Anstalt Kappel am Albis, 1834-2001 (Fonds)

Archive plan context


Title:Anstalt Kappel am Albis
Inhalt und Form:Die Unterlagen der Anstalt Kappel am Albis bestehen hauptsächlich aus den so genannten Verwaltungsakten: Verträge, Statuten, den Jahresberichten und Protokollen, die ab 1883 bzw. 1888 vollständig vorhanden sind, den kompletten Jahresrechnungen und vereinzelter Korrespondenz. Daneben bilden die Akten und Pläne zu Bauten und Infrastruktur, die für den Zeitraum von 1841-1972 vorliegen, einen zweiten Schwerpunkt, der wiederum durch Unterlagen zum Anstaltsbetrieb, d. h. verschiedene Journale und Rapporte des Gutsbetriebs sowie die Inventare der Anstalt, ergänzt wird. Unterlagen über Anstaltsinsassen sind kaum vorhanden und beschränken sich im Wesentlichen auf die Besuchs- und Kontrollbücher von 1837-1968. Schliesslich enthält der Fonds noch einige Unterlagen, die aus der Zusammenarbeit der Anstalt mit dem Frauenverein des Bezirks Affoltern resultierten, über das nicht realisierte Projekt zur Errichtung einer interkantonalen Verwahrungsanstalt Linthebene sowie zur Aufhebung der Anstalt, Umnutzung des Klosters und Planung des Hauses der Stille und Besinnung.
Andere Namen:Bezirksarmenanstalt Kappel
Bezirksarmen- und Waisenanstalt Kappel
Armen- und Korrektionsanstalt Kappel
Alters- und Pflegeheim Kappel am Albis
Related corporations/Families/Persons:Verein Kappelerhof
Creation date(s):1834 - 2001
Running meters:21.73
Number:565
Aktenbildner:Die Bezirksarmenanstalt Kappel, deren Einrichtung auf die Initiative der Gemeinnützigen Gesellschaft des Oberamtes Knonau (später Gemeinnützige Gesellschaft des Bezirks Affoltern GGA) zurückging, wurde am 11.11.1836 im ehemaligen Kloster Kappel eröffnet. Geleitet wurde die Anstalt durch eine Verwaltungskommission (ab 1845 Pflege, später Kappelerpflege genannt), die sich aus zwei Mitgliedern jeder Kirchgemeinde des Bezirks sowie anfänglich zehn weiteren Mitgliedern, ab 1850 acht und seit 1892 zwei weiteren Mitgliedern, die von den Kirchgemeinden in freier Wahl bestimmt wurden, zusammensetzte. Die Verwaltungskommission respektive Pflege übertrug die laufenden Geschäfte einer engeren Kommission, die ab 1892 Aufsichtskommission hiess und aus dem Vorstand und vier (ab 1925 fünf) weiteren Mitgliedern der Verwaltungskommission bestand, und setzte zur Leitung der Anstalt und des Gutsbetriebs einen Verwalter ein.
Zur Aufnahme von Armen jeden Alters des Bezirks bestimmt, nahm die Anstalt neben Erwachsenen von Anfang an auch Waisenkinder auf, so dass bereits 1841/42 getrennte Räume zur Unterbringung, Betreuung und schulischen Ausbildung der Kinder eingerichtet wurden. 1843 lebten 92 Erwachsene und 119 Kinder in der Anstalt, wobei die älteren Kinder - wie die Erwachsenen auch - in der Land- und Hauswirtschaft oder den Gewerbebetrieben der Anstalt arbeiteten. Mit der Änderung der Statuten 1845 wurde die Bezirksarmenanstalt auch namentlich zur Bezirksarmen- und Waisenanstalt Kappel erweitert. Vor dem Hintergrund der stark angestiegenen Armensteuern Anfang der 1850er Jahre forderten einige Gemeinden die Liquidation der gesamten Anstalt während andere nur die Aufhebung der Waisenanstalt verlangten. Letzteres wurde - zusammen mit anderen Massnahmen zur Senkung der Kosten - 1853 beschlossen.
Um die Anstalt kostengünstiger betreiben zu können, sollten mehr arbeitsfähige Erwachsene aufgenommen und im Gutsbetrieb eingesetzt werden können. Mit den 1854 geänderten Statuten wurde dies ermöglicht. Die Anstalt wurde zur Armen- und Korrektionsanstalt erweitert und umbenannt. Als Zweck der Anstalt wurde in § 1 festgelegt, "a) hilfsbedürftige Personen zur Besorgung aufzunehmen [und] b) liederliche Arme durch angemessene Beschäftigung und Beaufsichtigung wo möglich zu besseren Menschen umzubilden." Dementsprechend wurden eine Armen- und eine Korrektionsabteilung eingerichtet. Anlässlich eines Pockenausbruchs 1894 wurden die beiden Abteilungen durch die dauerhafte Einrichtung einer Krankenabteilung, genannt Asyl, ergänzt. Die Krankenabteilung wurde am 1. Juni 1895 eröffnet und war in erster Linie für kranke Armengenössige oder sonst bedürftige Bürger und Niedergelassene des Bezirks Affoltern bestimmt.
Mit den Statuten von 1926 wurde die Armen- und Korrektionsanstalt zur Anstalt Kappel am Albis. Gleichzeitig wurde die Trägerschaft der Anstalt dem "Verein Anstalt Kappel am Albis" übertragen, der sich anfänglich aus den 13 reformierten Kirchgemeinden des Bezirks Affoltern zusammensetzte und 1967 um die Evangelisch-reformierte Landeskirche als 14. Mitglied erweitert wurde. Die Anstalt gliederte sich weiterhin in drei Abteilungen, wobei die Armenabteilung nun Pflegeabteilung und die Korrektionsabteilung nun Verwahrabteilung hiess.
Zwischen 1900-1960 waren durchschnittlich 150 Insassen in der Anstalt Kappel untergebracht. Ab den 1960er Jahren geriet die Anstalt wiederum in finanzielle Engpässe, und die Verwahrung geriet zunehmend in Widerspruch zu geltenden rechtlichen Konventionen. Es wurden fast keine neuen Insassen mehr aufgenommen. 1968 wurde die Verwahrabteilung geschlossen. Die Anstalt wurde zum Alters- und Pflegeheim und nannte sich ab 1969 im täglichen Gebrauch auch so. Offiziell wurde der Name aber nicht mehr geändert, da der Anstaltsbetrieb mit der Schliessung der Pflegeabteilung 1975 sowie des Altersheims 1980 sukzessive aufgegeben wurde und die Übertragung und Weiternutzung der Klosteranlage durch den Verein Kappelerhof (ab 2008 Verein Kloster Kappel) vorbereitet wurde.

