C III 15 Laufen, Obervogtei, 1481-18. Jh. (Fonds)

Archive plan context


Ref. code:C III 15
Title:Laufen, Obervogtei
Inhalt und Form:Urkunden und Akten der Obervogtei Laufen sowie des Rechenrates, die Obervogtei betreffend
Creation date(s):1481 - 18th cent.
Creation date(s), scattered dates:to 1833
Aktenbildner:In seinen "Merkwürdigkeiten der Stadt und Landschaft Zürich" von 1780 schreibt Anthonius Werdmüller über das Schloss Laufen: "Dieser Ort, der an der linken Seite des Rheins eine kleine Stunde unter der Stadt Schaffhausen auf einem Felsen-Hügel liegt, trägt seinen Namen Laufen ["Wasserfall"] von dem gewaltigen Fall und Sturz, den der Rhein-Fluss, allernächst unter dem Schloss, über und durch scheussliche Felsen, bey mehr als 80 Schuhen, aus der Höhe in die Tiefe macht. Das Getöse von dem Fall des Wassers ist so heftig, dass das auf Felsen erbaute Schloss Laufen immer erzittert und erschüttert wird. Diese Erschütterung ist so stark, dass die Weine in dem Keller, besonders der rote immer trübe bleibt; auch wegen dieser Ursache nur ein kleiner Vorrat in dem Schloss-Keller aufbehalten wird."
Der Weinbau spielte eine wichtige Rolle in jener hablichen Bauerngegend im Zürcher Weinland, ebenso der Rhein mit Fischerei und Verkehr. Wirtschaftlich bedeutend waren die Rheinbrücke bei Feuerthalen und die Nähe der Stadt Schaffhausen, von der man allerdings seit dem 15./16. Jahrhundert durch eine Staatsgrenze geschieden war. Sodann stellte die Gegend eine bemerkenswert vielfältige Rechtslandschaft dar mit mehrfach geteilten bzw. sich überlagernden Herrschaftsrechten (Stadt Zürich, Grafschaft Kyburg, Vogtei Laufen, Kloster Rheinau, Allerheiligen in Schaffhausen, Bischof von Konstanz) zum einen und dörflicher Eigenständigkeit zum anderen (Uhwiesen zum Beispiel besass ein eigenes Erbrecht).
Zum Schloss Laufen gehörte seit dem Mittelalter die gleichnamige kleine Herrschaft. Besitzer waren seit dem 15. Jahrhundert die Herren von Fulach. Von diesen gelangten Schloss und Herrschaft im Jahr 1544 durch Verkauf an die Stadt Zürich. Zürich war als Eigentümerin der Grafschaft Kyburg bereits seit 1452 oberste Landes- und Gerichtsherrin. Laufen gehörte zum Äusseren Amt der Grafschaft Kyburg.
Mit dem Übergang an Zürich 1544 wurden Laufen (Kirche und Schloss), die Dörfer Uhwiesen, Flurlingen,Feuerthalen, Langwiesen und Nohl (das Amt "Uhwiesen") sowie Dachsen und das 1540 erworbenen Dorf Benken eine "zürcherisch obrigkeitliche Besitzung" (David von Wyss, Politisches Handbuch, Zürich 1796), verwaltet von einem Obervogt auf Schloss Laufen. Dieser Obervogt wurde von und aus den Grossen und Kleinen Räten in Zürich für sechs bzw. (seit 1767) neun Amtsjahre gewählt. Zur Besitzung gehörten die Schlossgüter, bestehend aus Reb-, Acker-, Holz- und Hanfland. Diese Schlossgüter waren dem Obervogt zur Nutzniessung überlassen. Grundzinsen, Zehnten und andere Abgaben, die zum Schloss und zur Herrschaft gehörten, flossen in die obrigkeitliche Vogteikasse. Über diese war jährlich dem Rechenrat in Zürich getreulich Rechenschaft abzulegen.
Wichtigstes Attribut der Vogtei war die niedere Zivil- und Strafgerichtsbarkeit. Nicht weniger als vier verschiedene Gerichte gab es in der kleinen Vogtei. In Benken und Dachsen bestanden eigentliche Dorfgerichte aus Gemeindebürgern unter dem Vorsitz des Obervogtes. Das Amt Uhwiesen kannte sogar zwei Gerichte, eines unter dem Laufener Obervogt und eines unter dem Vertreter des Bischofs von Konstanz. Von diesen Gerichten wurden Kauf- und Schuldsachen gefertigt, Streit um Erbe und Eigentum entschieden, aber auch weniger bedeutender Frevel bestraft. Schwerere Vergehen und Verbrechen waren nach einer ersten Voruntersuchung durch den Obervogt an die Gerichte auf der Kyburg zu weisen.
Einflussreicher Beamter war der Gerichts- und Amtsschreiber. In dessen Kanzlei zu Uhwiesen bzw. Feuerthalen entstanden die Protokolle über die Notariatsgeschäfte und Gerichtstage. Er fertigte die Urteile, Schuld- und Kaufbriefe, die vom Obervogt besiegelt wurden. Wichtige Stütze des Obervogtes waren ferner der Untervogt des Amtes Uhwiesen und auch der kyburgische Untervogt in Marthalen. Letzterem kam überdies eine gewisse Schlüssel- bzw. Kontrollfunktion zu: Das Verhältnis des Obervogtes in Laufen zum Landvogt in Kyburg, bei dem die höhere Gewalt lag, war nicht immer konfliktfrei. Die Pflichten des Obervogtes sodann waren die üblichen eines Statthalters der Obrigkeit auf der Zürcher Landschaft: Handhabung von Recht, Sitte und Ordnung (in Laufen im Rahmen der niederen Gerichtsbarkeit), Exekution der obrigkeitlichen Mandate, Aufsicht über die Gemeinden, Burghut, Repräsentation der staatlichen Obrigkeit usw.
