Helvetischer Kataster, 1801 (Klasse)

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Title:Helvetischer Kataster
Inhalt und Form:Der Helvetische Kataster wurde erstellt als Grundlage für den Bezug einer von der helvetischen Regierung ursprünglich vorgesehenen, am 9. November 1801 aber wieder fallengelassenen Grundstücksteuer von 0.2 %, die an die Stelle der loszukaufenden Zehnten und Bodenzinsen hätte treten sollen.
Der nach Gemeinden und teilweise auch nach kleineren Siedlungseinheiten geordnete Kataster enthält die Häuser und die Grundstückparzellen der einzelnen Steuerpflichtigen, einschliesslich des Staatseigentums (Nationaldomänen). Bei den Grundstückparzellen sind deren Lage und Grösse sowie die beiden Hauptanstösser genannt, bei Käufen nach 1780 auch der Kaufpreis. Dazu kommt der für den Steuerbezug entscheidende, von einer Kommission geschätzte Verkehrswert in Franken. Angaben über die hypothekarische Belastung der Liegenschaften fehlen hingegen und konnten nicht in Abzug gebracht werden. Vereinzelt sind Kriegsschäden vermerkt.

Die Erhebung erfolgte auf vorgedruckten Formularen im Format (B x H) 52.0 x 40.0 cm (vgl. exemplarisch K I 204) mit den Spalten:
- Namen und Vornamen der Eigentümer
- Nr. der Liegenschaft
- Name der Liegenschaft [Flurnamen]
- Gattung der Liegenschaft [Gebäudeart oder Art der Bewirtschaftung: Acker, Wiese, Weide, Rebland, Wald, usw.]
- Zwei Hauptanstösser
- Bestimmtes oder ungefähres Mass [in Juchart, Vierling und Mässli]
- Käufe seit dem 1. Januar 1780 (Zeitpunkt und Preis in Franken, umgerechnet aus Pfund)
- Schätzung des Eigentümers und Mittelpreis (in Franken) [für den seit 1780 unveränderten Besitz]
- Preisverteilung, Verbesserung (in Franken)
- Berichtigung durch Experten (in Franken) [bei Uneinigkeit der Eigentümer]
- Entscheidende Schätzung der Verwaltungskammer (in Franken)
- Gutsbeschwerden und Abschätzung in Geld [Eigentumsbeschränkungen]
- Verschiedene Bemerkungen [u. a. Kriegsschäden als Begründung für tiefe Einschätzungen].
Zeitgenössisch gebunden wurden die heutigen Bände K I 129 (Elgg) und K I 174 (Meilen), alle anderen Formulare weisen Einbände aus den den 1960er Jahren auf. Ursprünglich bestand die Überlieferung also wohl überwiegend aus den losen, nicht zugeschnittenen vorgedruckten Formularen, worauf auch die häufig direkt auf dem ersten Formular angebrachten Originaltitel hinweisen. Bände mit eigenen Titelblättern waren ursprünglich vermutlich als Hefte überliefert oder bestanden aus Formularen in Mappen, bevor sie in den 1960er Jahren ebenfalls feste Einbände erhielten.

Die meisten Bände enthalten pro Gemeinde (in der Regel am Schluss) oder kleinere Siedlungseinheit (Sektion) (in der Regel am Ende des entsprechenden Abschnitts) Register, summarische Übersichten (Zahlen übernommen in die Übersicht unter K I 87) und Schlussvermerke mit Tagesdatierungen.
Die Schlussvermerke geben häufig Auskunft über die an der Erstellung und Schätzung beteiligten Personen, teilweise auch über den hohen Aufwand an (Arbeits-)tagen. Die Schätzung wurde von vorgesetzter Stelle (Distrikt) überprüft und visiert.
Für einzelne Distrikte ist der Aufwand an (Arbeits-)tagen pro Gemeinde auch in K II 65.4 dokumentiert (Distrikt Andelfingen: total 2003, Distrikt Mettmenstetten: total 1910, Distrikt Regensdorf: total 1921, Distrikt Zürich: total 717 Tage).

