Forster, Peter (geb. 1940), Fotograf, von Märstetten TG, 1971.08.23-2007 (Fonds)

Archive plan context


Title:Forster, Peter (geb. 1940), Fotograf, von Märstetten TG
Inhalt und Form:Auswahl von Arbeiten des Thurgauer Auto-Werbefotografen Peter Forster. Theoretische und (werbe-)philosophische Erläuterungen, Ausführungen zur Arbeitstechnik, Dokumentationen von Innovationsschritten in der Werbe-Fotografie, Projektdossiers.
Creation date(s):8/23/1971 - 2007
Running meters:4.07
Aktenbildner:Biographie Peter Forster
(Die folgenden Ausführungen beruhen auf einem Text von Peter Forster.)
Geboren am 18. März 1940 in Weinfelden TG, Bürger von Märstetten TG, Sohn des Hans, geboren 1908, Versicherungskaufmann, Mutter Martha Schmid, geboren 1912, Hausfrau. Bruder Architekt, geboren 1939, Schwester Grafikerin, geboren 1951. Primar- und Sekundarschule in Weinfelden, ein Jahr Handelsschule in Romanshorn.
1957: ein Jahr Vorkurs Kunstgewerbeschule Zürich. 1958: ein Jahr Kunstgewerbeschule, Studium wissenschaftliches Zeichnen bei Karl Schmid, nachhaltiger Einfluss vor allem bezüglich Präzision, Konzentration und Lehre des Zen. Drei Wochen Rekrutenschule in Dübendorf, dann Entlassung.
1959-1962: drei Jahre Fotografen-Lehrzeit bei Michael Wolgensinger in Zürich, der neben Karl Schmid zweiten für Peter Forster sehr prägenden Person. Direkt im Anschluss Aufbau und Leitung eines Fotostudios in der Werbeagentur Fischer, Sauter in Zürich. Dave Brüllmann beginnt bei Peter Forster (als damals jüngstem Fotografen-Lehrmeister) 1963 seine Lehre. Erste Erfahrungen mit Werbefilm. 1964 Heirat und Geburt der ersten Tochter Hélène, kleine Wohnung in Dübendorf, neben dem Militärflugplatz. 1966 Umzug nach Basel und fünf Jahre intensive Arbeit im Studio von Peter Moeschlin. Erste Autofotografien, vor allem für Doyle Dane Bernbach, Düsseldorf. 1968 Geburt der zweiten Tochter Yvonne. Die 1968er Bewegung ging an Peter Forster als engagiertem Fotograf und Familienvater weitgehend vorbei, zumal im etwas abgelegenen Basel.
1971 Eröffnung eines eigenen Studios in Zollikon ZH an bester Adresse, unterster Stock einer Villa mit eigenem Tennisplatz, Seeblick etc. Wohnsitz für zehn Jahre in einer Attikawohnung hoch über dem See in Meilen. Glänzender Start mit einem Auftrag von Porsche, Stuttgart, dann von VW, Wolfsburg. Anschliessend hauptsächlich internationale Auto-Kunden (Deutschland, Italien, Grossbritannien, Frankreich). Peter Forster arbeitet als erster Fotograf in der Schweiz ausschliesslich mit Freelancern, ohne eigenes Labor und ohne Repräsentanten. Im Rotationsprinzip ein halbes Jahr lang Präsident des Zürcher Fotografenverbandes. Sehr erfolgreiche Arbeiten mit Classic Cars. Neben internationalen Autoherstellern (ca. 80 Prozent) hat Peter Forster Kunden aus der Food-, Möbel- und Baubranche. 1978 erste Aufträge in den USA und Japan. Beginn der Suche nach einem Grundstück auf dem Land für Wohnen und Arbeiten. Zu dieser Zeit kaum Schweizer Kunden.
