Technikum Winterthur, 1874-1998 (Fonds)

Archive plan context


Title:Technikum Winterthur
Inhalt und Form:Der Fonds umfasst zum einen Korrespondenz mit Behörden, Akten zu den Protokollen der Aufsichtskommission, Personalunterlagen, Jahresberichte und weitere Druckschriften, Bauunterlagen mit Plänen und weitere Unterlagen zu Leitung, Betrieb und Kommunikation. Zum andern besteht er aus Unterlagen zum Lehrbetrieb, darunter Lehrpläne, Prüfungsunterlagen, Stipendiengesuche, Schüler- und Ehemaligenkarteien und Disziplinarakten.
Andere Namen:Technikum Winterthur Ingenieurschule TWI
Related corporations/Families/Persons:Zürcher Hochschule Winterthur ZHW
Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW
Aufsichtskommission des Technikums Winterthur
Creation date(s):1874 - 1998
Running meters:15.92
Number:516
Aktenbildner:Das Technikum Winterthur ist das älteste und grösste Technikum der Schweiz. Mit der Industrialisierung wuchs insbesondere von Seite der Maschinenindustrie das Bedürfnis nach einer höheren Ausbildung für anspruchsvolle technische Berufe. Nachdem im Kanton Zürich 1872 ein neues Schulgesetz verworfen worden war, das die Gründung eines kantonalen Technikums vorgesehen hatte, setzten sich Winterthurer Industrielle und Politiker für die Errichtung einer technischen Schule in ihrer durch die Textil- und Maschinenindustrie geprägten Stadt ein. 1872 ersuchten Stadtrat und Schulrat von Winterthur den Kantonsrat, in Winterthur ein Technikum zu gründen und stellten die Übernahme der Baukosten und der Hälfte der Betriebskosten durch die Stadt in Aussicht. Am 18. Mai 1873 nahmen die kantonalen Stimmbürger das Technikumsgesetz an. Mit der Gesetzesrevision im Jahr 1896 wurde die Bau- und Unterhaltspflicht der Stadt Winterthur schliesslich aufgehoben. Im Zug des eidgenössichen Fachhochschulgesetzes von 1996 wurde das Technikum zur Fachhochschule. 1998 erfolgte der Zusammenschluss des Technikums Winterthur (nunmehr Technikum Winterthur Ingenieurschule TWI) mit der Zürcher Höheren Wirtschaftsschule HWV und der Dolmetscherschule Zürich DOZ zur Zürcher Hochschule Winterthur ZHW.

Die Aufsichtskommission übte die unmittelbare Aufsicht über das Technikum Winterthur aus und bildete das Bindeglied zur Erziehungsdirektion. Dem Erziehungsdirektor stand es frei, der Aufsichtskommission als Präsident anzugehören. Gehörte er ihr an, so war er auch Präsident derselben. Andernfalls musste wenigstens ein Mitglied aus der Mitte des Regierungsrates gewählt werden. Der Erziehungsrat ernannte in diesen Fällen den Präsidenten der Aufsichtskommission. Der Rektor oder Direktor und ein Prorektor oder Vizedirektor waren von Amtes wegen Mitglied der Kommission. Weiter setzte sich die Aufsichtskommission aus Personen des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft zusammen, darunter regelmässig Vertreter grosser Industriefirmen und des Versicherungs- und Banksektors. Sie besuchten in regelmässigen Abständen den Unterricht der ihnen zugeteilten Lehrpersonen und überwachten die Aufnahme- und Abschlussprüfungen. Der Aufsichtskommission kamen abschliessende Entscheidungsbefugnisse bei Disziplinarmassnahmen gegen Schülerinnen und Schüler und bei Rekursen gegen Promotions- und Disziplinarentscheidungen des Konventes oder der Schulleitung zu. Für alle anderen Geschäfte war sie weiterleitende Behörde.