Das Ende der zürcherischen Obervogtei Laufen kam im Revolutionsjahr 1798. Der letzte Obervogt verliess das Schloss im Juni 1798. Schloss und Schlossgüter wurden nach den helvetischen Wirren an den ehemaligen Kyburger Grafschaftsuntervogt Hans Georg Wipf aus Marthalen verpachtet. Dieser war auch erster Statthalter im helvetischen Distrikt Benken (1798 bis 1803). Später gehörten die Gemeinden der ehemaligen Obervogtei zum Bezirk Andelfingen. In die Schaffnerei Andelfingen waren nach 1803 die der ehemaligen Herrschaft zugehörigen Grundzinsen und Zehnten zu liefern.
Fondsgeschichte:Der Fonds "C III 15 Laufen" besteht aus 177 Nummern. 19 Stück sind Pergamenturkunden, der Rest sind Papierakten. Seiner Entstehungsgeschichte nach handelt es sich um einen so genannten "Mischfonds" von verschiedenen Provenienzen:
Die Nummern 1 bis 134 stammen aus der Kanzlei des alten Finanz- bzw. Rechenrates. Die sich auf die Obervogtei Laufen beziehenden Akten im Finanzarchiv wurden um 1790 gesichtet, geordnet und in einem Kopialbuch abgeschrieben (heute Staatsarchiv B I 77).
Bei den Nummern 135 bis 176 handelt es sich um Urkunden und Akten aus dem Schlossarchiv Laufen. Sie wurden 1798 von den helvetischen Behörden an das neue Helvetische "Land-Messungs-Büro" abgeliefert und gelangten nach dem Ende der Helvetik 1803 ins zürcherische Finanzarchiv, wo sie dem bestehenden Finanz-Fonds "Obervogtei Laufen" angegliedert wurden. Den Weg aus dem Schlossarchiv über das Landmessungsbüro ins Finanzarchiv nahmen nachweislich auch verschiedene Bände, so ein Herrschaftsurbar von 1734 (Signatur Staatsarchiv F I 157) und zwei Zinsurbare (Signaturen Staatsarchiv F II a 275 und F II a 281).
Eine einzelne Nummer (C III 15, Nr. 177) stammt aus der Kanzlei des späteren Finanzrates und hat den Verkauf von Schlossgütern 1831/1833 zum Thema.
Im Rahmen der Revision des Finanzarchivs um 1810 erstellte Finanzarchivar Jakob Christoph Kilchsperger zum Fonds "Obervogtei Laufen" ein Lokal- und Sachregister (Staatsarchiv: KAT 332). Dieses Register wurde 2003 (von Meinrad Suter, Hettlingen) - in mässiger Anpassung an die heutige Schreibweise - transkribiert. Meinrad Suter, StAZH, untersuchte 2006 die Bestandesgeschichte und besorgte die Redaktion der Transkription, die Überführung der Daten in die Archivdatenbank die archigerechte Verpackung der Unterlagen. Die Fonds-Gliederung von Kilchsperger (KAT 332) ist in der Abfrage wiederherstellbar, da seine Gliederungspunkte im Feld "Schlagwort" verzeichnet wurden. Bestanden zu einem Dokument mehrere Regesten Kilchspergers unter verschiedenen Gliederungspunkten, wurden diese zu einem Regest vereinigt.
Wo neuere Regesten als jene Kilchspergers bestehen (Escher, Regestenkartei StAZH), wurden diese zum Hauptregest, erstere ins Feld "Älteres Regest 1" versetzt.
Der Fonds C III 15 bildet eine wertvolle Ergänzung zu den Unterlagen über die Verwaltung der Obervogtei Laufen, die aus der Staatskanzlei (Archivabteilung A), dem Finanzarchiv (Bände, Archivabteilung F) und der Amtsschreiberei (Archivabteilung B XI Feuerthalen) stammen.
Publications:Nebst dem Finanzarchiv-Fonds C III 15 sind zur Geschichte der Obervogtei Laufen namentlich zu konsultieren:
- A 132.1 - A 132.5 (Akten der Stadtkanzlei, die Obervogtei Laufen betreffend, Zeitraum 1429-1795)
- B VII 21 (Akten und Protokolle Grafschaft Kyburg, Zeitraum 16.-18. Jahrhundert)
- B VII 22 (Gerichtsprotokolle Obervogtei Laufen, Zeitraum 1711-1805)
- B VII 39 (Amt Uhwiesen, Diverses, Zeitraum 14.-18. Jahrhundert)
- B XI Feuerthalen (Akten und Protokolle des ehemaligen Amts- bzw. Gerichtsschreibers, beginnend im 16. Jahrhundert, betreffend notarielle und gerichtliche Handlungen.)
- F I 157 (Herrschaftsurbar von 1734, Herkunft Schlossarchiv Laufen)
- F II a 273 - F II a 283 (Urbare u. ä., Zeitraum 14.-19. Jahrhundert)
- F III 20 (Rechnungen der Obervogtei Laufen, Zeitraum 1544-1797)

