Fremdenpolizei, 1918-2018 (Fonds)

Archive plan context


Title:Fremdenpolizei
Inhalt und Form:Der Fonds besteht hauptsächlich aus Falldossiers von ausländischen Personen aus dem Zeitraum von 1929-2001 (so genannte individuelle Ausländerdossiers), welche um Erteilung einer Einreise-, Aufenthalts- oder Niederlassungsbewilligung oder Asyl für sich, ihre Familie oder für ihre Pflege- bzw. Adoptivkinder ersuchten.
Einen weiteren Schwerpunkt bilden die Bewilligungen aus dem Zeitraum von 1971-1998, welche Veranstalter für öffentliche Reden ausländischer Gäste bei der Fremdenpolizei einholen mussten sowie die Stellungnahmen und Vernehmlassungen der Fremdenpolizei zu aktuellen Fragen der Ausländer- und Asylpolitik aus dem Zeitraum von 1959-1993.
Ergänzt wird der Fonds von den Handakten der beiden Amtsvorsteher Peter Kottusch und Jörg Gähwiler sowie einigen Vorschriften und Personaldossiers aus dem Zeitraum von 1918-1994.
Related corporations/Families/Persons:Migrationsamt (Nachfolgeinstitution, ab 01.09.2001)
Creation date(s):1918 - 2018
Running meters:236.47
Number:20227
Aktenbildner:Die Handhabung der fremdenpolizeilichen Kompetenzen, wie die Kontrolle und Beschaffung von ausländischen Ausweisschriften und die Bewilligung von Aufenthaltsgesuchen, oblag jeweils einem Offizier der Kantonspolizei, bis der Bund - vor dem Hintergrund der anarchistischen und sozialistischen Bestrebungen in Deutschland - die Kantone zur verstärkten Kontrolle der Fremden verpflichtete und hierfür finanzielle Beiträge ausrichtete. Dies führte 1892 zur Errichtung des Büros für Fremdenpolizei, das mit dem Rücktritt von Cäsar Schenkel 1901 bereits reorganisiert werden sollte. Da sich die Reorganisation verzögerte, oblagen die Leitung der fremdenpolizeilichen Kompetenzen von 1901-1917 dem ersten Sekretär der Direktionskanzlei der Polizeidirektion. Infolge der zunehmenden Arbeitslast durch Kriegsflüchtlinge, namentlich Refraktäre und Deserteure, welche in die Schweiz und nach Zürich kamen, sowie der per Notrecht des Bundes eingeführten Einreisekontrolle, wurde die Fremdenpolizei als selbständige Dienstabteilung der Direktion der Polizei geschaffen. Zu den Aufgaben der Fremdenpolizei gehörten die Erteilung von Einreise-, Aufenthalts- und Niederlassungsbewilligung für Ausländer, die Kontrolle von schriften- und heimatlosen Personen sowie politischen und militärischen Flüchtlingen und schliesslich die Ausweisung von Ausländern und abgewiesenen Flüchtlingen. Mit nur zwei Kanzlisten und zwei Aushilfen war die neu geschaffene Fremdenpolizei der Geschäftslast jedoch nicht gewachsen. 1919 erfolgte die Restrukturierung und personelle Verdoppelung der Fremdenpolizei. Bis Ende der 1920er Jahre stieg das Personal auf 14 Mitarbeiter an. Gleichzeitig geriet die Fremdenpolizei politisch unter Druck, da sie nicht als dauerhafte, sondern als kriegsbedingte Einrichtung gesehen wurde. Mehrmals wurde ein Personalabbau bis hin zur Wiedereingliederung der Fremdenpolizei in die Kanzlei der Polizeidirektion gefordert. Noch vor der Einführung des Bundesgesetzes über Aufenthalt und Niederlassung der Ausländer ANAG von 1931, das die Kantone seither mit dem Vollzug des Ausländerrechts des Bundes betraute, wurde die Fremdenpolizei, mit der Einführung des Cheftitels für den neu gewählten Leiter Adolf Bergmaier, vom Regierungsrat als Amt und reguläre Einrichtung bestätigt.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Fremdenpolizei erneut reorganisiert, um die Dauer für die Behandlung und Begutachtung der Gesuche zu senken. 1948 wurde die Arbeit auf sechs Gruppen verteilt. Mit der einsetzenden Hochkonjunktur und der Einwanderung von Gastarbeitern für das Gastgewerbe, die Landwirtschaft und das Baugewerbe stieg die Geschäftslast der Fremdenpolizei stark an und mit der wachsenden Bedeutung des Asylwesens veränderten sich deren Aufgaben. Basierend auf der Flüchtlingskonvention der UNO von 1951 nahm die Schweiz in mehreren grossen Wellen Flüchtlinge auf: 1956 von Ungarn, 1963 aus Tibet, 1968 aus der Tschechoslowakei sowie 1979-1982 aus Südostasien. Das 1979 beschlossene und 1981 in Kraft getretene Asylgesetz übertrug den Kantonen neue Vollzugsaufgaben, wozu seither die Befragung der Asylbewerber, die Bearbeitung der Gesuche, der Betrieb eines Asylzentrums sowie die Wegweisung nach einem negativen Entscheid gehören.
Die Zunahme der Geschäftslast und die Ausweitung der Aufgaben führten schon 1977 zur Gliederung der Fremdenpolizei in die Abteilungen: Einreise, Aufenthalt sowie Weg- und Ausweisungen. Ab 1992 bestanden die Abteilungen: Einreise, Aufenthalt, Asyl sowie Massnahmen und Vollzug. Mit der Verwaltungsreform von 1998 wurde die Fremdenpolizei per 1. Januar 1999 der Direktion für Soziales und Sicherheit (später Sicherheitsdirektion) unterstellt und per 1. September 2001 in Migrationsamt umbenannt.