Das Technikum Winterthur öffnete am 4. Mai 1874 seine Tore. Erster Direktor war der Ingenieur Friedrich Autenheimer (1821-1895), der sich als Promotor der höheren technischen Bildung einen Namen gemacht hatte. Das Technikum begann mit den folgenden fünf Abteilungen: Schule für Bautechniker, Schule für Maschinentechniker, Handelsschule (bis 1968), Kunstschule und Geometerschule. Die Kunstschule schloss 1915 wegen geringer Schülerzahlen und der Konkurrenz der Zürcher Kunstgewerbeschule, während die angesehene Geometerschule mit dem Übergang der Landvermesserausbildung an die Eidgenössische Technische Hochschule ETH 1916 aufgegeben wurde. Aus der Abteilung Maschinenbau ging 1886 der Studiengang für Elektrotechniker hervor, der ab 1932 eine eigene Abteilung bildete. Neben den kurzlebigeren Schulen für Feinmechaniker (1895-1907) und für Eisenbahnbeamte (1900-1923) wurde 1914 die Schule für Tiefbautechniker eröffnet. Ab den 1950er Jahren wurde nicht mehr von Schulen, sondern von Abteilungen gesprochen.

Die Studierendenzahlen stiegen bereits in den ersten dreissig Jahren von 72 im Jahr 1874 bis auf 615 Studierende im Jahr 1904. 1957 wurde die Grenze von 1000 Studierenden überschritten. Mit Ausnahme der Handelsschule blieben alle Abteilungen ganz überwiegend von männlichen Studierenden beziehungsweise Lehrern geprägt.

Das Einzugsgebiet des Technikums reichte weit über das Gebiet des Kantons Zürich hinaus; unter den Absolventen befinden sich auch zahlreiche ausländische Studierende. Die Studierenden waren beim Eintritt durchschnittlich älter als Kantonsschüler und -schülerinnen; für die Zulassung zu den Diplomprüfungen wurde eine ein- bis dreijährige Berufserfahrung verlangt. Die Lehrerschaft des Technikums bestand vorwiegend aus Ingenieuren mit praktischem Hintergrund. Diese blieben oft auch nach ihrem Übertritt ins Lehramt mit der Berufspraxis in Kontakt. Zusätzlich standen dem Technikum auch Lehrkräfte für allgemeinbildende Fächer zur Verfügung.

Die Schule fand in den ersten Jahren in zwei Schulhäusern und verschiedenen Aussenstellen provisorische Räumlichkeiten. 1877 wurde mit dem Chemiegebäude das erste fürs Technikum erstellte Gebäude bezogen, Anfang 1879 das repräsentative Hauptgebäude im Stil der Neorenaissance eingeweiht. Trotzdem herrschte wegen wachsender Schülerzahlen grosser Platzmangel, so dass 1892 Räumlichkeiten des städtischen Gewerbemuseums übernommen und 1894 eine Erweiterung des Chemiegebäudes in Betrieb genommen wurde. Aus finanziellen Gründen griff man in den folgenden Jahren auf angemietete externe Räumlichkeiten zurück, um den ständig wachsenden Raumbedarf zu decken. Es folgten zahlreiche Erweiterungs- und Neubauten im 20. Jahrhundert. Laboratorien und andere technische Einrichtungen gewährleisteten eine praxisnahe Ingenieurausbildung.

Das Technikum Winterthur brachte neben dem 1934 gegründeten «Orchester Technikum Winterthur» zahlreiche studentische Vereine hervor, die bis 1939 durch Schulleitung und Konvent bewilligt werden mussten. Ein Ehemaligenverein (1884-1905 sowie ab 1949) vernetzte die Absolventen und Absolventinnen und stellte finanzielle Beiträge bereit.

Direktoren
1874 – 1881 Friedrich Autenheimer
1881 – 1883 Heinrich Langsdorf
1883 – 1887 Emil Kaspar Studer
1887 – 1898 Ulrich Johann Schmidlin
1898 – 1900 Theodor Baumgartner
1900 – 1908 Johannes Müller
1908 – 1913 Gustav Weber
1913 – 1928 Louis Calame
1928 – 1934 Paul Ostertag
1934 – 1937 Johann Krapf
1937 – 1951 Max Landolt
1951 – 1962 Louis Locher
1962 – 1971 Walter Honegger
1971 – 1993 Bruno Widmer
1993 – 1999 Adolf Müller