Die Verzeichnung nach Distrikten folgt der Strukturierung in den Übersichten unter K I 87 und K II 65.5 (hier mit der Nummerierung Nr. 1-173 [Munizipalitäten] bzw. Nr. 1-237 [Munizipalitäten und Sektionen]) sowie in K I 275 (Register). Fehlende Gemeinden sind beim entsprechenden Distrikt vermerkt (vgl. die Distrikte Bülach, Mettmenstetten, Regensdorf), dazu kommen Dietikon, Hüttikon, Oetwil an der Limmat und Schlieren, die zum Kanton Baden gehörten.
Über die später eingemeindeten Vororte von Zürich und Winterthur bestehen selbständige Bände unter den betreffenden Gemeindenamen.
Insgesamt 168 Bände (K I 88 - K I 256, K I 233 irrtümlich ausgelassen) sowie die Übersicht unter K I 87.
Das 1939 von einer Hilfskraft in Zusammenarbeit mit Eugen Bryner erstellte Ortsregister wurde in die Verzeichnung integriert und aktualisiert.

Soweit dokumentiert, begann die Erhebung in der zweiten Hälfte Mai 1801 und dauerte mehrheitlich bis August, September oder Oktober 1801; vereinzelt war sie auch bereits im Juli oder aber erst im November 1801 abgeschlossen.
Für die Gesamtschätzung pro Gemeinde stand an sich ein gedrucktes Formular zur Verfügung, das aber nur in K I 167 (Laufen-Uhwiesen), K I 210 (Seebach) und K I 255 (Stadt Zürich) zu finden ist.
Das gedruckte "Verzeichnis über die in der Gemeinde (...) im Distrikt (...) in den Jahren 1780 bis den 1. Oktober 1800 geschehenen Güter-Käufe und Täusche" unter Verweis auf den Erlass des helvetischen Finanzministers vom 3. Oktober 1800 und den entsprechenden Beschluss der Verwaltungskammer des Kantons Zürich vom 7. Oktober 1800 findet sich nur in K I 125 (Dübendorf).

Am 31. Dezember 1801 erhielten alle Munizipalitäten ein vorgedrucktes Schreiben der Katasterrevisionskommission des Kantons Zürich zu ihrer Einschätzung (K II 19.2).

In den 1950er Jahren wurde der Helvetische Kataster für die Sammlung der Orts- und Flurnamen des Kantons Zürich ausgewertet, vor allem dort, wo ältere Belege fehlen (vgl. die Auszüge unter O 471.5).
Aus heutiger Sicht der Namensforschung handelt es sich um eine herausragende Quelle, denn der Kataster bietet die grösste und vollständigste synchrone Flurnamensammlung überhaupt (schweizweit), und zwar zu einem Zeitpunkt, als das Namenystem noch völlig intakt war, noch vor den flächendeckenden Güterzusammenlegungen, die einen Grossteil der Namen zum Verschwinden brachten. Die Schreibungen sind gelegentlich merkwürdig, was mit der mangelnden Erfahrung der mit der Erhebung betrauten Personen zusammenhängen dürfte.

Literatur:
- Walter Letsch, Küsnachts Reiche und Arme vor 200 Jahren, in: Küsnachter Jahrheft, 48, 2008, S. 61-68.
- Matthias Manz, Die Basler Landschaft in der Helvetik (1798-1803). Über die materiellen Ursachen von Revolution und Konterrevolution, Liestal 1991 (Quellen und Forschungen zur Geschichte und Landeskunde des Kantons Basel-Landschaft. 37), S. 419-430 (grundlegend)
- Bernard A. Piguet, Was geschah in Langnau a. A. vor 200 Jahren?, in: Langnauerpost, Nr. 81, 1999, S. 3-37, hier S. 19-21.
- Thomas Weibel, Dorfchronik Hochfelden, Hochfelden 2013, S. 142.
Creation date(s):1801
Number:169
Level:Klasse
 

Related units of description

Related units of description:Siehe:
K I 52 Rechnungen verschiedener Verwaltungseinheiten, 1798-1804 (Dossier)

Siehe:
O 471.5 Auszüge aus dem Helvetischen Kataster, 1950 (ca.) (Dossier)

Siehe:
K II 19 Katasterwesen, 1801-1802 (Dossier)
 

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