Title: | Weisbrod-Zürrer AG, Seidenfabrikation, Hausen am Albis |
Inhalt und Form: | Die Unterlagen der Firma Weisbrod-Zürrer bestehen hauptsächlich aus den so genannten Verwaltungsakten: Verträge, Protokolle verschiedener Gremien, die ab 1964 bzw. 1988 vorhanden sind, den Bilanzen und Geschäftsberichten seit 1901, vereinzelter Korrespondenz, Unterlagen aus dem Bereich Personelles sowie der Stiftung für Personalvorsorge und der Patronalen Stiftung. Darüber hinaus enthält das Firmenarchiv Akten zur allgemeinen Geschäftsführung der Firmen H. Gut und Co., J. Gasser und Co., Loring AG, Mechanische Seidenstoffweberei Adliswil, Schubiger und Schwarzenbach, Simmen und Wiprächtiger, an denen Weisbrod-Zürrer beteiligt war oder die durch Weisbrod-Zürrer übernommen wurden. Daneben bilden die Fotografien und Berichte von Geschäftsreisen aus dem Zeitraum 1964-1984 einen zweiten Schwerpunkt. Aus dem Bereich der Produktion sind die Unterlagen (Akten, Pläne und Fotografien) der verschiedenen Fabrikgebäude im Aeugstertal, in Hausen am Albis und in Mettmenstetten erwähnenswert. Den Vertrieb der Firma Weisbrod-Zürrer dokumentieren verschiedene Statistiken über den Verkauf einzelner Artikel. Schliesslich enthält der Fonds noch einige Unterlagen, die aus der Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeberverband des Bezirks Affoltern am Albis, der Europäischen Kommission zur Vermarktung von Seide, der Internationalen Seidenvereinigung, dem Verband Schweizerischer Seidenstoff-Fabrikanten und der Zürcherischen Seidenindustriegesellschaft ZSIG entstanden sind. |
Andere Namen: | Mathias Hägi und Cie. (1825-1834) Jak. Zürrer (1834-1870) Jakob Zürrer (1870-1900) Theophil Zürrer (1900-1912) Zürrer und Co., vormals T. Zürrer (1912-1939) Weisbrod-Zürrer Söhne (1939-1963) Weisbrod-Zürrer AG (ab 1963) |
Creation date(s): | 1775 - 2011 |
Running meters: | 21.19 |
Gigabyte: | 2.14 |
Number: | 1216 |
Aktenbildner: | Die Anfänge der Firma Weisbrod-Zürrer gehen auf das Jahr 1825 bzw. auf die Ferggerei Mathias Hägi und Cie. in Hausen am Albis zurück, die für Zürcher Seidenfabrikanten tätig war: Der Geschäftsinhaber Johann Jakob Zürrer kaufte Rohmaterial ein, liess es färben und anschliessend in Heimarbeit zu leichten Geweben wie Marceline und Florence weben. Im Jahr 1834 wurde die Firma in Jak. Zürrer umbenannt, und in Hausen am Albis wurden Geschäftsräume für Kontor, Ferggerei, Winderei und Seidenlager eingerichtet. Die Seidenstoffe wurden in die Vereinigten Staaten von Amerika und in europäische Länder exportiert. Mit dem Eintritt der Brüder Emil und Theophil Zürrer (zweite Generation) erfolgte in den 1850er Jahren der Übergang von der Heimarbeit zur Fabrikarbeit. In einem Fabrikgebäude in Hausen am Albis wurden 1875 eine Winderei, eine Zettlerei und mechanische Webstühle (Lyoner Webstühle) eingerichtet, die auch das Weben von schweren Stoffen wie Taffetas und Gros Grain Noir ermöglichten. Die Produktion erfolgte hauptsächlich für ausländische Absatzmärkte. Darüber hinaus spezialisierte sich die Firma auf die Produktion von Fahnenstoffen. Der Krise der 1870er Jahre trotzte die Firma - nun unter dem Namen Jakob Zürrer - mit der Erschliessung neuer Absatzmärkte und der Eröffnung eines Stoffladens an der Zürcher Bahnhofstrasse. Zudem wurden die alten Lyoner Webstühle durch moderne mechanische Webstühle ersetzt, und in der ehemaligen Baumwollzwirnerei Aeugsterthal wurde eine weitere Seidenweberei eingerichtet. Ab 1890 stand Theophil Zürrer jun. (dritte Generation) seinem Vater zur Seite. Theophil heiratete 1895 Emmy Syfrig, die einzige Tochter des Seidenfabrikaten Syfrig in Mettmenstetten. Mit dessen Tod im Jahr 1900 ging der Betrieb an die Familie Zürrer über, und das Geschäft wurde in Theophil Zürrer umbenannt. Nach dem Tod von Theophil Zürrer 1912 gründeten die Geschwister Fanny Weisbrod-Zürrer und Robert Zürrer zusammen mit der Witwe Emmy Zürrer-Syfrig die Kollektivgesellschaft Zürrer und Co. Die Leitung der Firma übernahm der langjährige Mitarbeiter Emil Huber. Blockaden und Schutzzölle während des Ersten Weltkriegs erschwerten die Einfuhr und den Versand der Seidenstoffe. Die Firma setzte fortan auf die Produktion von stückgefärbten Seidenstoffen und Krawattenstoffen, die vorwiegend in England abgesetzt wurden. Infolge der Abwertung des englischen Pfunds 1929 verteuerte sich jedoch der Export der Seide. Die Geschäftsleitung entschied sich dazu, künftig nicht nur nach England zu exportieren, sondern die Produktion von Seidenstoffen dort selbst aufzunehmen. Gemeinsam