232, 11'237, 11'265, 11'268, 11'389-11'390; EA, Bd. 2, Nr. 319, 321 Anhang, 322 Anhang]. - Beide Parteien sollen bei ihren Zinsen, Gülten und Schulden verbleiben; Arrestierungen und Entwendungen sollen hinfällig sein. Unversehrte Fahrhabe von Einzelpersonen und Fluchtgut ist zurückzuerstatten. Entwendete Zinsen und Gülten sollen wieder an die rechtmässigen Inhaber gehen. Konflikte um solche Fragen können ebenfalls vor die genannten Instanzen gebracht werden. Flüchtlinge dürfen zurückkehren und treten wieder in ihre Besitzrechte (vorbehalten die von den Kriegsparteien besetzten Schlösser, Städte, Länder und Leute). Schuldner sollen ihre Gläubiger bis nächsten Martinstag nicht mit Forderungen bedrängen. - Beide Parteien sollen ihre Klagen artikelweise in schriftlicher Form bis Michael [29. September] beim Bürgermeister von Konstanz in dessen Wohnhaus einreichen [vgl. Tschudi, Chronicon, Bd. 12, S. 46-55 (österreichische Klageschrift) und S. 57-61 = Chmel, Materialien, Bd. 1, S. 219-221 Nr. LXXXVII (eidgenössische Klageschrift]. Anschliessend soll dieser innert 8 Tagen dieKlagen Herzog Albrechts dem Schultheiss von Luzern in dessen Wohnhaus zuhanden der Eidgenossen schicken und umgekehrt die Klagen der Eidgenossen nach Villingen zuhanden Herzog Albrechts schicken. Gleichzeitig hat er bis Gallus [16. Oktober] Bürgermeister und Rat von Ulm Mitteilung von der Einreichung der Klageschriften beider Parteien zu machen. Die Ulmer sollen dann auf einen Termin zwischen Gallus und Weihnachten den ersten Rechtstag ansetzen, von dem an gerechnet innert anderthalb Jahren das Verfahren abzuschliessen ist. Beide Parteien sollen die Ulmer bitten, das Mandat zu übernehmen. Nach Abschluss dieses ersten Verfahrens in Ulm wird er, Pfalzgraf Ludwig, auf Ersuchen der Eidgenossen innert zwei Monaten an einem geeigneten Ort den ersten Rechtstag für das zweite Verfahren ansetzen, dass ebenfalls innert anderthalb Jahren abzuschliessen ist. Beide Verfahren können maximal um drei Monate verlängert werden. Für den Konflikt zwischen Bern und der Stadt Fryburg in Öchtland, die zum Haus Österrich gehört, aber am Krieg nicht beteiligt war, wird auf eine separate Regelung verwiesen [EA, Bd. 2, Beilage Nr. 23]. - Gefangene sollen ohne Lösegeldforderung auf eine "alte" Urfehde hin freigelassen werden. Ausstehende Brandschatz- und Lösegelder fallen dahin. - Alle Feindschaft zwischen den Parteien soll beendet sein. Der Waffenstillstand tritt auf kommenden Dreifaltigkeitssonntag [12. Juni] bei Sonnenaufgang in Kraft. Pfalzgraf Ludwig siegelt. Die beiden Parteien erklären gesondert, dass die Vereinbarung mit ihrer Zustimmung zustangegekommen ist und versprechen die Einhaltung der einzelnen Bestimmungen; Siegel von Herzog Albrecht (der Pfalzgraf Ludwig seinen Oheim nennt) und Siegel von Bern, Solothurn, Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug, Glarus und Appenzell angekündigt.
Creation date(s):1470 - 1472
Entstehungsdatum, Original:6/9/1446
Archival Material Types:Urkunde/Urkundenabschrift

Dokumentspezifische Merkmale

Ausstellungsort:Konstanz
Überlieferung:Abschrift
Language:Deutsch
City:Konstanz (AO); Römisches Reich, Truchsess, Bayern, Ludwig von, Herzog; Bayern, Herzog, Ludwig von; Österreich, Herzog, Habsburg, Albrecht von; Österreich, Haus; Zürichkrieg, Alter, Schiedsprozess mit Österreich; Zürichkrieg, Alter, Waffenstillstand; Eidgenossen; Bern, Schultheiss, Rat und Bürger; Solothurn, Schultheiss, Rat und Bürger; Luzern, Schultheiss, Rat und Bürger; Uri, Landammann und Landleute; Schwyz, Landammann und Landleute; Unterwalden, Landammann und Landleute; Zug, Ammann, Rat und Bürger; Glarus, Landammann und Landleute; Appenzell, Ammann und Landleute; Mainz, Erzbistum, Erzbischof, Dietrich; Trier, Erzbistum, Erzbischof, Jakob, Gesandte; Römisches Reich, Kurfürst, Dietrich von Mainz, Gesandte; Römisches Reich, Kurfürst, Jakob von Trier, Gesandte; Zürichkrieg, Alter, Vermittlungsbemühungen; Mainz, Erzbistum, Erzbischof, Dietrich, Rat, Isenburg, Dieter von, Graf von Büdingen; Mainz, Erzbistum, Erzbischof, Dietrich, Hofmeister, Helmstatt, Wiprecht von; Basel, Bistum, Bischof, Friedrich; Strassburg, Gesandte; Augsburg, Gesandte; Nürnberg, Gesandte; Konstanz, Gesandte; Ulm, Gesandte; Deutscher Orden, Meister, Stetten, Eberhard von; Worms, Dompropst, Ast, Ludwig von; Nellenburg, Tengen, Johans von, Graf; Ulm, Bürgermeister und Rat; Österreich, Herrschaft, Fünfzigjähriger Friede; Basel; Rheinfelden; Konstanz, Bistum, Bischof; Reichenau (Benediktinerkloster), Abt; Konstanz, Bürgermeister; Luzern, Schultheiss; Villingen; Eidgenossenschaft, Klageschriften; Österreich, Herrschaft, Klageschriften; Freiburg i. Ue.; Welschland, Meister des deutschen Ordens, Stetten, Eberhard von; Zürichkrieg, Alter, Begriff; Zürichkrieg, Alter, Flüchtlinge; Zürichkrieg, Alter, Kriegsgefangene; Zürichkrieg, Alter, Raubgut
Personenregister URStAZH:Pfalzgraf bei Rhein, Ludwig, Herzog von Bayern; Pfalzgraf bei Rhein, Ludwig, Herzog von Bayern, Räte; Bayern, Ludwig von, Herzog, Pfalzgraf am Rhein; Habsburg, Albrecht von, Herzog; Dietrich, Erzbischof von Mainz; Isenburg, Dietrich von, Graf von Büdingen

Weitere Angaben

Publikationen:Edition: EA, Bd. 2, Beilage Nr. 22 (nach dem Original)
Regest: URStAZH, Bd. 7, Nr. 9155; Weisses Buch, S. 85, Nr. 15; REC, Bd. 4, Nr. 11183
Anmerkungen:Auch chronikalisch überliefert bei Hans Fründ, Gerold Edlibach, Heinrich Brennwald, Heinrich Bullinger und Aegidius Tschudi
Weblinks (Beschreibung):Original: StABE, Fach Österreich
Weblinks:StABE, Fach Österreich
Level:Dokument
Ref. code AP:TAI 3.48; StAOW A.02.CHR.0003 (S. 124-131)
 

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End of term of protection:12/31/1492
Permission required:[Leer]
Physical Usability:Uneingeschränkt
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