Zur Geschichte der Gemeinden der ehemaligen Obervogtei Laufen findet sich in der Bibliothek des Staatsarchivs zahlreiche Literatur. Erwähnt seien als kleine Auswahl:
- Stauber, Emil. Schloss und Herrschaft Laufen. (257. Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur.) Winterthur 1923. (Staatsarchiv: Dc L 20)
- Sommer, Max. Die Landvogtei Kyburg im 18. Jahrhundert. (Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd.34.) 2 Hefte. Zürich 1944 und 1948. (Staatsarchiv: Dc K 60b)
- 1100 Jahre Benken. Hrsg. von der Gemeinde Benken. Andelfingen 1958. (Staatsarchiv: Dc B 40)
- Benken im Zürcher Weinland. Benken 1984.
- Ernst, Hans-Werner. Kirchgemeinde Benken. Benken 1964. (Staatsarchiv: Dc B 41)
- Kläui, Hans. Die Rheinfallgemeinde Dachsen. 1100 Jahre 876-1976. Dachsen 1976 (Staatsarchiv: Dc D 2)
- Guyan, Walter Ulrich. Feuerthalen. Feuerthalen 1990. (Staatsarchiv: Dc F 25)
- Guyan, Walter Ulrich. Laufen-Uhwiesen im Zürcher Weinland. Neuhausen 1988. (Staatsarchiv: Dc L 20c)
- Kläui, Hans. 1100 Jahre Laufen-Uhwiesen. Laufen-Uhwiesen 1958. (Staatsarchiv: Dc L 20a)
Bestände:C III 15
Level:Fonds
Ref. code AP:C III 15
 

Related units of description

Related units of description:Siehe:
KAT 332 Laufen, Obervogtei: Orts- und Sachregister zu den Urkunden (C III 15), 1809 (ca.) (Dossier)
 

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