1980 Kauf einer landwirtschaftlichen Liegenschaft im Thurgau mit zwei getrennten Gebäuden und 10 000 m2 Land, angrenzend an ein Naturschutzgebiet. Umbau der Scheune in ein universales Fotostudio und Totalrenovation des Fachwerkhauses als neues Wohnhaus. 1981 Umzug ins 'Studio am Bommer Weiher' (Bommer-Weiher Studio AG, Kemmental TG). Peter Forster akquiriert grosse Aufträge aus Japan. Seine Fotos finden weltweite Verbreitung; er ist damals in Japan bekannter als in der Schweiz. Viele Reisen in wettersichere Gebiete inEuropa und USA. Es gibt Jahre mit weniger als dreissig freien Tagen. Entwicklung raumsparender Verfahren für die Autofotografie, Umbau des Studios in ein kleines Autostudio, wodurch ein kostengünstiges Aufnahmeverfahren bei mindestens gleichbleibender Qualität möglich wird. Die Schweizer Autoimporteure wollen mehr und mehr eigene Fotos. Dadurch steigt der Anteil inländischer Aufträge auf über 30 Prozent, realisiert zumeist im eigenen Studio, also nicht mehr in teuren Mietstudios.
1988 Scheidung, in den Folge Wanderjahre, aber auch finanzielle Probleme bei stark steigenden Zinsen. Bewältigung der Durststrecke mit noch intensiverem Arbeiten im In- und Ausland.
1993 erneuter Umbau des Studios, Bau einer zusätzlichen Loft-Wohnung und mehrerer Garagen. 1994 Heirat mit Anne-Marie, Umzug in die Loftwohnung über dem Studio und Vermietung des Wohnhauses. An Arbeits-Infrastruktur steht nun zur Verfügung: das Studio (ca. 120 m2), ein grosses Büro mit Blick auf den Weiher, ein Schminkraum/Garderobe , eine kleine Küche, drei Werkräume, drei Lagerräume, ein Archiv, ein klimatisierter Weinkeller, ein Boulodrôme und einige romantische Aussensitzplätze. Die exzellente Lage (nur 35 Minuten entfernt vom Flughafen Zürich-Kloten) und die umfassende Infrastruktur werden insbesondere von der ausländischen Kundschaft sehr geschätzt, weniger aber von den (in Richtung Osten reisemüden) Zürchern.
Seit etwa 1990 setzt sich Peter Forster immer wieder mit der digitalen Fotografie und deren neuen Möglichleiten auseinander, doch in der High-Level-Autofotografie halten sich der Film und das Grossformat noch weit über das Jahr 2000 hinaus. Mehr und mehr werden hybride Techniken eingesetzt. Die Honorarentwicklung hält aber mit der aufwändigen und teuren Technologie nicht Schritt, zudem verschlechtert sich ab der Jahrtausendwende die allgemeine Wirtschaftslage, was zu Einkommenseinbussen führt. Das digitale Arbeiten erleichtert den Kunden zunehmend das Eingreifen in die Arbeit des Fotografen. Fazit: Für weniger Einkommen immer schlechtere Arbeit.
2002 verkauft Peter Forster seine Liegenschaft in Kemmental und verabschiedet sich von seinen Kunden für ein zweijähriges Sabbatical. Das wesentliche Equipment lagert er in einem grossen Mietstudio ein. Er holt nach, wofür er trotz seines Berufs nie Zeit hatte: Er nimmt sich Zeit, zu reisen, und zwar mit der Musse, das Fremde wirklich kennenzulernen. Um bei der Kundschaft in Erinnerung zu bleiben, sendet er seinen Kunden elektronische Postkarten von seinen Reisen, die in irgendeiner Form an Autos erinnern (z. B. Muscheln im Sand, die ein Auto zeigen), mit dem Untertitel: "Nur noch xx Monate, dann wird wieder gearbeitet." Er will in Erinnerung bleiben und nach der Rückkehr weiterarbeiten.2004 haben sich nicht nur die leidigen Umstände weiter verschlechtert, sondern auch Peter Forster hat sich in den zwei Jahren verändert. So gelingt der Wiedereinstieg nur in mässiger und