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Universitätsklinik Balgrist, 1904-2023 (Fonds)
Title: | Universitätsklinik Balgrist |
Inhalt und Form: | Der Fonds besteht bislang aus den Krankengeschichten ambulant behandelter Patienten der Konsultationsjahre 1912-1979 sowie aus den Jahresberichten und den Berichten "Wissenschaft und Innovation". |
Andere Namen: | Anstalt Balgrist (1912–1965) Orthopädische Klinik und Poliklinik (1966–1969) Orthopädische Universitätsklinik Zürich (1970–1986) Klinik Balgrist, Orthopädische Universitätsklinik Zürich und Schweizerisches Paraplegikerzentrum (1987–1995) Universitätsklinik Balgrist (1996-) |
Creation date(s): | 1904 - 2023 |
Running meters: | 85.94 |
Gigabyte: | 0.21 |
Number: | 30655 |
Aktenbildner: | Die Gründung der Universitätsklinik Balgrist geht zurück auf die Initiative des Vorstehers des Diakonissenhauses in Riehen, Pfarrer Joseph Kägi, der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft und des Sekretärs des Zürcherischen Erziehungsdepartements, Friedrich Zollinger (1858–1931). Bis dahin war das 1876 gegründete "Hospice orthopédique de la Suisse romande" die einzige auf orthopädische Gebrechen spezialisierte Klinik der Schweiz. Das 1906 gegründete "Komitee zur Fürsorge für Gebrechliche und krüppelhafte Kinder" wollte dem Fehlen einer deutschweizerischen Institution, die um die medizinische Behandlung sowie die Erziehung und berufliche Ausbildung der körperlich behinderten Kinder besorgt wäre, Abhilfe schaffen. Die grosse Resonanz auf zwei Spendenaufrufe – zuerst an die Bevölkerung Zürichs, dann gesamtschweizerisch – ermutigten das Komitee 1909 zur Gründung des "Schweizerischen Vereins für krüppelhafte Kinder". Trotz der gesamtschweizerischen Ausrichtung stützte sich der Verein hauptsächlich auf deutschschweizer Kantone und Gemeinden, vornehmlich auf die Stadt und den Kanton Zürich. Daneben waren auch Kirchgemeinden, wohltätige und gemeinnützige Institutionen, Behörden und Ämter sowie Korporationen und zahlreiche Einzelpersonen an der Finanzierung beteiligt. Auf dem etwas ausserhalb der Stadt Zürich gelegenen Balgrist-Hügel erwarb der Verein 1910 das Land zum Bau einer orthopädischen Anstalt, die nach anderthalbjähriger Bauzeit am 12. November 1912 mit Poliklinik und Internat den Betrieb aufnehmen konnte. Die räumliche Unterteilung der Anstalt in die ambulante Behandlung in der Poliklinik und die stationäre Behandlung, Erziehung und Ausbildung im Internat hat bis heute Bestand. Bis 1963 wurden auch deshalb die Krankengeschichten in einer ambulanten und einer stationären Serie geführt. Das grosse Bedürfnis nach Behandlung orthopädischer Gebrechen führte dazu, dass die vierundsiebzig Betten des Internats bereits 1913 nicht mehr genügten und der Balgrist chronisch überbelegt war. 1923 erhöhte ein Erweiterungsbau die Bettenzahl auf 150. Zur hohen Patientennachfrage trug ebenfalls bei, dass im Balgrist ab 1913 die erste Spitalfürsorge der Schweiz tätig war. Zu ihren Aufgaben gehörte die Berufsberatung, die berufliche Ausbildung sowie die Hilfe bei der Suche nach Lehrstellen, Arbeit und Heimstätten für die Pfleglinge. Ein ab 1956 geplanter grosser Um- und Erweiterungsbau konnte 1966 bezogen werden. Er umfasste ein siebengeschossiges Bettenhaus, einen neuen Behandlungstrakt, einen Wirtschaftstrakt sowie ein zehnstöckiges Schwesternhaus. Dem Behandlungstrakt war zudem ein Hörsaal angegliedert, da der Balgrist seit 1946 Orthopädische Universitätsklinik war. Seither ist der jeweilige Klinikdirektor gleichzeitig Professor für Orthopädie an der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich. Die Vergrösserung und Erweiterung der Klinik auf 250 Betten im Jahr 1966 nahm der "Schweizerische Verein für Krüppelhafte Kinder" zum Anlass, seinen Namen in "Schweizerischer Verein Balgrist" zu ändern und seine Struktur anzupassen. 