mit dem Londoner Geschäftskunden J. H. Godfrey Weisters wurde die Firma Lancashire Silk Mills mit der Verkaufsgesellschaft Zürrer Silks in Darwen gegründet. Die Leitung der Produktion in England übernahm Richard Weisbrod. Die Seidenwebereien in Hausen am Albis und in Aeugsterthal wurde ab 1939 von den drei Brüdern Hubert, Richard und Hans Weisbrod in vierter Generation als Kollektivgesellschaft unter dem Namen Weisbrod-Zürrer Söhne weiter betrieben. Während des Zweiten Weltkrieges brach das Krawattengeschäft der Firma Weisbrod-Zürrer Söhne ein. Mit der Produktion von Zellwollgewebe und Brokatgewebe konnte sich die Firma durch die wirtschaftlich schwierige Zeit retten. Gegen Ende der 1940er Jahre wurden neu Kunstfasern wie Nylon, Orlon und Terylene ins Sortiment aufgenommen. Mit dem Aufbau eines Vertreternetzes sicherte sich Weisbrod-Zürrer in den folgenden Jahren wichtige Absätzmärkte in Asien (vor allem in Japan) und in Australien. Im Jahr 1957 übernahm Weisbrod-Zürrer Söhne die Loring AG in Würenlos, die auf die Fabrikation von Hygieneartikeln und Sanitätsprodukten spezialisiert war. Die Fusionierung von Loring und Weisbrod Zürrer erfolgte 1983. 1963 erfolgte schliesslich die Umwandlung der Kollektivgesellschaft in die Aktiengesellschaft Weisbrod-Zürrer. Ronald Weisbrod übernahm nach dem Tod von Hans Weisbrod 1984 die Geschäftsleitung in fünfter Generation. 1985 wurde der Webereibetrieb in Mettmenstetten eingestellt und 1990 die englische Niederlassung verkauft. Mit dem Erwerb von elektronisch gesteuerten Jacquardmaschinen schaffte die Firma Weisbrod-Zürrer den Sprung von den alten Lochkarten zu computergesteuerten Webstühlen. Im Frühling 2012 wurde schliesslich die Produktion in Hausen am Albis eingestellt. Die Firma besteht jedoch weiter (Stand Juli 2014).
Benutzte Quellen und Literatur: Weisbrod-Zürrer AG (Hrsg.): 175 Jahre Weisbrod-Zürrer (1825-2000), Hausen am Albis, 2000 Weisbrod-Bühler, Marion: Die Seidenwaage, Chronik der Familien Zürrer und Weisbrod, Stäfa, 1962 |
Fondsgeschichte: | Ende 2011 lancierte die Zürcherische Seidenindustriegesellschaft ZSIG auf Anregung des Staatsarchivs Zürich ein Projekt, um die Bestände der Zürcher Seidenindustrie nachhaltig zu sichern, zu verzeichnen und einer interessierten Öffentlichkeit dauernd zugänglich zu machen. Hierfür gingen die ZSIG, das Schweizerische Nationalmuseum SNM und das Staatsarchiv eine Projektpartnerschaft ein. Nach dem gemeinsam entwickelten Modell gehen Geschäftsakten, Familienunterlagen und Fotografien ins Staatsarchiv; textile Bestände, Musterbücher und Objekte ins SNM. Der erste und umfassenste Teil des Firmenarchivs gelangte als Schenkung mit der Ablieferung 2013/043 ins Staatsarchiv Zürich. Er wurde als Bestand W I 97 von Oktober 2013 bis Juli 2014 durch Fabienne Lutz-Studer erschlossen. Später folgten mit der Ablieferung 2016/084 Unterlagen, die seit den 1980er-Jahren bei einer Historikerin lagerten. Sie hatte diese von einem Nachkommen der Familie Weisbrod zur Verfügung gestellt bekommen, um damit ihre Lizentiatsarbeit an der Universität Zürich zu schreiben. Ein Mitarbeiter im Forschungsprojekt Zürcher Seidenindustrie an der Hochschule Luzern war zufällig darauf gestossen, worauf die Historikerin die Unterlagen dem Staatsarchiv zur Verfügung stellte. Sie wurden als Bestand Z 747 im November 2016 durch Jan Kiepe erschlossen. Aus Gründen der Praktikabilität wurden die Unterlagen zur Firmen- und Familiengeschichte unter der gleichen Bestandessignatur verzeichnet. |
Legal status: | Kollektivgesellschaft Aktiengesellschaft (ab 1964) |
Access regulations: | Es gelten die gleichen Einschränkungs- und Schutzfristen wie für staatliche Unterlagen. |
Related material: | W I 98 und Z 747 Familienarchiv W I 110 Mechanische Seidenstoffweberei Adliswil |
Bestände: | W I 97, Z 747 |
Level: | Fonds |
Weblinks: | Website der Firma Weisbrod-Zürrer AG |
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Related units of description |
Related units of description: | Siehe: Weisbrod, Familie, von Affoltern am Albis, 1538-2009 (Fonds)
Siehe: Mechanische Seidenstoffweberei Adliswil MSA, Adliswil, 1867-1994 (Fonds)
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Usage |
Permission required: | [Leer] |
Physical Usability: | Uneingeschränkt |
Accessibility: | [Leer] |
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URL for this unit of description |
URL: | https://suche.staatsarchiv.djiktzh.ch/detail.aspx?ID=1423878 |
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