unbefriedigender Form. Anderseits interessieren ihn weitere Reisen und vor allem seine sozialen Engagements (Ukraine u. a.) immer mehr. 2006 zieht er sich gänzlich vom Geschäft zurück und verkauft sein gesamtes Equipment (so gut es noch geht). Dieser Abschied fällt Peter Forster alles andere als leicht. Er hat durch seinen Beruf sehr viel erreicht, erfahren und gesehen. Trotzdem entscheidet er sich so, und die Übergabe seines Firmenarchivs ans Staatsarchiv des Kantons Zürich ist in diesem Zusammenhang ein bewusster Schritt ohne Bitterkeit.
Fondsgeschichte:Im Juli 2007 wurde das StAZH vom Fotobüro Bern, Markus Schürpf, auf Peter Forster bzw. sein Firmenarchiv aufmerksam gemacht. Darauf folgte eine erste direkte Kontaktnahme mit Peter Forster im Hinblick auf die Sichtung der Unterlagen in Kreuzlingen im Herbst 2007. Die Bewertung ergab, dass sich eine dauernde Überlieferung des kleinen, aber feinen Firmenarchivs auf jeden Fall lohnt. Mit Peter Forster wurde vereinbart, dass er rund dreissig exemplarische Projekte und zusätzlich bestimmte technische und theoretische Probleme (bzw. Lösungen) dokumentiert. Die durch das StAZH gebildeten Dossiers orientieren sich sehr weitgehend an der so geschaffenen Ordnung; die erläuternden Texte von Peter Forster sind jeweils als erstes Blatt in einem Projektdossier abgelegt.
Am 8. Mai 2008 wurde der Bestand als Ablieferung 2008/058 übernommen; der Schenkungsvertrag wurde beidseitig am 10. Juni 2008 unterzeichnet.
Von Juni bis August 2008 wurde der Bestand erschlossen; die Arbeiten wurden im September/Oktober 2008 abgeschlossen. Die Etikettierung und Magazinierung erfolgte im November/Dezember 2008. Aufgrund der gewählten Ordnung und der verschiedenen Medienformen überschneiden sich die Signaturenbereiche der einzelnen Archivschachteln. Zur besseren Übersichtlichkeit, welches Dossier in welcher Schachtel zu finden ist, wurde jeder Archivschachtel eine Bestandesübersicht beigelegt.
In erschlossenem Zustand umfasst der Bestand 8 Archivschachteln und eine Reihe von Mappen mit insgesamt 35 Dossiers.
Der Bestand gibt Einblick in die Arbeit eines professionellen Fotografen in der Zeit von 1970 bis zum Ende des 20. Jahrhunderts, und zwar in einer Teildisziplin, in der sich verschiedene generelle Probleme der Fotografie besonders akzentuieren: In der Autofotografie ist alles ein wenig grösser, die Reflexe sind stärker, unter Umständen muss mit bewegten Objekten gearbeitet werden, nicht alles kann im Studio erledigt werden, die Anforderungen der Kunden besonders hoch etc. Wer also am "Making of" professioneller Bilder gegen Ende des 20. Jahrhunderts generell und am Entstehen von Autobildern speziell interessiert ist, wird in diesem Bestand Antworten auf viele Fragen finden.
Access regulations:Gemäss Schenkungsvertrag vom 10. Juni 2008 gelten für das Firmenarchiv die gleichen Einschränkungs- und Schutzfristen wie für staatliche Unterlagen.
Bestände:W I 91
Level:Fonds
 

Containers

Number:2
 

Usage

Permission required:[Leer]
Physical Usability:Uneingeschränkt
Accessibility:[Leer]
 

URL for this unit of description

URL: https://suche.staatsarchiv.djiktzh.ch/detail.aspx?ID=259124
 

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