Title: | Arbeitslehrerinnenausbildungsstätten |
Inhalt und Form: | Unterlagen der Organe der Arbeitslehrerinnenkurse und des Arbeitslehrerinnenseminars. |
Creation date(s): | 1859 - 2004 |
Number: | 129 |
Aktenbildner: | Die erste vom Staat mitfinanzierte Ausbildung von Arbeitslehrerinnen (für den seit 1860/1861 für Mädchen der 4.-6. Primarklasse obligatorischen Handarbeitsunterricht) fällt ins Jahr 1891/1892. Sie kam auf Grund von Verhandlungen zwischen der Schweizerischen Fachschule für Damenschneiderei und Lingerie in Zürich und der damaligen Erziehungsdirektion zustande. Bei diesen Verhandlungen erklärte sich erstere bereit, gegen einen Staatsbeitrag die Ausbildung von Arbeitslehrerinnen zu übernehmen. Die Leitung der ersten zwei Ausbildungskurse 1891/1892 für Handarbeitslehrerinnen oblag der damals schon amtierenden kantonalen Arbeitsschul-Inspektorin Seline Friederich-Strickler. Von hier führte ein langer Weg zur Entstehung des Arbeitslehrerinnenseminars (ALS) im Jahr 1953 am Kreuzplatz in Zürich. Seinem Namen stimmte der Erziehungsrat übrigens erst 1954 zu. Stetes Ringen von Kursleiterinnen und Aufsichtskommission mit der Erziehungsdirektion um Kursverlängerungen und Ausbildungserweiterung führten schliesslich zum Ziel, nämlich die Arbeitslehrerinnenausbildung jener der Primarlehrer anzugleichen (1966: Einführung von Zeugnissen; 1981: Beginn der dreijährigen Ausbildung mit Zwischenprüfungen).
Höhepunkte wie die erste Schweizerische Ausstellung für Frauenarbeit (SAFFA) von 1928 in Bern und solche im Bildungswesen der 1920er Jahre verhalfen einigen Anliegen schon vor 1953 zum Durchbruch. 1947 wurden zudem die Arbeitslehrerinnenkurse in Arbeitslehrerinnenschule umbenannt. Die Räumlichkeiten dieser Schule befanden sich weiterhin im Schulhaus der schon erwähnten Fachschule. Mit dem Neubau von 1953 für das Arbeitslehrerinnenseminar, ebenfalls an der Kreuzstrasse, wurde die Lösung von der Fachschule auch physisch vollzogen. Der Seminarbau drängte sich durch Raumnot an der Frauenfachschule auf. Tatsächlich war es wiederum diese Schule, welche der Erziehungsdirektion einen Vorschlag unterbreitete, diesmal einen Neubauvorschlag. Die Direktion stieg schliesslich auf das Angebot ein,und zwar mit einem Mietvertrag im Neubau, gültig ab 01.04.1953.
Auf die Zeit der ersten Kurse ernannte die Erziehungsdirektion auch eine Aufsichtskommission - eine Frauenkommission -, welche den Unterricht zu beaufsichtigen, die Aufnahme- und Abschlussprüfungen (Patentprüfungen) zu leiten hatte. Diese forderte ab 1895 zum Beispiel mehr pädagogisch-didaktische Kompetenz bei den Arbeitslehrerinnen. 1899 kam es sodann zur Ausdehnung der Ausbildung auf ein Jahr, wovon ein Viertel allerdings auf die Ausbildung für den Hauswirtschaftsunterricht fiel. Sieben Jahre später, 1906, dauerte die Ausbildung schon 15 Monate, wovon wiederum ein Viertel dem Hauswirtschaftsunterricht gewidmet war. Um 1910 umfasste die Ausbildung der angehenden Arbeitslehrerinnen die Fächer Materialkunde, Pädagogik, Gesundheitslehre, Zeichnen, Geometrie und Rechnen, Chemie, Naturlehre und Deutsch. "Leibesübungen" (Sport) kamen hinzu.
Von Johanna Schärer, die vor allem auch in Deutschland entsprechende Ausbildungsstätten besuchte, stammte das Postulat nach freierer Führung der Schulmädchen und des Unterrichtsstoffes, der auch Richtung Kunst oder künstlerische Gestaltung zielen sollte. Ihre Forderungen setzten sich teilweise durch. Der 2. Weltkrieg aber fegte diese Neuerungen hinweg: in den Arbeitsschulen sollten die Mädchen inskünftig wieder auf ihre Grundfunktion hin geformt werden, nämlich durch "Gemüts"- und "Geschmacksbildung" auf "haushälterisches Können" und "schmückende Fertigkeiten".
