A 97 Offnungen, 14. Jh. (ca.)-18. Jh. (ca.) (Klasse)

Archive plan context


Ref. code:A 97
Title:Offnungen
Inhalt und Form:Begrifflichkeiten
In der Deutschschweiz ist die Bezeichnung Offnung (ordini, offnen = verkünden, offenbaren) verbreitet. In Süddeutschland und Österreich nennt man die Quellengattung auch Recht und (Bann-)Taiding, im Elsass und im Schwarzwald Dingrodel und im Mittelrhein- und Moselgebiet Weistum. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte sich in Deutschland und Österreich der Begriff "Weistum" als Fachbegriff durch. Obwohl er für das Gebiet der Eidgenossenschaft nicht durch Quellen belegt werden kann, wird er auch in der Schweizer Forschung verwendet.
Offnungen umfassen unterschiedliche ländliche Rechtsquellen wie Dorf-, Hof-, Land- und Twingrechte und stammen aus dem Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit. Simon Teuscher hat in seiner Untersuchung der Offnungen des Zürcher Grossmünsterstifts festgestellt, dass es sich bei den Offnungen aus dem 14. Jahrhundert um Kompilationen von Passagen aus älteren Urkunden und Satzungen handelt. Die späteren Offnungen aus dem 15. Jahrhundert hingegen wurden verfasst, um strittige Rechtsverhältnisse zwischen konkurrierenden Herren zu klären. Mit der zunehmenden Territorialisierung der herrschaftlichen Ämterorganisation durchliefen die Offnungen somit kompilatorische und redaktionelle Operationen. "Den Anlass dazu, eine neue Version herzustellen, bildete in der Regel ein Konflikt mit anderen Herrschaftsträgern." So liegen heute viele Offnungen in diversen Textvarianten vor.

Bestandsgeschichte
Staatsarchivar Paul Schweizer beschrieb 1890 die vorliegende Sammlung wie folgt: "Eine in neuerer Zeit aus den verschiedenen Aktenabteilungen [= Abteilung A], zum Theil auch aus Urkundenabtheilungen [= Abteilung C] zusammengestellte Sammlung." Vermutlich war es sein Vorgänger Johannes Strickler (Amtszeit 1870-1881), wenn nicht bereits der erste Staatsarchivar Gerold Meyer von Knonau (Amtszeit 1837-1858), der diesen Pertinenzbestand gebildet hat. Im Weissen Register (KAT 22-74, angelegt ab 1714) sind die ursprünglich in der Abteilung A aufbewahrten Offnungen noch in der Trucke der jeweiligen Vogtei verzeichnet; wo immer möglich, wird diese frühere Archivordnung in der Verzeichnung dokumentiert (z. B. Trucke 332, Bündel 1, Nr. 32 (vgl. KAT 33, S. 715)). Auch die rund 20 Versetzungen aus der Abteilung C sind dokumentiert.
Im Fall der Abteilung C wurden einige Offnungen im Verlauf des 20. Jahrhunderts wieder in ihren ursprünglichen Bestand zurückversetzt; auch diese rund 10 Rückversetzungen nach C I, C II und C III sind in der Verzeichnung dokumentiert.
Die Sammlung enthält zudem vereinzelt moderne Abschriften von Offnungen (vgl. A 97.3, Nr. 13, und A 97.6, Nr. 1) oder Schenkungen aus Gemeindearchiven und Stadtarchiven (vgl. A 97.3, Nr. 15 und A 97.6, Nr. 4) und aus Privatbesitz (vgl. A 97.5, Nr. 7).
Neben eigentlichen Offnungen enthält die Sammlung auch verwandte Unterlagen wie Amtsrechte, Hofrechte, Erbrechte, Gewohnheiten und Eide sowie Urteile, Beschlüsse, Kundschaften, Gutachten und Schreiben im Umfeld von Offnungen.
Konservatorisch behandelt und neu verpackt wurde der Bestand zuletzt 1996.

Beziehungen zu anderen Beständen
Weitere Offnungen finden sich nach wie vor bzw. durch Rückversetzung in den Abteilungen A (A 106 - A 158) und C, ausserdem im Bestand des Finanzarchivs (F) und im Archiv des Chorherrenstifts Grossmünster (G) sowie in der Urkundensammlung der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich (W I 1), im Fonds Handschriften und Materialien (X) und im Fonds Turicensia in anderen Institutionen (TAI).

Editionen:
Vgl. dazu die unten verknüpfte Datei ("Zur Editionssituation der Zürcher Offnungen"). Das Dokument bietet einen Überblick über die komplexe Editionssituation der Zürcher Offnungen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Es versteht sich als Einstiegshilfe und bezieht sich hauptsächlich auf jene Offnungen, die im Bestand A 97 sowie den übrigen Beständen des StAZH überliefert sind. Für die Überlieferung in den Gemeindearchiven ist der Archivführer von Otto Sigg zu konsultieren.

Literatur:
Dubler, Anne-Marie: Artikel "Offnungen", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Online-Version vom 02.11.2011.
Müller, Walter: Über den schweizerischen Beitrag zu Jacob Grimms Weistümersammlung, in: SZG 13, 1963, S. 372-379.
Sigg, Otto: Archivführer der Zürcher Gemeinden und Kirchgemeinden sowie der städtischen Vororte vor 1798. Zürich 2006.
Schweizer, Paul: Beitrag zur Kritik und Ergänzung der Grimm’schen Weisthümer nebst Offnungen des Zwinghofs Winkel, in: AnzSG NF 6, 1890, S. 105-116.
Teuscher, Simon: Kompilation und Mündlichkeit. Herrschaftskultur und Gebrauch von Weistümern im Raum Zürich (14.-15. Jahrhundert), in: Historische Zeitschrift 273, 2001, S. 289–333.
Teuscher, Simon: Erzähltes Recht. Lokale Herrschaft, Verschriftlichung und Traditionsbildung im Spätmittelalter. Frankfurt/Main und New York 2007 (Campus Historische Studien. 44).
Werkmüller, Dieter: Über Aufkommen und Verbreitung der Weistümer. Nach der Sammlung von Jacob Grimm, Berlin 1972.

Dieser Übersichtstext ist 2021 im Rahmen des Pilotprojekts Vormoderne Quellen (PVQ) durch Tessa Krusche verfasst worden.
Creation date(s):approx. 14th cent. - approx. 18th cent.
Creation date(s), scattered dates:approx. 19th cent.
Number:142
Level:Klasse
Ref. code AP:A 97
Weblinks:HLS, Artikel "Offnungen"
 

Related units of description

Related units of description:Siehe:
KAT 356 Rechtsquellen: Verzeichnis der zürcherischen Rechtsquellen. Urbare, Offnungen und Rechte, alphabetisch nach Gemeinden, 19. Jh. (ca.) (Dossier)
 

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