Leiter (Büro für Fremdenpolizei bzw. erster Sekretär der Direktionskanzlei)
1892-1896 Heinrich Gotthard Bickel
1896-1901 Cäsar Schenkel
1901-1917 Emil Gysel

Leiter bzw. Amtsvorsteher
1917-1919 Rudolf Bachmann, von Zürich
1919-1929 Dr. iur. Hans Frey, von Zürich
1929-1957 Adolf Bergmaier, von Zürich
1957-1969 Dr. iur. Albert Haefelin, von Zürich und Henau SG
1969-1971 Dr. iur. Albert Sieber, von Zürich
1971-1982 Dr. iur Werner Zehntner, von Basel und Reigoldswil BL
1982-1990 Dr. iur. Peter Kottusch
1990-1995 Jörg Gähwiler
1995-2001 Urs Gürtler

Benutzte Quellen und Literatur:
Staatskalender des Kantons Zürich
Illi, Martin: Von der Kameralistik zum New Publik Management, Zürich, 2008 (S. 67f., 188f., 191f., 257-260, 352f.)
Fondsgeschichte:Die Unterlagen der Fremdenpolizei wurden von 1987-2019 in insgesamt 81 Ablieferungen vom Staatsarchiv übernommen und in 26 Beständen und 3 Teilbeständen in drei Etappen erschlossen:

Die Bestände Z 21 bis Z 181 umfassen die Ablieferungen 1987/012, 1998/001, 2001/018 (Teil), 2011/031, 2001/043, 2001/058, 2001/094, 2002/014, 2002/032, 2002/045, 2002/054, 2002/071, 2002/073, 2002/079, 2002/094, 2003/012, 2003/016, 2003/017, 2003/024, 2003/045, 2003/051, 2003/058, 2003/060, 2003/069, 2003/070, 2003/073, 2003/075, 2003/080, 2003/083, 2003/088, 2003/093, 2004/001, 2004/060, 2004/095, 2005/098 und 2007/017, bestehend aus Falldossiers von abgeschlossenen Aufenthaltsverfahren, den Handakten der Amtsvorsteher Kottusch und Gähwiler (Z 174) sowie Vernehmlassungsunterlagen (Z 107). Die Falldossiers wurden seinerzeit vollständig vom Staatsarchiv übernommen. Vor der Erschliessung wurden sie einer zweistufigen Nachbewertung unterzogen. Je nach Umfang der abgelieferten Dossiers wurde zunächst eine systematische Auswahl jedes 30., 40. oder 50. Dossiers getroffen. Anschliessend wurde unter den verbliebenen Dossiers eine inhaltliche Auswahl nach folgenden Kriterien getroffen: Dossiers von bekannten Persönlichkeiten, Dossiers von Gesuchen, welche öffentlich geworden waren sowie Dossiers mit einer vom Durchschnitt der Überlieferung abweichenden Aktenlage oder thematischen Spezialitäten. Die Bestände wurden von Juni 2001 bis Dezember 2004 unter der Leitung von Meinrad Suter und Helena Zimmermann von Aushilfen, Praktikanten, studentischen Mitarbeitenden und Verwaltungsassistenten grösstenteils summarisch erschlossen. Die detaillierte Erschliessung wurde unter der Leitung von Fabienne Lutz-Studer von Aushilfen, Praktikanten und studentischen Mitarbeitenden von März 2013 bis Februar 2015 vorgenommen.