1990 nahm das dritte Schweizerische Paraplegikerzentrum in einem speziell dafür eingerichteten Gebäudekomplex auf dem Balgrist seinen Betrieb auf. Laufend vergrösserten ab 1992 weitere Erweiterungs-, Um-, und Neubauten das Platz- und Behandlungsangebot. 1995 wurde ein interdisziplinärer Forschungstrakt, 1996 das neu strukturierte Wohnheim eröffnet. Drei Jahre später war die Totalsanierung des grossen Personalhauses abgeschlossen. 2002 konnten die Poliklinik, die Neurourologie und die Elektrophysiologie ihre neuen Räumlichkeiten im Untergeschoss des Paraplegikerzentrums beziehen. Ein Jahr später wurde der Verbindungstrakt zwischen den Altbauten fertig gestellt und das Wohnheim erweitert. Den bisherigen Abschluss der Erweiterungen bildeten die Modernisierung der Privatstationen der Orthopädie und Rheumatologie im Jahr 2004 sowie die Erweiterung des ParaCare, des Behandlungs- und Forschungszentrums für Paraplegie der Universitätsklinik Balgrist Zürich, und der Ausbau der medizinischen Trainigstherapie im Jahr 2007. Die Revision der Vereinsstatuten im Jahr 2003 brachte die Aufhebung der Aufsichtskommission, eine Straffung der Führungsstruktur, die Einführung eines neuen Organisationsreglements und mit dem Schriftzug "uniklinik balgrist" ein neues Corporate Design. Die orthopädische Behandlung ist seit der Gründung des Balgrist einem stetigen Wandel unterworfen. Wurden anfangs konservative Massnahmen wie Gipse, Schienen, Extensionen und Mechanotherapie angewandt, sind heute operative Eingriffe die Regel. Das orthopädische Kompetenzzentrum Balgrist, seine Direktoren und Ärzte haben an dieser Entwicklung massgeblich Anteil.
Die Präsidenten des Schweizerischen Verein Balgrist (1912–1966 Schweizerischer Verein für krüppelhafte Kinder Balgrist): 1912–1918 Prof. Dr. Heinrich Kesselring 1918–1923 Prof. Dr. Konrad von Orelli 1923–1929 Dr.med. h.c. Fritz Ottiker 1930–1939 Dr. Robert Haab 1940–1953 Dr. Hans von Grebel-Hürlimann 1954–1957 Ernst Nobs 1957–1971 Dr. Walter Schneider-Mousson 1965–1971 Dr. h. c. Jakob Heusser 1971–1983 Dr. iur. Rudolf Diggelmann 1983–1986 Dr. sc. techn. Ernst Basler 1986–1992 Hans Rudolf Wachter 1993–1999 Othmar Hegi 1999–2004 Hans Hofmann 2004–2012 Dr. phil. Eric Honegger 2012– Rita Fuhrer
Die Anstalts-Klinikdirektoren am Balgrist: 1912–1917 Prof. Dr. med. Wilhelm Schulthess 1917–1918 PD Dr. med. Hans Hoessly 1919–1950 Prof. Dr. med. Richard Scherb 1950–1969 Prof. Dr. med. Max René Francillon 1969–1993 Prof. Dr. med. Adam Schreiber 1993–1995 Prof. Dr. med. Hans Zollinger 1995–2017 Prof. Dr. med. Christian Gerber 2017– Prof. Dr. med. Mazda Farshad
Die Chefärzte des Schweizerischen Paraplegikerzentrums der Universitätsklinik Balgrist: 1987–1989 Prof. Dr. med. Alain B. Rossier 1989–1992 Dr. med. et Dr. med. dent. Werner Kuhn 1992–2009 Prof. Dr. med. Volker Dietz 2009– Prof. Dr. med. Armin Curt
Die Verwaltungsdirektoren der Universitätsklinik Balgrist: 1923–1939 N. Tschopp-Fehr 1939–1945 J. P. Fopp-Haab 1945–1964 Hans Thommen 1964–1970 Hans Schlegel 1970–1987 Willi Gasser 1987–2006 Dr. sc. techn. Christian Bühler 2006–2019 Dr. sc. nat. Serge Altmann 2019– Thomas Huggler (geb. 1980)
Benutzte Quellen und Literatur: Böni, Thomas: Orthopädische Klinik Balgrist, in: Zürcher Spitalgeschichte, Hg. vom Regierungsrat des Kantons Zürich, Bd. 3, Zürich 2000, S. 487-506. (StAZH Bib. Dd 1350/3). Böni, Thomas und Rüttimann, Beat: History of Balgrist, in: Hospital for Joint Diseases 54/3, 1996, S. 135–139. Koelbing, Huldrych M.: Die Medizinische Fakultät seit 1933, in: Die Universität Zürich 1933–1983. Festschrift zur 150-Jahr-Feier der Universität Zürich, Hg. vom Rektorat der Universität Zürich, Zürich 1983, S. 396–398. (StAZH Bib. Dh 251). Hjelmér, Claudia Emerita: Überführung eines vom Zerfall bedrohten Langzeitröntgenarchivs in ein digitales Wissenschaftsarchiv, Dissertation, Zürich 2007 (StAZH Bib. Ec 1608 RP). Rüttimann, Beat: Zur Geschichte der Krüppelfürsorge, in Gesnerus. Swiss Journal of the history of medicine and sciences Heft 3-4, 1980, S. 199–2014. |