Trotzdem änderte sich die Ausbildung zur Arbeitslehrerin mit dem Wandel des Frauenbildes und des Volksschulunterrichts generell, was sich auf Lehrinhalte und -stoffe auswirkte. Sehr entscheidend auf die Arbeitslehrerinnen-Ausbildung wirkte sich die Koedukation aus, d. h. der obligatorische Handarbeitsunterricht für Knaben und Mädchen. Er wurde auf das Schuljahr 1989/90 mit Erziehungsratsbeschluss vom 05.07.1988 offiziell in der Zürcher Primarschule eingeführt. Schon 1987-1990 besuchte der erste angehendeHandsarbeitslehrer das Arbeitslehrer(innen)seminar, und der letzte Seminarleiter war ein Mann. Der Seminarunterricht in nichttextilen Materialien nahm denn auch in diesen Jahren Formen an, weswegen die Institution eng mit dem Real- und Oberschullehrerseminar zusammenzuarbeiten begann. Mit der Ausarbeitung des Gesetzes zur Pädagogischen Hochschule (PH) beziehungsweise der Abschaffung aller anderen Lehrerausbildungsstätten waren auch die Tage des Arbeitslehrerinnenseminars gezählt, von dem es schon 1998 hiess, es sei im Gesetz zur PH nicht mehr vorgesehen. Tatsächlich war das Seminar nach 1992 massiven Sparmassnahmen ausgesetzt. Das von vielen Frauen und Arbeitslehrerinnen lancierte Referendum gegen die Aufhebung des Handarbeitsunterrichts (1999) verlief erfolglos. Nach dem letzten dreijährigen Ausbildungsgang 2001-2004 schloss die für die Frauengeschichte nicht irrelevante Institution definitiv ihre Tore.
Wegweisende Führungspersonen: - Seline Friederich-Strickler: RücktrittvonderKursleitung sowie vom kantonalen Arbeitsschulinspektorat 1893; - Johanna Schärer: Kantonales Arbeitsschul-Inspektorat und Kursleiterin (wie Friederich-Strickler) an der Schweizerischen Fachschule in Zürich. Rücktritt 1925; - Frieda Hettich: Kantonale Arbeitsschulinspektorin und Seminardirektorin 1942-1971; - Peter Nell, ehemaliger Lehrer am Real- und Oberschullehrerseminar: Erster männlicher und letzter Seminardirektor 1991-2004.
Nachfolgeinstitution: Keine. Ehemalige Handarbeitsfächer, die ab 2004 vom Primarlehrer zu unterrichten waren, wurden an der Pädagogischen Hochschule gelehrt. Helena Zimmermann |
Fondsgeschichte: | Die Archivalien des vorliegenden Fonds kamen 1988 und 2004 aus dem Archiv des ehemaligen Arbeitslehrerinnenseminars ins Staatsarchiv. Die zwei grösseren und letzten Ablieferungen von 2004 (rund 4.2 Laufmeter) wurden durch die Schliessung des Seminars ausgelöst. Deswegen kann der vorliegende Fonds mit der Signatur Z 217 als geschlossen betrachtet werden. Der Fonds bildet keine vollständige Archiv-Überlieferung des ALS und seiner Vorgängerinstitutionen. Bei der Aktenübernahme von 2004 wurden die angebotenen 6.6 Laufmeter auf zwei Drittel reduziert. Zudem überwiegt die Überlieferung der jüngeren Archivalien jene der älteren. Vor allem sind keine Unterlagen zu Fähigkeitsprüfungen der Schülerinnen erhalten: Schülerakten wurden offenbar nur rudimentär geführt. Wo solche 2004 vorhanden waren, wurden sie der Pädagogischen Hochschule (PH) übergeben. Auch die jüngsten Personalakten wurden der PH zur zehnjährigen Aufbewahrung übergeben. Erziehungsratsbeschlüsse sind hier nicht überliefert, da sie im entsprechenden Provenienzfonds unter "Arbeitslehrerinnenseminar" rasch greifbar sind. |
Publications: | Literatur: - Ohlsen Ingrid, Littmann Birgit. "... durezie und abelaa". Vom Anfang und Ende eines Frauenberufes. Die Ausbildungsgeschichte der Handarbeitslehrerinnen im Kanton Zürich, hg. von Arbeitslehrerinnenseminar des Kantons Zürich, Zürich 2001; - Druckschriften im Staatsarchiv: Jahresberichte des Arbeitslehrerinnenseminars von 1972-1989/1990: Bestellsignatur: III Ee 41. |
Bestände: | Z 217 |
Level: | Fonds |
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Usage |
Permission required: | [Leer] |
Physical Usability: | Uneingeschränkt |
Accessibility: | [Leer] |
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URL: | https://suche.staatsarchiv.djiktzh.ch/detail.aspx?ID=3916 |
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