Vizedirektoren (ab 1979 zu zweien)
1900 – 1908 Emil Bosshard
1908 – 1913 Louis Calame
1913 – 1928 Paul Ostertag
1928 – 1934 Johann Krapf
1934 – 1937 Max Landolt
1937 – 1951 Louis Locher
1951 – 1955 Rudolf Walti
1955 – 1962 Walter Honegger
1962 – 1971 Walter Wanner
1971 – 1983 Wilfried Prokop
1979 – 1987 Arnold Kupper
1983 – 1993 Adolf Müller
1993 – 1998 Jakob Lattmann
1987 – 1998 Hans Peter Aeberli

Benutzte Quellen und Literatur:
Blättler, Eduard: Von der Lehranstalt zur Fachhochschule, 125 Jahre Technikum Winterthur 1874 – 1999, Winterthur 1999
Gesetz über das Unterrichtswesen des Kantons Zürich vom 23.12.1859. §§ 10-14. OS 12, S.243-362
Hunziker, Fritz: Die Mittelschulen in Zürich und Winterthur 1833-1933, Zürich 1933
Kronbichler, Walter: Die zürcherischen Kantonsschulen 1833-1983, Zürich 1983
Staatskalender (Regierungsetat)
Rechenschaftsberichte des Regierungsrates
Fondsgeschichte:Die Akten zu den Protokollen der Aufsichtskommission wurden seit 1938 in wiederholten Ablieferungen abgegeben. Sie wurden als Bestand Z 27 erschlossen.
Mit der Ablieferung aus dem Jahr 1977 gelangten Lehrpläne, Korrespondenz mit der Erziehungsdirektion und weiteren Behörden sowie Unterlagen betreffend Lehrkräfte und Lehrstellen ins Archiv. Darunter befinden sich auch AV-Medien und ein Klischee. Mit der Ablieferung aus dem Jahr 1982 folgten insbesondere Unterlagen betreffend Stipendien und zur Organisation der einzelnen Abteilungen (Schulen). Aus der Ablieferung 2013/016 wurden zusätzlich die Schülerkarteien (im Ablieferungsverzeichnis unter "Karteien Ehemalige" sowie "Schüleridentitätskartei" verzeichnet) sowie Ehemaligenkarteien in den Fonds integriert. Diese Unterlagen wurden als Bestand Z 1008 durch Daniela Saxer von Januar 2021 bis Juni 2022 erschlossen.
Publications:Blättler, Eduard: Von der Lehranstalt zur Fachhochschule, 125 Jahre Technikum Winterthur 1874 – 1999, Winterthur 1999
Related material:Protokolle der Aufssichtskommission des Technikums Winterthur, 1873-1988, UU 19 a
Fähigkeitsprüfungen Technikum Winterthur, 1873-1988, UU 19 b
Protokolle Technikum Winterthur, Ingenieurschule, 1989-1991, UU 19 c.2
Technikum Winterthur, Erloschenes Wasserrecht, Amt für Gewässerschutz und Wasserbau AGW, 1915-1945, Z 1.812
Witwen- und Waisenkasse der Lehrer am Technikum Winterthur, Gelöschter Handelsregistereintrag, 1911-1946, Z 2.1814
Z 703.11
Bauten und Einrichtungen Technikum Winterthur, Hochbauamt, Z 53.68-Z 53.71, Z 53.259, Z 53.261
Regierungsratsbeschlüsse RRB, MM
Kantonsratsprotokolle KRP, MM
PLAN B 1111, PLAN B 1117, PLAN B 1187, PLAN B 1150, PLAN B 1540, PLAN B 1987
Diverse Druckschriften, StAZH Bib III Ee 15/1
Stadtarchiv Winterthur
Archiv für Schweizer Landschaftsarchitektur, verschiedene technische Pläne
Hochschularchiv der ETH Zürich, Biographische Dossiers und Nachweise in Briefwechseln
Bestände:DS 142, Z 27, Z 1008
Level:Fonds
Weblinks:Website der ZHAW School of Engineering
 

Related units of description

Related units of description:Fortsetzung siehe:
Zürcher Hochschule Winterthur ZHW, 1997-2006 (Fonds)

Versetzt von:
[U 440] Technikum Winterthur, 1900-1970 (Fonds)
 

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