Fondsgeschichte: | 1996 schlossen die Universitätsklinik Balgrist und das StAZH einen Depotvertrag ab. Dieser hielt fest, dass die Klinik dem Staatsarchiv Zürich die Krankengeschichten, Röntgenbilder und Register der Jahre 1912–1982 zur Aufbewahrung übergibt. Die Ablieferung fand im März 1997 statt und erhielt die Nummer 1997/011. Sie besteht aus zwei Serien Krankengeschichten von Patienten ambulanter und stationärer Behandlung, die rund vier Fünftel des Gesamtbestandes ausmachen. Daneben sind Karteien, Fotos, Journale und Krankengeschichten von Privatbehandlungen der beiden Balgristdirektoren Prof. Dr. med. Richard Scherb (1880–1955) und Prof. Dr. med. Max René Francillon (1899–1983) vorhanden. 2015 nahm das Staatsarchiv mit der Universitätsklinik Balgrist Kontakt auf, um die Ablieferung 1997/011 zu bewerten und das Depot in eine Schenkung zu überführen. Die Aufhebung des Depots erfolgte zum 31. Dezember 2017. Zur Vorbereitung der Bewertungsdiskussion gaben das Staatsarchiv Zürich und die Klinik Balgrist im Mai 2016 zwei Gutachten in Auftrag. Dr. Christine Wolters (Hannover) und Prof. Dr. Klaus-Dieter Thomann (Mainz) erhielten den Auftrag, anhand genereller orthopädie- und sozialhistorischer Abklärungen sowie aufgrund einer Aktenautopsie vor Ort je eine Stellungnahme zum wissenschaftlichen Wert des Bestandes abzugeben. Im Februar 2017 wurde beschlossen, die Krankengeschichten ambulanter Behandlung bis und mit Jahrgang 1965 vollständig zu übernehmen und danach zu einem inhaltlichen und systematischen Auswahlverfahren überzugehen. Das systematische Auswahlverfahren beinhaltet die vollständige Übernahme der Nuller- und der Fünferjahrgänge (1965, 1970, 1975 und 1980). Für die inhaltliche Auswahl ab 1965 legte die Universitätsklinik Balgrist eine Diagnoseliste fest. Alle bereits im Staatsarchiv befindlichen Röntgenbilder wurden der Universitätslinik Balgrist zurückgegeben. Die Röntgenbilder bis 1965 werden komplett aufbewahrt. Für die Jahre nach 1965 wird die Klinik Balgrist diejenigen Röntgenbilder behalten, bei denen das Staatsarchiv die Krankengeschichte übernommen hat. Die restlichen Röntgenbilder werden kassiert. Die Krankengeschichten stationärer Behandlung (bis zur Integration der Serie in die vormals ambulante Serie im Jahr 1964) sowie die Krankengeschichten privater Behandlung wurden vollständig übernommen. Das gleiche gilt für die Karteien, die Röntgenbücher, die Fotografien, die Diagnoselisten und die Patientenjournale. Die Erschliessung der Bestände Z 849, Z 859, Z 917, Z 954, Z 984 und Z 1058 erfolgte unter der Leitung von Samuel Bosshart, Denise Thoma, Armin Gockenbach, Monika Rhyner, Aline Morgenthaler und Pascal Pauli durch studentische und temporäre Mitarbeiter von Mai 2018 bis September 2022. Die Fondsbeschreibung wurde von Samuel Bosshart erstellt. Erste Teile der Ablieferungen 2020/050 und 2021/116, nämlich die Skoliospatientenakten sowie die Diakartei und -akten, wurden von Februar 2023 bis Dezember 2023 als Bestand Z 1159 durch Beatrix Jöhl unter der Leitung von Pascal Pauli erschlossen. Im Rahmen der Überführung der beiden bestehenden Druckschriftensammlungen aus dem Bibliothekskatalog in das AIS gelangten im Mai 2023 die Jahresberichte sowie die Berichte "Wissenschaft und Innovation" in den Fonds. |
Legal status: | Verein |
Access regulations: | Es gelten die gleichen Einschränkungs- und Schutzfristen wie für staatliche Unterlagen. |
Bestände: | DS 535, Z 849, Z 859, Z 917, Z 954, Z 984, Z 1058, Z 1159 |
Level: | Fonds |
Weblinks: | Webseite der Universitätsklinik Balgrist |
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Usage |
Permission required: | [Leer] |
Physical Usability: | Uneingeschränkt |
Accessibility: | [Leer] |
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URL for this unit of description |
URL: | https://suche.staatsarchiv.djiktzh.ch/detail.aspx?ID=4254471 |
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