Präsidenten der Aufsichtskommission
1836-1856 Dr. Joh. Jakob Hegetschweiler, Statthalter, Rifferswil
1856-1861 Heinrich Weber, Pfarrer, Maschwanden
1861-1868 Friedrich Meyer, Pfarrer, Rifferswil
1868-1874 Heinrich Suter, Bezirksrichter, Mettmenstetten
1874-1894 Joh. Huber, Oberst, Heisch
1894-1910 Dr. J. H. Frei, Bezirksgerichtspräsident, Affoltern am Albis
1910-1912 W. Geyer, Dekan, Hausen
1912-1913 J. Hauser, Nationalrat, Rifferswil
1913-1929 J. R. Eppler, Dekan, Affoltern am Albis
1929-1949 R. Weidmann, Statthalter, Affoltern am Albis
1950-1957 A. Vollenweider, alt Kantonsrat, Mettmenstetten
1958-1963 E. Baer-Haegi, Rifferswil
1964-1981 Dr. Max Dennler, Veterinär, Affoltern am Albis

Verwalter
1836-1840 Hausvater Schneebeli, von Ottenbach
1841-1843 Hausvater Heinrich Hofstetter
1837-1850 Johann Kleiner, von Mettmenstetten
1850-1876 Jakob Hurter, von Uerzlikon
1876-1888 Jakob Suter, von Dachelsen
1888-1903 Eduard May, von Ormalingen BL
1903-1939 Hans Hoffmann (gest. 1940), von Zürich
1939-1964 Willi Bögli (geb. 1908), von Münsingen BE
1964-1965 Hans Thomann
1965-1981 Rudolf Schmutz, von Niedermuhlern BE

Benutzte Quellen und Literatur:
Huonker, Thomas / Niederhäuser, Peter: 800 Jahre Kloster Kappel, Abtei, Armenanstalt, Bildungshaus, Zürich, 2008
Die Anstalt Kappel a. Albis, Festschrift zur Jahrhundertfeier von Otto Peter, Affoltern am Albis, 1936
Fondsgeschichte:Die Unterlagen der Anstalt Kappel am Albis wurden dem Staatsarchiv 2004 (Ablieferung 2004/029) vom Verein Kappelerhof geschenkt.
Die summarische Erschliessung des Bestands wurde von Monika Bach von Mai bis Oktober 2004 vorgenommen. Von März bis September 2014 erfolgte die Neuordnung und detaillierte Erschliessung, bei der grosse Teile des Bestandes umsigniert wurden, durch Fabienne Lutz. Der Fondsbeschrieb wurde von Bettina Tögel aktualisiert.
Legal status:Verein
Access regulations:Es gelten die gleichen Einschränkungs- und Schutzfristen wie für staatliche Unterlagen.
Publications:Huonker, Thomas / Niederhäuser, Peter: 800 Jahre Kloster Kappel, Abtei, Armenanstalt, Bildungshaus, Zürich, 2008
Related material:N 64 b Armen- und Korrektionsanstalt Kappel am Albis
W II 5 Verein Kloster Kappel
Druckschiften wie Jahresberichte ab 1854 sowie Statuten, Verträge, Staatsbeiträge ab 1856 (StAZH Bib. III CCd 2, StAZH Bib. III Cd 8)
Bestände:W II 4
Level:Fonds
 

Related units of description

Related units of description:Siehe:
Verein Kappelerhof, 1981-2005 (Fonds)

Siehe:
N 64 b.1 - N 64 b.4 Armen- und Korrektionsanstalt Kappel am Albis, 1836-1928 (Klasse)
 

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