Die Bestände Z 509 bis Z 579 umfassen die Ablieferungen 1987/015, 1987/017, 1987/028, 1988/001, 1988/048, 1990/004, 1990/017, 1990/026, 1990/031, 1992/011, 1991/006, 1992/011,1992/012, 1992/039, 1992/040, 1993/011, 1993/012, 1993/018, 1993/021, 1994/015, 1994/032, 1994/038, 1995/018, 1996/002, 1996/019, 1997/003, 1997/019, 1997/031, 1998/004, 1998/018, 1998/028, 1999/014, 2000/030, 2001/018 (Teil), 2008/092 (Teil), 2009/099, 2010/0119 (Teil), 2011/111 (Teil), 2012/089 (Teil) und 2013/109 (Teil), bestehend aus Falldossiers von abgeschlossenen Aufenthaltsverfahren, Redebewilligungen, Stellungnahmen sowie einigen wenigen Vorschriften und Personaldossiers. Soweit dies nicht bereits der Fall war, wurden die Falldossiers einer Nachbewertung unterzogen. Übernommen wurde eine systematische Auswahl (jedes 15. Dossier) und eine inhaltliche Auswahl mit folgenden Kriterien:
1. Besondere Vorkommnisse,
2. Lange Laufzeit des Dossiers,
3. Historische Relevanz (Spezielle Länder und Ausländergruppen),
4. Human Interest, Curiosa,
5. Aussergewöhnliche Dokumente in einem Dossier und
6. Dokumentation der Arbeit der Fremdenpolizei.
Die Redebewilligungen wurden vollständig übernommen.
Die Erschliessung wurde unter der Leitung von Fabienne Lutz-Studer von studentischen Mitarbeitenden von März 2012 bis Juni 2014 vorgenommen.

Die Bestände Z 872 bis Z 1004 umfassen Teile der Ablieferungen 2014/123, 2017/098, 2015/114, 2016/116, 2019/014 und 2020/001, bestehend aus Falldossiers von abgeschlossenen Aufenthaltsverfahren mit Antragstellung bis Dezember 2001. Übernommen wurde eine systematische Auswahl (jedes 15. Dossier) und eine inhaltliche Auswahl mit folgenden Kriterien:
1. Besondere Vorkommnisse,
2. Laufzeit des Dossiers,
3. Bestimmte Länder und Ausländergruppen,
4. Auffallende Kombination von Beruf und Land,
5. Aussergewöhnliche Dokumente im Dossier
6. Dokumentation der Arbeit der Fremdenpolizei.
Die Erschliessung der Bestände Z 872 und Z 902 wurde unter der Leitung von Denise Thoma und Alberto Fasulo von A. Fasulo, Aline Morgenthaler und studentischen Mitarbeitenden von Oktober 2018 bis November 2019 vorgenommen.
Der Bestand Z 1004 wurde von Denise Thoma zwischen September 2021 und Dezember 2022 erschlossen.
Die Fondsbeschreibung wurde im Mai 2019 von Bettina Tögel überarbeitet und im November 2019 aktualisiert.
Related material:P 710 - P 711 Fremdenpolizei, Ausländerdossiers 1922-1985
Literatur und Information zu Ausländerfragen von kantonalen Arbeitsgemeinschaften sowie der Fürsorgedirektion (StAZH Bib. III Ln 2 und LLn 1-2)
Zur Geschichte der Fremdenpolizei (Gesetze, Verordnungen etc., verschiedene Themen, ab 1833), (StAZH Bib. III Ce 2, III Cc 9 c)
Kreisschreibensammlung an die Gemeinden ab 1982 (aktueller Teil, Teil mit überholten Kreisschreiben), (StaZH Bib. III CCe 8)
Bestände:Z 21, Z 58, Z 71, Z 78, Z 82, Z 90, Z 106, Z 107, Z 111, Z 126, Z 138, Z 139, Z 141, Z 142, Z 147, Z 150, Z 152, Z 156, Z 160, Z 164, Z 174, Z 181, Z 509 (Teil), Z 510, Z 527 (Teil), Z 579, Z 872, Z 887, Z 902, Z 1004 (Teil)
Level:Fonds
 

Related units of description

Related units of description:Fortsetzung siehe:
Migrationsamt, 1999-2018 (Fonds)

Fortsetzung von:
P 710 - P 711 Polizeidirektion, Fremdenpolizei, 1866-2002 (Fonds)
 

Usage

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